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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 31.1913

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Nusser, Ludwig: Die Arbeiten eines Pfarrers zur Vorbereitung eines Kirchenbaues, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16253#0128

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115

Eisige Kälte und beständige Zugluft sind
die schlimmen Folgen für kränkliche Prie-
ster. Die Zugluft läßt die Kerzen be-
ständig flackern. Vor allem aber verliert
der Chor eine andachtsvolle Stimmung.
Wird letztere durch teure Glasgemälde
wieder zu erreichen gesucht, so verliert
der Altar an Wirkung. Ein Fenster
hinter dem Hochaltar sollte wegen der
Längenwirkung vermieden werden. Der
Hochaltar muß mit den Fenstern zusam-
men komponiert werden. Geniigender
Platz für Chorstühle sollte von Anfang
vorgesehen werden. Der Hochaltar soll
drei Stufen erhalten. Eine Nische im
Mauerwerk für Meßkännchen ist weniger
störend als eine entsprechende Vorrichtung
am Altartisch.

Dem Chor angebaut, womöglich in
südlicher oder östlicher Richtung, soll sich
die Sakristei befinden. Die richtige
Angliederung derselben an den Bau ist
Sache des Architekten; ob dies überall
glücklich gelungen ist, wollen wir nicht
fragen. Der Pfarrer hat darauf 51t
achten, daß auf zwei entgegengesetzten
Seiten der Weihrauch schnell durch Luft-
zug abgeführt werben kann. Der Fuß-
boden sollte wegen der glühenden Kohlen,
welche leicht verschüttet werden können,
nie von Brettern sein.-Da die Sakristei
immer heizbar gemacht werden muß, sollte
ein Windfang oder ein Vorrannl für
Ministranten nicht fehlen. Eine zwei-
stöckige Sakristei ist immer anzustreben.
Im zweiten Stockwerk finden die besseren
Paramente entsprechenden Schutz vor Ver-
staubung. Der Ranur kann als Sitzungs-
zimmer für den Kirchenstiftungsrat ver-
wendet werden; empfehlenswerter ist es,
denselben bei unseren unsicheren Schnl-
gesetzzeiten als Kommnnikantenschnle vor-
zusehen. Bei den neueren protestantischen
Kirchenbauten fehlen diese Schulräume fast
nirgends. Tort finden wir dieselben
meistens unter der Orgelempore, mit Glas-
verscblag gegen die Kirche hin geschlossen.
Dieser Raum dürfte für katholische Kirchen
zu diesen Zwecken weniger günstig sein.
Eine Eisenbetondecke ist wegen Feuers-
gesahr sehr empfehlenswert. Daß bei der
Fensteranlage der nötige Raum für die
Inneneinrichtung zu berücksichtigen ist, ist
wohl nicht eigens anzuführen. Ein

seuer- nnb diebessicherer Schrank ließe
sich oft leicht hier ins Mauerwerk ein-
lassen.

Die Stellung des Turmes ist vor allein
Sache des Architekten, oft wird dieselbe
wegen der Fundamentierung von den
lokalen Verhältnissen bestimmt. Ist man
bei der Wahl der Stellung des Turmes
vollständig frei, so dürfte sich das Westende
des Langschiffes am meisten empfehlen;
dort bildet er einen Schutz gegen den
Schlagregen für einen großen Teil der
Kirche. An dieser Stelle kann er auch
leicht zum Aufgang zur Orgelempore ver-
wendet werden. Da heutzutage fast alle
neuen Kirchen Heizanlage erhalten, sollte
nian daraus achten, daß der Turm zur
Luftreinigung und schnellen Entweichung
des Rauches benützt werben kann. Durch
entsprechend angebrachte Jnnenfenster kann
leicht bewirkt werben, daß die schlechte
Ranchlnft durch den Turm wie ein Kamin
abzieht und die frische Luft wieder durch
den Turm eintritt. Vom Architekten ver-
lange man eine getrennte Kostenberechnung
für Kirche und Turm. Es sollte nie, um
einen sehr hohen Turm zu erhalten, an
der Kirche selbst gespart werden. Wegen
Flngfeners sollte der Glockenstnhl immer
auf Eisenbeton gestellt werden. Dieses
selbst sollte eine leichte Wölbung erhalten,
so daß der einschlagende Regen von selbst
zusammenfließt und durch eine durchs
Mauerwerk führende Röhre abfließt. Da-
durch werden Schalladen entbehrlich. Eisen-
gitter an den Schallöffnungen anzubringen,
ist von ungünstigster Wirkung für den Klang
der Glocken. Ein Belonboden über beul
Glockenstnhl ist ein guter Schutz der Glocken
bei einem Brandfall der Turmspitze.

Begrüßenswert ist die in neuester Zeit
zum Teil in Uebung gekommene Einziehung
der Strebepfeiler in das Innere der Kirche.
(Meisterhaft durchgeführt bei der neuen
Herz-Jesu-Kirche in Koblenz.) Die Anßen-
ecken, vielfach zur Ansammlung von Ab-
fällen benützt, kommen in Wegfall, innen
geben sich schöne Plätze für Beichtstiihle,
Krenzwegstationen nsw.

Glatte Biberschwänze sind für zumal
den Winden ansgesetzte Dächer das Beste,
glasierte Falzziegel aber wohl das Unklugste.
Zierliche Aufsangstangen bei den Blitz-
ableitern sollten endlich auf unfern neuen
 
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