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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 32.1914

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Nr. 2
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Baur, Ludwig: Einige Merksätze zur Frage der elektrischen Kirchenbeleuchtung
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Baur, Ludwig: Eine für die christliche Kunst bedeutsame Verfügung
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https://doi.org/10.11588/diglit.16254#0029

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22

Absolut aus der Kirche a ilszu-
schließ eu siud Bogenlampen. Sie
werfen ein zu grelles, ein freches Licht
mtb verursachen starke Schatten, wodurch
dem Kircheuraum jede feierliche, andachts-
volle Stimmung genommen ivird. Bogen-
lampen gehören ans Bahnhöfe, öffentliche
Plätze und Bierhalleu, aber nicht in die
Kirchen.

Die elektrischen Lampen sollen diskret
im Raume verteilt mtb auf das notwen-
digste beschränkt werden.

Die Leuchter dürfen die Architektur
nicht beeinträchtigen, sondern sollen sich
ihr unauffällig eiufügeu und an sie sich
auschnriegen. Es ist verfehlt, die Lei-
tungen so zu legen, daß die Röhren mit-
ten durch die Architekturieile deutlich sicht-
bar hindurchschueiden und so im höchsten
Grade unschön wirken. Die elektrische Lei-
tung muß verborgen bleiben. — Es ist
ferner absolut verfehlt, um der elek-
trischen Leitung willen alte Säulen au-
zuhaueu, tiefe Rinnen in dieselben eiu-
zuhnuen, um die elektrischen Leituugs-
röhren in dieselben einzulegen. Ein
solches Verfahren wäre als barbarisch zu
bezeichnen.

Große Kronleuchter dürsten nur für
größere, wirklich bedeutende Kircheuräume
in Betracht kommen.

Auch die Architektur der Altäre soll
nicht durch künstliche Beleuchtungsanlagen
zerstört oder beeinträchtigt werden. Diese
elektrischen Birtienserien nehtuen sich au
unseren Altären entsetzlich aus, und matt
kann unsere neueren Veranstaltungen von
abendlichen Gottesdiensten wie Aufer-
stehungsfeiern, Maiandachten, Kougrega-
tionsfesten und dergleichen nicht gatiz von
beut Vorwurf freisprechen, vielfach einen
wahren Lichterspektakel, zu allemhin von
unbegreiflicher Geschmacklosigkeit, tu un-
sere Kirchen hereingebracht zu haben. Am
fürchterlichsten entfaltet dieser seine Orgien,
wenn mit roten und grünen Lichtern ope-
riert und gefeiterwerkt wird. Da möchte
matt wirklich wie Christus der Herr mit
Stricket! und Geißeln den Tempel Gottes
säubern, und all den äußerlichen Plunder
hinauswerfen. Wohl wissen wir, daß der
hl. Hieronymus gegenüber Vigi-
lanttus, der sich über die „zwecklose
rnoles cereorum" beschwerte, daraus

hinwies: „non utique ad fugandas
tenebras, sed ad signum laetitiae de-
monstrandum“ werden die vielen Lichter
in der Kirche augezündetl 2). — Und wenn
auch der ernste und aszetische Bernhard
von Clairvaux zu weit geht, wenn er all
die Leuchter und Kronleuchter als „vani-
tas vanitatum, sed non vanior quam
insanior“ bezeichnet, so bleibt doch wahr,
daß die sittlich-religiösen Gesichtspunkte
nicht durch einen wahren Lichterunftlg er-
höht werden. Bernhards Frage: „Quid
pietatis in his omnibus quaeritur?
Poenitentium compunctio an intuen-
tium admiratio“ bleibt für uns alle als
Gewissensfrage bestehenQ. Auch die alteil
Liturgiker waren sich dessen rvohl bewußt,
indem sie diesen symbolisch-ethischen Sinn
des Lichtes deutlich genug hervorhoben.
„Lichtkrouen werden anfgehängt im Got-
teshaus zur Zierde und zur Beleuchtung,
z u r M a h n u n g a n j e d e u v o n u n s,
daß nur jene der Krone des Lebens und
des himmlischen Lichts teilhaftig werden,
die hier in Andacht Gott dienen, sodann
aber auch zur Versiuubildung des himm-
lischen Jerusalem, dein sie nachgebildet
ftltb3).

L. B. (Eine für die christliche Run st
bedeutsame Verfügung.

Eine ivichtige und für die christliche
Kunst, wie zu erwarten steht, segensreiche
Verfügung hat der hochwürdigste Herr
Bischof von Re ge ns bürg unter dem
7. November 1913 erlassen. Da wir
über die Bewegungen auf dein Gebiete
der christlichen Kunst zu orientieren haben,
so dürfen mir au derartigen wichtigen
Akten der kirchlichen oder staatlichen Gesetz-
gebung nicht achtlos vorübergehen. D i e
christliche Kunst der Gegen tv a r t
soll gefördert werden zunächst auf dein
Wege des richtigen Auftrags durch den
Klerus. Dabei sind aber drei Punkte zu
beachten, die zu einem wahren religiös-
kirchlichen Kunstwerk gehören:

1. V o l l k o m in e n h e i t der äußeren
Darstellung. Ohne diese hätte die

') Hieronymus kontra Vigilant, c. 7.'

2) Apolog. ad Guillelm. abb c. 12.

3) I. Sauer, Symbolik des Kirchengebau-
des. Freiburg, 1902, S. 182 f.
 
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