Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 32.1914

DOI Heft:
Nr.3
DOI Artikel:
Schermann, Max: Die Entwicklung der Abendmahlsdarstellung, [1]
DOI Artikel:
Schöninger, Artur: Ein Gang durch restaurierte Kirchen, [36]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16254#0034

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Außerhalb der Bilderzyklen erscheint das
Abendmahl schon im 14. Jahrhundert als
Bild für sich an den Wänden der Kloster-
refektorien. Das erste Beispiel dieser
Cönabilder im Nesektorinm von S. C r o c e
in Florenz wird von Bmckhardt u. a.
denl Taddeo Gaddi zugeschrieben.
Hier in den Refektorien handelte es sich
nni die geschichtliche Seite, um den
Mahlsvorgang, nicht in erster Linie
um die Einsetzung des Sakramentes (so
auch Kraus). Das Bilo bekommt durch
die Größe der Ausführung mehr mouu-
mentale, repräsentative Bedeutung: es muß
einer tektonischen Gesetzmäßigkeit gehor-
chen. Scheinbar eine Rückwärtsbewegnng
in der trocken-symmetrischen Komposition
gegenüber Giotto geht Taddeo Gaddi
weiter; es tritt das Gefühl für einen be-
stimmten Moment ans bnu Vorgang her-
vor : die Verratsentdecknng. Chri-
stus, jetzt die Hauptperson, sitzt nicht mehr
wie vorher in der Ecke, sondern mit dem
an seiner Brust ruhenden Johannes in
der Mitte des Bildes. Judas ist isoliert
als zweite Hauptperson. Die Charaktere
sind noch nicht ausgeprägt, doch ist Indi-
vidualisierung in Gesicht und Gewand
angestrebt. Dabei ist ein Gleichgewicht
in dem Bilde angelegt, worin sich schon
ein kleines Gefühl für die schöne Aenßer-
lichkeit des Abendmahls ansdrückt. Ans
diesem Wege konnte man zu Leonardos
gewaltiger Leistung gelangen.

(Fortsetzung folgt.)

£iti Gang durch restaurierte
Buchen.

Von Pfr. S ch ö n i nger, Haslach, OA. Tettnang.

(Fortsetzung.)

Der kaiserliche Wappenbrief der Ge-
meinde Allheim, OA. Riedlingen, von dem
in den letzten Nummern die Rede war, ver-
anlaßt uns, ans dem Jllertal ins Donan-
tal, ins Oberamt Riedlingen uns zu ver- j
setzen, um daselbst einige wohlgelnngene
Kirchenerneuernngen zu besichtigen. Zu-
gleich machen wir einen Sprung von der
Gotik in eine spätere Kunstperiode, der
allerdings hier recht zickzackartig herans-
komint, vom spätgotischen Königseggwald
zum nengotischen Bonlanden, von da zur
äußerlich gotischen Kirche in Altheim, dann

sau den Federsee nach Uttenweiler, über
den Bussen und Dürmeutingen, am Ve-
renaberg von Hnndersingen mit seiner
neuen, hochragenden Kirche vorbei nach
der Gegend von Frei-Mengen. Der End-
punkt wird das alte Scheer mit seiner
ehrwürdigen Kollegialkirche sein.

Altheim, die alte Ding- und Gerichts-
stälte in der Hundertschaft Affa, hat auch
eine altehrwürdige Martinskirche, welche
lange Zeit Mutter-, dann wieder lange
Zeit Tochterkirche von Riedlingen war.
„Ein schönes intb reiches Architekturbild"
nennt Keppler das Bauwerk nach seiner
äußeren Gestalt in den achtziger Jahren des
19. Jahrhnnderts. Es präsentiert sich
noch als solches. Roch ragt der Chor
mit seinen kräftigen, wohlgegliederten Stre-
ben, das Rebenchörlein der Sakristei, auch
polygon geschlossen, noch ragt über die
Dächer der altehrwürdige massige Turm
mit seinen vier Giebeln und feinem Dach-
reiterchen ; aber um ihn herum ist das
Architekturbild noch etivas reicher gewor-
den. Ein Qnerschisf springt etrvas vor
und durchbricht das lange Kirchendach des
Langhauses, und an den Turm schmiegen
sich zwei Anbauten mit Walmdächern, so
daß er freilich etrvas eingeschachtelt ans-
sieht, rvohl um sein altes Gemäuer durch
die Anbauten zrr erwärmen. Was ist ge-
schehen? Es ist eine Erweiterung und
Vergrößerung der Kirche notwendig ge-
worden, und lange wrrrde deliberiert, rvie
man eine solche durchführen könne, ohne
beut Bauwerk als solchem allzu großen
Abtrag zu tun, namentlich ohne das schöne
Architekturbild des Chores zrr zerstören.
Dieweil das Langhaus sowieso schon im
18. Jahrhundert verändert worden war
uitb einen andern, ziemlich nüchternen
Stil nach außen answies, beschloß man,
au dieses, imD zwar int letzten, westlichen
Drittel erweiternd anzubauen, uub Banrat
Pohlhammer hat die Aufgabe irr einer
Weise gelöst, die beit äußeren architektoni-
schen Eindruck nicht nur nicht beeinträchtigt,
sondern ihn vermehrt, und die im Innern
einen Raum geschaffen hat, der praktisch
und künstlerisch den Anforderungen der
großen Gemeinde gerecht wird.

Ter Jnnenranm und seine Ausgestal-
tung bildet nun beit .Hauptgegenstand
unserer Betrachtung. Es führen von
 
Annotationen