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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 31.1913

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Nr. 7
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Reiter, Joseph: Schlußsteinlese
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Pfeffer, Albert: Ein Biberacher Renaissancemaler
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https://doi.org/10.11588/diglit.16253#0084

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73

Schlußsteingruppe gefunden, welche sich au
Großartigkeit mit den besprochenen Dar-
stellungen messen könnte. Immerhin sind
wir in der Lage, wenigstens eine Kirche
namhaft zu machen, auf deren Schlußsteinen
der Weltenrichter zur Anschauung gebracht
ist. Jul Chor der Klosterkirche zn Blan-
beuren findet man eine größere Zahl von
skulptierten und beinalten Schlußsteinen
mit folgenden Darstellungen von Osterl
nach Westen: 1. Meisterzeichen des Peter
von Koblenz. 2. Christus als Weltrichter,
mit der Inschrift: Venite benedicti
patris mei percipite paratum vobis
regnum. Discedite a me in ignem
eternum qui paratus est diabolo et
angelis eins (Matth. 25, 34 und 41).
Auf zwei Seltenschildern Engel mit Po-
saunen. 3. und 4. Engel mit Marter-
werkzeugen. 5. Madonna, Inschrift:
Astitit regina a dextris tuis in
vestitu deaurato (Ps. 44, 10).

7. und -8. Engel mit Marterwerkzeugen.
9. Johannes Baptista. Inschrift: Jam
securis ad radicem posita est (Matth.
3, 10) Johes bapta. 10. und 11. Engel
mit Leidenswerkzeugen. 12. S. Benedic-
tus. Inschrift: Oratorium hoc sit
quod dicitur nec ibi quid cumque aliud
geratur (Benediktinerregel Kap. 52).
13. Engel mit Wappen des Abtes Fabri.
Inschrift: Fabri Filius Fundator se-
cundus 1491.

Diese Ausführung ist verwandt mit den
Ausführungen in Trier, Xanten und
Maestericht, erhebt sich aber liicht ganz zu
ihrer Höhe und will den Gedankenflug
etwas beeinträchtigen. Die Einführung
des hl. Benediktus darf als eine gute
Eingebung bezeichnet werden. Dagegen
kann es befremden, daß Johannes der
Täufer nicht als Fürsprecher erscheint,
sondern mehr nur als benedictus. Auch
wollen die Steine Nr. 1 und Nr. 13 in
diesenl Zusanlulenhang fast etwas störend
wirken.

Noch können wir eine Kirche nennen, in
welcher die Gewölberosen zu eittem schönen
Strauße zusammengebnnden sind; es ist dies
die vor einigen Jahren im Westquartier
von St. Gallen in spätgotischenl Stile er-
baute Othmarskirche. Die Schlußsteine des
Mittelschiffs reden dort von der Gnade und
beit Gnadenmitteln, während die Seiten-

schiffschlnßsteine mit den Malereien an der
Wand von der Verkündigung der Gnade
reden (Apostel, Evangelisten, Bischöfe). Die
acht hohen und breiten Fenster im Quer-
schiff und Chor leiten das Thema weiter,
indeiil sie die acht Seligkeiten darstellen und
damit auf den ewigen Lohn eines in Gnade
verbrachten Lebens Hinweisen, welchen sonst
öfters die Kränze ans den Gewölbeschlnß-
steinen andeuteil sollen (Hetoimasia).

Lin Biberacher Renaissancemaler.

Von Pfarrer Pfeffer, Laullingen.

In Biberach lebte in der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts ein Maler Hans
Wattalekh (?), von dem Georg Lutz in
seinen Beiträgen zur Geschichte der ehe-
maligeil Reichsstadt Biberach (1876)
S. 144 ohne nähere Quellenangabe be-
richtet, daß er ein geschickter Maler ge-
wesen sei und im Jahre 1537 in Biberach
gelebt habe; er hätte an das Rathaus
Bilder malen solleil, was er aber als
Zwinglianer abgelehnt habe. Diese Notiz
ist in den Textband der Kunst- und Alter-
tnnlsdeilkniale int Königreich Württemberg,
Oberami Biberach (1909), bearbeitet von
Dr. Baum und Dr. Pfeiffer, S. 24
übernommen worden, ohne daß weiteres
über den Maler beigebracht wurde. An-
läßlich der Restanriernng der Pfarrkirche
in Unterwachingen, OA. Riedlingen, einer
eiitzückendeil Schöpfung des Deutschordens-
baumeisters Johann Kaspar Bagiiato, ist
mir ein Vertrag zu Gesicht gekonlmen,
den die Gemeinde Unterwachingen mit
genanntem Maler schließt. Für die Ge-
ineinde fungieren Pfarrer Michael N.
und die Heiligenpfleger Jörg Bair und
Hans Knechtle; sie schließen mit Hans
W a t h e n l e ch, Ar a l e r und Bürger
zu Biberach, am Othniarstag (16. No-
vember) 1 5 2 2 einen Vertrag, wonach
Wathenlech von seiten der Gemeinde
eine A l t a r t a f e l ans d e n F r o n a l t a r
der Pfarrkirche n nt 147 Gulden
verdingt wird. Deil Altar hatte der
Biberacher Maler schon „erberklich und
waidlich" gemacht und aufgesetzt. Die
Kirchenpsleger hatten ihm schon 1521 eine
Anzahlung von 38 Gulden gemacht; im
selben Jahre weitere 12 Gulden; in
dem folgenden Jahre 10 Gitlden; die
 
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