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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 31.1913

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Nr. 9
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Reiter, Joseph: Ein Beitrag zur Ikonographie
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.16253#0102

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Wolken thronend Gott Vater. Den rechten
Arm legt er voll väterlicher Liebe um eine
neben ihm sitzende, jugendliche, bartlose
Gestalt mit der Taube auf der Brust.
Das Ganze ist eine plastische Arbeit aus
verhältnismäßig jüngerer Zeit und hat
in der Kapelle zu Kalkiveil bei Rotten-
burg ein Vorbild oder eilt Nachbild.

Die Bedeutung des Bildes im einzelnen!

Nach der Legende mar das Kreuz ein
Steckling vom Baume des Lebens, der
auf Adams Grab gepflanzt mar. Des-
halb erscheint dasselbe schon frühzeitig öfters
als grüner Lebensbaum, so z. B. in der
Kirche der hl. Elisabeth zu Marburg, mit
Grabmal der Heiligen und in einem Kirchen-
fenster. Bei den Zisterziensern soll diese
Darstellung besonders beliebt gewesen
sein. -— Die Schlange mit dein Apfel
zeigt die gewöhnliche Auffassung; dagegen
ist beachtenswert, daß wir am Fuße des
Kreuzes statt des Schädels ein Skelett
finden. Wenn dasselbe sich anfrichtet,
so soll das noch besonders an Aufer-
stehung und Leben erinueru. „Ecce
resurgit Adam, cui dat Deus in
cruce vitam“ (Dom tu Chur; Ulrichs-
lirche, Augsburg).

Die jugendliche Figur über dem Quer-
balken des Kreuzes ist wohl uiemaud
anders als der Hl. Geist, aus welchen
die Taube noch extra hinweist. Auch
legt uns diese Annahme die Inschrift des
Bildes nahe: Zu Ehren der hl. Drei-
faltigkeit gestiftet von Joseph Schelhoru
und seiner Ehefrau Theresia geb. Wied-
iitmtit von Eutingen. Sonach haben
wir in der Kapelle zu Weiliugen neben
der Kreuzesdarstellung eine ganz eigen-
artige, ikonographisch denkwürdige Dar-
stellung der hl. Dreifaltigkeit, welche ja
auch am Schluß des Passioushpmuus
gepriesen wird. „Lempiterna sit beatae
Trinitati gloria“.

Eine besondere Untersuchung dürfte
die Frage verdienen, ob das Kalkweiler
Bild nach dem Weitinger, oder dieses
nach dem Kalkmeiler hergestellt worden ist.

An sich wäre beides möglich: es könnte
sowohl aus einem Kloster in Rotten bürg,
als auch aus dem Kloster Wilticheu,
welches ehedem den Kirchensatz in
Weitiugeu besaß, die Anregung zur Dar-
stellung der hl. Dreifaltigkeit in der oben

beschriebenen Weise ausgegangen sein.
(Bild aus dem Kloster Witticheu: Jesus
als Apotheker.)

Literatur.

R o m a. Die Denkmale des heidnischen, nnter-
irdischen, neuen Nom in Wort und Bild
von Dr. R Albert Kuhn. Einsiedeln
(Benziger) 1912 (Heft 1—6).

Es wird den zahlreichen Besuchern der einigen
Stadt eine hochwillkommene Gabe sein, die ihnen
der gelehrte Verfasser der großen Kunstgeschichte,
Or. P. Kuhn, nunmehr in 7. Auflage mit 939
Abbiloungen zur Belehrung mit auf die Reise
gibt. Seitdem er zum erstenmal seine Noma
(das dreifache Rom umfassend) erscheinen ließ,
find über 30 Jahre dahingegangen. Diese Zeit
ist für die Erforschung der antiken, altchristlichen
und mittelalterlichen Geschichte und Kunstge-
schichte Noms von größter Bedeutung und reich-
sten Ergebnissen gewesen; aber auch das neue
Rom hat seit 30 Jahren gewaltige Aenderungen
— nicht immer begrüßenswerte — erfahren. Dazu
kommen die bedeutsamen Wandlungen auf dem
Gebiete der Jllustrationstechnik.

Um all dem Rechnung zu tragen, hat sich
R Kuhn entschlossen, diese neue 7. Auflage vollstän-
dig neu umzuarbeiten, so daß kein Blatt unver-
ändert blieb und ganze Teile vollständig neu
geschrieben wurden.

Das Buch will zwar die Ergebnisse der Wis-
senschaft dem Leser darbieten und ihm so ein
sicherer und zuverlässiger Führer durch die ver-
schiedenen Gebiete der Altertumskunde, Geschichte,
Kunst usw. sein. Aber der Verfasser verzichtete
auf allen gelehrten Ballast und bemüht sich, mög-
lichst veiständlich — auch für den weniger Ge-
schulten — zu schreiben.

Das heidnische Rom — reich illustriert durch
zahlreiche Bilder, aber vielfach von modernen Mei-
stern — eröffnet mit seiner Geschichte und Bau-
geschichte das Werk (während es früher als An-
hang beigegeben war). Eine ganz gründliche
Umarbeitung mußte natürlich der Teil über die
Katakomben und die altchristliche Zeit erfahren.
Diese beginnt in dem vor kurzem erschienenen
6. Hefte. Der Prospekt verheißt für den später
erscheinenden dritten Teil — für das neue Rom,
eine übersichtliche Ordnung der Denkmäler nach
den Stilepochen, eine Besprechung und Vorfüh-
rung der kirchlichen und profanen Bauten Roms
während der letzten 30 Jahre und endlich eine
solche der Kollegien, nationalen Stiftungen und
Wohltätigkeitsanstalten Roms.

Die mir bis jetzt vorliegenden sechs Hefte
lassen das Werk als ein allgemein sehr empfeh-
lenswertes erscheinen. Es wird zweifellos in
vielen das Interesse für die ewige Stadt und
ihre unerschöpflichen Reichtümer an Kunstwerken
wecken, in anderen Erinnerungen auffrischen, die
zu den schönsten ihres Lebens gehören.

Darum sei es Geistlichen und Laien empfohlen.
Es eignet sich auch vorzüglich zu Geschenkzwecken,
 
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