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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 31.1913

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Nr. 7
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Baur, Ludwig: Tempelmaße, [3]
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Reiter, Joseph: Schlußsteinlese
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https://doi.org/10.11588/diglit.16253#0081

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70

Deutschlands (romanisch - germanische
Periode), und auch diese mit Auswahl,
welche P. Odilo Wolfs einer Untersuchung
unterzieht. — Es wäre wohl fruchtbar,
diese Untersuchung nun in weiterem Um-
fang auch auf andere Werke der Architektur
— ich denke hier vor allem au Nord-
afrika, Syrien, Byzanz — auszudehueu
und nach geschichtlich zusammenhängenden
Gruppen durchzuführen ^). Es scheint gar
nicht ausgeschlossen, ist vielmehr geradezu
als wahrscheinlich zu bezeichnen, daß sich
dadurch innere historisch-genetische Zu-
sammenhänge offenbaren wurden, die auf
der Gleichartigkeit des Konstrnktionsmodus
beruhten^). Wir wissen ja, daß in der
kleinasiatischeil und syrischen Baukunst, die
wir durch die Publikationen von Strzy-
gowski, de Vogue und Biltler kennen, ganz
bestimmte Unterschiede in den Verhältitissen
eingehalten sind, welche die einzelnen Bau-
gruppen voneinander abheben. P. Odilo
Wolfs leitet sein zweifellos sehr bedeu-
tendes und beachteilswertes Werk ein illit
einer kiiapp zusaiiliilengefaßten, mehr
thetischen als begrüiidenden Darlegung
der ästhetischen Bedeutuiig der Proportion
des Maßes im Schönheitsbegriff über-
haupt. — Ziemlich eingehend legt er dar,
wie das iit den Kreis eingeschriebene
Hexagraiiiin um seiner tiefen und leicht
verständlichen Syiilbolik willeii, wie auch
ivegen des Reichtums der in ihni enthal-
teneil Maßverhältnisse, sich von vornherein
schon als Grundmaß eiilpfiehlt, „denn
vonl ästhetischen Standpunkt aus bietet
der Kreis und das gleichseitige Dreieck
bezlv. das Hexagramnl das anl leichtesten
anwendbare und fruchtbarste harmonisie-
relide Verhältnissystem".

(Schluß folgt.)

H JP. Wolfs behandelt im Zusammenhang
mit der sogenannten romanischen Baukunst einige
kleinasiatische Kirchengrundrisse, die er aus Strzy-
gowski, Kleinasien, ein Neuland der Kunstge-
schichte, entnimmt.

2) Schon Viollet le Duc suchte auf Grund
der Proportion Schulunterschiede festzustellen. Er
versucht, das Herausfallen der doch schon gotischen
Kathedrale von Bourges aus dem im 13. Jhdt.
doch sonst üblichen gleichseitig-dreieckigen
Proportionssystem durch die romanischen, recht-
winklig gleichschenkligen triangulatorisch-propor-
tionalen Traditionen jener Provinz zu er-
klären. Vgl. Höber a. a. O. 102.

öchlnßsteinlese.

Von Dekan Reiter.

Als ich neulich den Prospekt zu dem
Buche über „Volkstümliche Kunst aus
Elsaß-Lothringen" von K. Staatslnann
zur Hand nahm, entdeckte ich daselbst
einen schönen Schlußstein voll einem
Straßburger Feilster aus dem 18. Jahr-
hilndert. Aehnliche Schlußsteine zeigen
auch die seinerzeit von Ragueilet heraus-
gegebenen Schlußsteintafelll, und wer sich
für solche Sachell interessiereil kann, wird
iilailches Interessante darin finden. Unter
andereiil interessierte nlich besoilders die
Schwurhand (60. Lieferuiig), welche nach der
dortigen Aiigabe über der Türe zur Krypta
des Domes zu Merseburg ailgebracht ist.
Indessen inöchte ich iilich hier iiicht mit
Schlußsteinen überhaupt, sondern mit Ge-
wölbeschlußsteinen beschäftigen, über welche
im „Archiv" scholl einige Aufsätze er-
schienen sind. Studien über Gewölbe-
schlußsteine sind nicht so leicht zu inachen:
die Quelleil fließen ziemlich spärlich, und
was die persönliche Umschau aiilangt, so
ist dieselbe iiicht immer ertragreich, da bei
der Höhe der Kircheil und ihrer oft mangel-
haften Beleuchtung von unten aus man-
ches nicht oder nicht recht gesehen werdeil
kailn. Es dürfte deshalb nicht unan-
gebracht sein, weiin den bisherigen Ar-
tikelil über Gewölbeschlußsteiile sich heute
ein neuer unrecht, um einerseits auf ge-
wisse Kleinigkeiten anfmerksanl zu inachen,
anderseits aber auch gewisse Ausblicke in
ein teilweise welliger bekaiintes Gebiet zu
eröffnen.

Bei einem Besuch der Kirche in Dorn-
stetten bei Freudenstadt sah ich in der
Sakristei einen Schlußstein mit der fünf-
blätterigen Rose. Man findet dieselbe in
vielen Kirchen, bisweileil tu derselben
Kirche mehrmals, uub es ist zu lesen, daß
sie eiil Synlbol sei von der rosa mystica
der Lanretanischen Litanei. Wie verhält
es sich nun mit den anderen Gewölbe-
rosen, welche 6, 7, 8 oder 9 Blätter
aufweisen? Sollen auch sie ein Sinnbild
Mariens sein?

Es wurde im „Archiv" voui Jahre 1901
eiil besollderer Schlußstein von Nagold
genannt (drei Männer in eigentümlicher
Verschlingung darstellend), uild später be-
 
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