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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 31.1913

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Nr. 7
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Pfeffer, Albert: Ein Biberacher Renaissancemaler
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.16253#0085

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74

übrige „somen", die sie dem Maler noch
„hinderstöllig" uub schuldig sind, wollen
sie oder ihre Nachkommen in jährlichen
Raten von je 10 Gulden an St. Martins-
lag beni Maler gen Biberach in die
Stadt bezahlen. Es wurden zwei gleich-
lautende Verträge gefertigt, einer für die
Kirchenpslege, wo er sich bis heute erhalten
hat, der andere für den Künstler. Unter-
schriften oder Siegel sind nicht angebracht.
Auf der Urkunde sind die Einzelquittnngen
bis zum Jahre 1531 vermerkt. Bemer-
kenswert ist nur, daß dem Maler die im
Jahre 1525 fällige Rate von 10 Gulden
durch Vermittlung seines „Schwechers"
überwiesen wurde. 1531 zahlten die
Unterwachinger prompt scholl am Mittwoch
vor der Herren Faßnacht und warteten
Mattiui nicht ab; sie waren nach zehn-
jähriger Tilgungszeit ihrer Schuld ledig;
Pfarrer war in diesem Jahr Hans Gndin.

Auffallend ist, daß in dem Vertrag
über die Größe, Form, farbige Behand-
lung, inhaltliche Darstellung, ob nur Ma-
lerei oder auch Plastik zur Verwendung
kam, gar nichts bemerkt wird. Das
wurde mündlicher Uebereinkunft überlassen.
Der Betrag für einen Altar in einer
kleinen ländlichen Dorfkirche erscheint
ziemlich hoch. 1485 erhält Michel Erhärt
für den Dionpsinsaltar in St. Ulrich in
Augsburg (Schnitzaltar ohne Fassung) 40
bis 00 Gulden (Baum, Die Ulmer Plastik
[1911] 3, 157 f.); 1482—1484 der
jüngere für das Vespertolium des

Ulmer Münsters 80 Gulden (a. a. O.
155); 1510 der Bildschnitzer Daniel

Manch und der Maler Martin Schaffner
für einen Altar in die Ulmer Barsüßer-
kirche zusammen 80 Gulden (a. a. 0. 103).

lieber den Verbleib des Altars wissen
wir, daß er 1051 anläßlich einer Kirchen-
restanration samt dem Tabernakel neu
bemalt wurde. 1754 wurde die Kirche
von Johann Kaspar Bagnato erweitert
und umgebaut, ihr zugleich ein neuer
Chor und Turin gegeben. Der alte
Altar wurde in die neue Kirche über-
nommen. In der Banrechnung sind aber
die Kosten für drei neue Altäre aufgeführt.
Demnach muß der alte Wathenlechsche
Altar in ben 50er Jahren des 18. Jahr-
hunderts doch noch entfernt worden sein,
wahrscheinlich in der Absicht, die Innen-

ausstattung der Kirche ganz einheitlich im
Rokokocharakter durchzuführen.

Vom Wathenlechschen Altäre sind mög-
licherweise noch zwei große, ans grober
Leinwand gemalte Bilder erhalten. Früher
sind sie einmal znsammengefügt und als
ein Antependinm benützt morden. Sie
stellen den Alten und den Neuen Bund
dar; 1609 sind sie von Maler Schöttle
in Munderkingen „restauriert" worden.
Der ursprüngliche Charakter läßt sich ohne
Abnahme der Uebermalungen nicht mehr
leicht erkennen.

Die Form des Namens Wathenlech
weist darauf hin, daß der Maler kein
geborener Viberacher ist, sondern wohl
vom Niederrhein oder von den Nieder-
landen stammt. Da er ansdrücklich als
Bürger in Biberach genannt ist, muß sein
Name in den Biberacher Bürgerlisten ge-
sunden werden können. Die Notiz über
seinen Schwager in Biberach weist darauf
hin, daß seine Frau eine Biberacherin
war. Sache der Biberacher Lokalforschung
wird es sein, über den Künstler in Bibe-
racher Archivalien weiteres zu erheben.

Literatur.

A l b r e ch t D ü r e r n n d N i k o l a u s v. K u s a.
Deutung der Dürerschen^Melancholie" von
Dr. I. H. Endres. (Sonderabdrnck aus
„Die christliche Kunst", XI. Jahrgang,
Heft 2—4.) München (Gesellschaft für
christl. Kunst) 1913. — 24 S. — 1.25 M.
Zu den vielen Deutungen der Dürerschen
Melancholie eine neue hinzuzufüzen, konnte über-
flüssig und gewagt erscheinen, wenn nicht dieser
neue Deutungsversuch vor allen anderen das
voraus Hütte, daß er sich auf sehr bemerkens-
werte objektiv gegebene und bisher vollständig
außer acht gelassene Anhaltspunkte stützen könnte.
Professor End res weist nämlich hin auf die
sehr bemerkenswerte Beziehung Dürers zur
Spekulation des gelehrten Karvinals Nikolaus
v. Kusa ich 1464), tun dann an der Hand ein-
zelner Werke des Kusaners durch frappierende
Hinweise sowohl die Einzelheiten auf dem
Dürerschen Stich der Melancholie zu deuten, als
auch schließlich das ganze Blatt seiner Grundioee
nach ins richtige Licht 31t setzen.

Die Pariser Ausgabe der Werke des Nikolaus
v. Kusa war im Jahre 1514 erschienen, deinselben
Jahre, in dem Dürer seine berühmten Kupfer-
stiche „Melancholie" und „Hieronymus im Ge-
häuse" fertigstellte. Daß die Werke des Kusaners
in Nürnberg schon früher gekannt und geschätzt
waren, läßt sich Nachweisen sS. 1 f.). — Speziell
was Faberin seinein Vorwort zur Kusaausgabe
über die erste und zweite Theologie sagt, wird
 
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