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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 32.1914

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Nr. 1
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Die neue Salvatorkirche in Aalen, [1]
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Mitteilung
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.16254#0018

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11

der kultischen Idee dadurch dienstbar ge-
macht, daß ein Krenzaltar oder (etwa
wie im Dom zu Florenz) die Plätze für
das Chorgebet der Kanoniker angebracht
werden, mindestens aber wird ein solcher
zentraler Raum von den für das Mittel-
schiff charakteristischen Bänken freizulassen
sein, so daß er noch als eine Nanmeinheit
mit dem Cbor anfgefaßt werden kann. Ich
glaube, man wird solche Erwägungen nicht
ausschließen dürfen, wenn ein voll be-
friedigender Raum geschaffen werden soll.
In Aalen scheint mir dieser Gedanke
nicht zu seinem Recht gekommen zu sein: es
besteht hier ein Widerspruch zwischen der
ästhetischen und sachlichen Bedeutung der
zwei Räume des Mittelschiffs und des
Zentralraumes bezw. Qnerschiffs. Da
die praktische Verwendung und der sach-
liche Zweck bei beiden genau dieselben sind,
erscheint mir die so nachdrncksvolle ästhetisch-
architektonische Betonung dieses zentralen
Mittelraumes nicht genügend motiviert,
bezw. der Zusamnletihatlg zwischen litur-
gischem Zweck und architektonischer Raum-
idee nicht beachtet, womit natürlich gar
nicht in Abrede gezogen sein will, daß
dieser Jnnenraum, rein für sich und ohne
Rücksicht ans den liturgischen Zweck be-
trachtet, imponierend, herrlich und vor-
nehm wirkt. So wäre es nach meiner
Meinung wohl grundsätzlich richtiger ge-
wesen, die räumliche Vorwärtsbewegung
gleichmäßig durchlaufen zu lassen. — Nun
aber zu anderem!

Es ist sicher angenehm, daß die Kirche
so freundlich und licht gehalten ist. Die
reichlich großen Fenster spenden eine große
Lichtfülle. Die Tönung der Wand ist
durchweg in ganz Hellen Tönen gehalten,
die nur nach dem fehlenden Gold rufen,
um noch vornehmer zu wirken, und nach
einigen Freskogemälden, um dem Volke
etwas mehr zu sagen und den Raum
noch etwas heimeliger, wärmer werden zu
lassen. In der Mitte der Querfchiffseiteu
hat der Architekt die Beichtstühle, sehr ge-
schmackvolle Arbeiten von Britsch (Gmünd),
untergebracht. Der Chor mit Coticha
ist im Gegensatz zu der sonst fast ganz
weiß beziehungsweise gelblichweiß gehal-
tenen Kirche farbig getönt und mit einigen
Wandmalereien von Ettle (Ellwangen)
versehen. Das Glanzstück ist hier der

Hochaltar, von Bildhauer Schnell ansge-
führt, während die überaus wirkungsvolle
und künstlerisch hervorragende Kreuziqungs-
gruppe von Bildhauer Seibold (München)
stammt, der in der Schule von Busch
heraugebildet wurde. Der Aufbau des
Altares ist so getroffen, daß die Altar-
mensa Sarkophagsorm aufweist in rot
marmoriertem Stuck. Eine hohe Leuchter-
bank umgibt den stark hervortretenden
Tabernakel (der letztere ist feuer- und
diebessicher; er stammt aus den Ostertag-
werkeu). Rur scheint er mir etwas weit
vorzuspriugen, so daß für den Celebrans
der Blick auf den großen Kruzifixus etwas
gehemmt ist — wenigstens für nicht sehr
große Herren. — Dahinter erhebt sich ein
halbrunder Hiuterbau auf hohem, grau-
weißem Sockel: vier Säulen mit jonischent
Kapitäl, darüber ein Architrav und eine
oben überfallende barocke Concha.

(Schluß folgt.)

Mitteilung.

Am 10. Dezember hielt der Ausschuß des
Diözesankunstvereins seine Sitzung in Sluttgart.
Als neues Mitglied de- Ausschusses war früher
Architekt Hummel (Stuttgart-gewählt, inzwilchen
vom hochwürdigsten Herrn Bischof bestätigt und
nunmehr eingefuhrt worden.

Die Themata der Verhandlungen waren:
unsere Stellung zur Friedhofdenkmalpflege und
die mit der Neueinsührung der elektrischen
Beleuchtung in vielen Kirchen (besonders in
Oberschwaben) gegebenen Fragen. Darüber wird
im „Archiv'" Weiteres gesagt werden. Man war
sich klar darüber, daß das eleitrische (wie jedes
scharfe, künstliche Licht) dem heiligen Raum viel
von seiner weihevollen Stimmung nehme, daß
ferner, wenn überhaupt elektrisches Licht eingeführt
werden wolle, niemals Bogenlampen (weil
absolut profan wirkend) verwendet werden dürfen,
daß die Lichter diskret verteilt und so angebracht
werden sollen, daß sie die Architektur nicht schädigen,
daß vor allein nicht alte, zuni Teil wertvolle Arm-
and Kronleuchter weggeworfen werden, sondern
weiter verwendet werden sollen, daß neu anzu-
schaffende Leuchter nicht kunstlose Fabrikware sein,
sondern dem Stil der Kirche sich künstlerisch ein-
füaen sollen. Endlich wurden noch über die nächste
Jahresgabe Beratungeir gepflogen und als Ort
der nächsten (Generalversammlung Rottweil
(Donnerstagen der Pfingstwoche, 4, Juni 1014)
bestimmt.

Literatur.

Der Tempel von Jerusalem. Eine
kunsthistorische Studie über seine Maße
 
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