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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 31.1913

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Nr. 8
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Baur, Ludwig: Tempelmaße, [4]
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Reiter, Joseph: Sankt Rolandus?
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https://doi.org/10.11588/diglit.16253#0090

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79

Ansmerksamkeit schenken mnssen. Aber
dabei soUle es sein Bewenden nicht haben.
Die Geschichte sollte anch hierin Lehr-
meisterin für die Gegenwart und Znknnst
werden. Was 'hier als die innerste Seele
der antiken, altchristlichen uut> romanischen
Architektur gefunden ist, das sollte
jeder moderne Architekt nicht nur
st n d i e r e n, sondern zur Grund-
lage seines eigenen architekto-
nischen Köntiens machen. Das
Resultat wäre, daß wir bald nicht mehr
über absolute Stillosigkeit unserer Zeit zu
klagen hätten. Das mathematische Prin-
zip der Hexagrammproportion, verbunden
mit den konstruktiven Errnngenschasten der
Neuzeit ltiib ihrem Formenausdrnck —
das wäre der neue Stil.

Das Werk verdient also vor allem die
vollste Beachtrrng ltiib das eingehendste
Studium unserer Kirchenarchitekten.
Wer überhaupt zrr selbständigenr Schaffen
befähigt ist, wird etwas daraus zrr machen
missen.

Aber sein Wert reicht sicher noch weiter.
Vor allem müßte die Anwendung dieses
Schlüssels ans die kirchliche Kleinkunst,
ans das kirchliche Knnstharldwerk (bie kirch-
liche Stickknnst und ihre dekorativen Formen
mit eingeschlossen) eine äußerst frilchtbare
sein. Die Proportionsverhältnisse voll
Kelchen, Monstranzen, Kruzifixen, Stand-
nnd Kronlenchtern, Ranchsaß und Schiff-
chen, Weihwasserkessel n. s. f. rnüßten bei
konsequenter rrnd dabei geschmackvoller An-
rvendung der hier gewonireneir Erkenntnisse
zu einer außerordentlichen Veredelung
und wertvollen Bessergestalt trug führen.

Inwieweit eine Anwendung ans Plastik
und Malerei (wenigstens Freskomalerei)
möglich ist, läßt sich nur nach eingehen-
deren Untersnchnngen seststellen. Möge
eure gleich gewandte Feder, wie die des
?. Odilo Wolfs, uns diese Unter-
suchnng schenken. Recht rrnd Bederrtnng
der Kunstrichtung, deren Pflege B e n r o n s
charakteristisches Verdienst ansmacht, wür-
den dadurch wohl in ein nerres Licht
treten rrnd das Lebenswerk des greisen,
edlen und gerrialerr Paters Desiderins
würde damit seine ästhetische und knnst-
historische Unterlage erhalten.

trankt Rolandus?

Von Dekan Reiter.

Rolandsäulen oder Rolandbildec sind
rohgearbeitete Bildsäulen ans Stein, die
sich irr norddeutschen Städten, besonders
in Niedersachsen, Holstein rrnd der Mark
Brandenburg finden rrnd meistens einen
geharnischten oder riranteltragenden, aber
barhäuptigen Mann mit dem Schwerte in
der Hand darstellen (Der „iserne"
Mann — l’homme de fer in Straß-
brrrg?). Ueber die Zeit ihrer Errichtung
und über ihre Bedeutung ist inan noch
nicht im reinen, wenn auch die An-
schamlngen sich jetzt doch mehr und mehr
geklärt haben. Wahrscheinlich rvaren sie
bei dem allsächsischen Stamm Zeichen der
befriedeten oder eingeengteil Ding- oder
Gerichtsstätte. Auch erscheinen sie nicht
selten als Symbole der städtischen Frei-
heit, des Marktrechts und namentlich als
Zeichen dafür, daß der betreffenden Stadt
der Blntbann znstand. Der Raine wurde,
wohl erst später, mit dem Helden Roland
in der Karlssage in Verbindung gebracht.
Roland selbst wuchs nach mtb nach über
die Bedeiltnng des Helden und Symbols
hinaus und gelangte zil ganz anßerordent-
lichen Ehren. Ob er auch als Heiliger ver-
ehrt worden ist?

Wir stellen die Frage uub wollen uns
einige Augenblicke mit ihr beschäftigen.

Sankt Rolandns ist ein Kapitel über-
schrieben in dem Buche über „Das Rätsel
der Rolande", ivelches Kall Höde als Fest-
schrift znin Jubiläum des Rolands voil
Belgern (1610—1910) heransgegeben hat.
Jil bem Kapitel wird unter anderenl
gesagt, daß Roland in verschiedeneil Län-
dern von der Kirche als Heiliger darge-
stellt lvorden sei, ivie dies ans drei ein-
wandfreien Beispielen erhelle. Zilerst
ivird der Roland a»l Donr 511 Verona
genannt, wo der Ritter in Helm ltuö
Kettenpanzer, mit Schild uub bloßem
Schwert durch die ans bem Schwerte an-
gebrachte Insel rift Dllrindarda ans-
drücklich als Roland gekennzeichnet ist.
Sodann weist der Verfasser hin ans beu
Ritter vor der Stiftskirche zu Obermars-
berg in Westfalen. Am Sockel verkünde
eine Inschrift, das Standbild stelle Sankt
Roland vor (statua s. Rolandi) und sei
 
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