Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 31.1913

DOI Heft:
Nr. 11
DOI Artikel:
Baur, Ludwig: Unsere Aufgaben gegenüber der kirchlichen Kunst, [3]
DOI Artikel:
Literatur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16253#0124

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
111

Ansätzen einer wahren und erquickenden
Erneuerung der christlichen Kunst iirner-
halb der katholischen Kunstpflege selbst
Vorbeigehen sollen, sondern daß wir ans
sie als echt katholischen Zweig der kirch-
lichen Kunst stolz sein dürfen. Ist die
Benroner Kunst auch nicht für jedermann
und für alle Verhältnisse gegeben: lernen
könnten aus ihr auch unsere heutigen
Künstler sehr viel, und jeder von ihnen
möchte daraus für seine Eigenart in ir-
gend einer Weise reicheri Gerviun ziehen.

Literatur.

Mittlerer Katechisrnns der katholischen
Religion für das Erzbistum Freiburg.
Freiburg 1913. 50 Pf.

Katholisches Religionsbüchlein für die
mrteren Klassen der Volksschulen des Erz-
bistums Frerbrrrg. Freibrrrg 1913. 45 Pfg.
Kleiner Katechismus der katholischen
Religion für das Erzbistum Freiburg.
Freiburg 1913. 25 Pfg.

Erklärung der Katechismusbilder für die
Diözesen Freiburg und Rottenburg von
Joseph Schwarz. Mit 45 Bildern.
M. 1.80.

Der künftige Rottenburger Diözesankatechis-
mus wird Bilder, und zwar eine einheitliche,
eigens für ihn geschaffene Illustration enthalten.
Tie Wirkung derselben kann schon jetzt bemessen
werden, da sowohl die Erklärung von Pfarrer
Joseph Schwarz als der „Mittlere Katechismus
für das Erzbistum Freiburg" den ganzen Bilder-
schmuck vorlegt. Angesichts des fertigen Werkes
empfindet man erst mit voller Wucht die Not-
wendigkeit des veranschaulichenden Elements im
Katechisnius. Das Lehrbuch der sichtbaren
Kirche kann der Bilder gar nicht entraten, und
man wird in kurzem eine Zeit nicht mehr verstehen,
in der man Zweifel hierüber hegen konnte.

Mag also die Jllustrationswut unserer Zeit
das Ihrige dazu beigetragen haben, daß der
Sprung gewagt wurde, so liegt doch der letzte
Grund der neuen Ausstattung nicht in ihr, sondern
im Wesen des Katechismus. Auch bei der
konkreten Ausführung des Jllustrationsplans
hat man der Mode und der Tageslaune keinerlei
Einfluß gestattet. Trotz heftiger Anfechtung
(Hochland VII. S. 768) hat die Leitung mit
anerkennenswerter Festigkeit ihr Programm
hochgehalten: „Der Stil soll nicht der modern-
realistische sein; er soll Idealität und Popularität
verbinden; die Gewandung das Jdealkostüm;
auf kräftige, einfache, aber dabei feine und klare
Linienführung und Konturierung wird Wert
gelegt; sparsame Schattierung, keine gesuchten
malerischen Effekte" (Zur Einführung VII).
Wir suchen demnach ein farbiges Bild ver-
gebens. „Der Katechismus," schreibt Bischof

P. W. v. Keppler in der Einführung, „darf
kein Bilderbuch werden."

Schon eher hat eine gewiße Jllustrationswut
in der buchhändlerischen Verwendung der Bilder
ihre Spuren hinterlassen. Sie sind nämlich
bereits in den „Kleinen Katechismus" und in
das „Religionsbüchlein" des Erzbistums Freiburg
ausgenommen. Die meisten Nummern haben
hier, weil den Kleinen absolut unverständlich,
keinen Sinn, und wie können sie später das
ernste Lernbuch des Katechismus „dem Kinde
lieb und teuer machen", wenn es sich daran
seit Jahren satt und übersatt gesehen hat?

Schöpfer der Katechismusbilder ist der Priester
und Maler Joseph Georg Amrhein. Unter dem
Gesichtspunkt des Buchschmucks hätten vielleicht
andere Künstler — etwa der Meister des
„Neuen Seelengärtleins", von dem denn auch,
wenn wir nicht irren, der Deckelschmuck des
Katechismus stammt, oder der Illustrator des
„Neuen deutschen Kalenders" — Besseres geleistet.
Der erste Eindruck bei flüchtigem Durchblättern
des künftigen Religionslehrbuches mag denn auch
l etwas enttäuschen. Aber das Auge gewöhnt sich
mit der Zeit an fast alle Darstellungen und
befreundet sich zusehends mit ihnen. Nach sorg-
fältiger Prüfung wird man deni Urteil Momme
Niffens zustimmen: „Es wird schiverlich möglich
sein, in heutiger Zeit — und in dem gegebenen
kleinen Format — Besseres und für den vor-
liegenden Zweck Passenderes an Buchschmuck ju
finden. als es hier gegeben ist" (Einführung
S. VII f.).

Amrhein persönlich dürste das kleine Format
kaum als Beeinträchtigung empfunden haben.
Wo immer er sich von der Ueberladung mit
raumraubenden, die Einheit störenden Einzel-
heiten fernhält, gelingen ihm vorzügliche
Leistungen. Ich nenne in dieser Hiirsicht besonders
die „Kreuzigung", „Agnus Dei", „Franziskus
und die Tiere", die Lüge, den Pelikan, „Land-
leute vor dem Kreuze", die „Rosenkranzkönigin"
und die „Eivigkeit".

Zu den störenden Einzelheiten dürfte die
Häufung desselben Symbols im nämlichen Bilde
gehören. Die zwölf Kreuze irr der „Nachfolge
Christi" mögen hingehen. Wenn bei uns auch
kein buchstäbliches Kreuztragen zu Hause ist ivie
etwa im Bereich von Alt-Oetting, so vermittelt
doch die „Kreuzschau" im Lesebuch ein leichteres
Verständnis. Vielleicht hätte die Erklärung
hierauf Bezug nehmen können. Weniger wollen
mir die zwölf Schafe in „Der gute Hirt" und
die acht Tiere in „Die Gnadenquelle" gefallen.
Wozu ferner die sieben Engel in dem Bild „Der
Heilige Geist"? Wohl zur Darstellung der
sieben Gaben des Hl. Geistes? Zur Veran-
schaulichung der dargestellten Wahrheit genügt
gerade der Deckelschniuck.

Entgegen der in der Einführung ausgesprochenen
Befürchtung finde ich den Stil Amrheins durch-
aus nicht flau, sondern der Aufgabe völlig an-
gemessen und im Vergleich mit den landläufigen
Erzeugnissen der erbaulichen Volkskunst sogar
originell. Eine Konzession an den Geschmack der
letzteren bildet nur der Christustypus in „Der
gute Hirt", „Herz-Jesu-Heilige" und „Der an-
 
Annotationen