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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 32.1914

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Nr. 4
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Pfeffer, Albert: Der Kirchenbau in Lautlingen, OA. Balingen, [1]
DOI Artikel:
Reiter, Joseph: Die alten Wandgemälde in der Pfarrkirche zu Eutingen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16254#0041

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— 34

einheitlichen, allseitig verbundenen Bau-
werks ermöglicht, dessen Decke und Boden,
Stützen und Außenwände ein einziger
untrennbarer Organismus sind. Ein Vor-
zug liegt ferner darin, daß das Material
an die Forderungen der Formengebung
vermöge seiner Geschmeidigkeit und viel-
seitigen Verwendbarkeit in staunenswerter
Weise sich anpasseu kann. Die Mauer-
stärke reduziert sich ganz bedeutend (in
Lautlülgeu auf 40—50 crrf); auch die
Gewölbestützeu benötigten nur einen Durch-
messer von 55 Xi 65 cm; damit störetl sie
den Ausblick ans den Altar kaum merk-
lich und schneiden die Nebenschiffe nicht
vom Hauptschiffe auf, so daß die ersteren
wertvolle, ja vollwertige Teile des Kirchen-
raums werden. Dazu kommt die Feuer-
sicherheit, die unbegrenzte Dauerhaftigkeit
und die überaus rasche Bauausführung
in kürzester Zeit. Diese Eigenschaften und
Vorteile, welche dem Eisenbeton zukonrnien,
veranlagten den Kirchenstiftungsrat, den
Kirchenbau in Lautlingeu in Eisenbeton
ausführen zu lassen, wenngleich er sich
bewußt war, daß die Baukosten dieser
Technik gegenüber der Ausführung in
Backsteinbau um ein Fünftel höher sein
werden.

Außer der Ausführung des Bauwerks
in Eisenbeton wurden bei Ausstellung des
Bauprogramms noch nachstehende
Forderungen geltend gemacht: für die
rasch wachsende Gemeinde mitten in einem
Jndustriebezirk soll ein möglichst ge-
räumiger, lange Zeit ausreichender Kirchen-
bau mit Verwendung des alten Turmes
geschaffen werden, der vorerst durch Em-
poren im Innern, später durch Vorrückeu
der Westfassade im Aeußern leicht ver-
größert werden kann. Aeußerste Zweck-
mäßigkeit rmd schlichte, edle Einfachheit im
Aeußern und Innern soll erstrebt werden.
Aeußerlich soll der Bau dem Dorsbild
und der Laudschaftsformation angepaßt
werden; der breiten Lagerung soll aus
Gründen der Erdbebetfficherheit, der Weit-
räumigkeit des Innern, der Einfügung
in das Dorfbild mit seinen wenig hohen
Häusern und der größeren Billigkeit der
Vorzug gegeben werdeit. Im Innern ist
ein breiter, weiträumiger, übersichtlicher
und lichter Kirchenraum zu schaffen mit
breitem, gewölbtem Mittelschiff, breiten

Gänge», großen, ganz lichten Fenstern;
möglichst von allen Plätzen aus soll
der Blick ans Altar und Kanzel unbe-
hindert sein. Wert wird gelegt auf zeit-
gemäße Heizung, Lüftung, Beleuchtung,
auf eine große geräumige Sakristei. Die
Stilfrage soll ganz in den Hintergrund
gestellt werden zugunsten einer zweck-
mäßigen und würdigen Baulösung aus
bem Material heraus; in den äußeren
Ausdrucksmitteln ist äußerste Sparsam-
keit und Oekonomie auszuüben zugunsten
ihrer Gediegenheit, unter Ausschluß aller
qualitativ niinderwertigeu Ausstattungs-
stücke, aller Fabrikware und allen Kitsches;
der kommenden Generation soll zur An-
schaffung überlassen werden, was die
jetzige nicht vermag. Die Kosten des Roh-
baues ohne Innenausstattung werden auf
100 000 Mark festgelegt.

Im Spätjahr 1912 wurde der Bau
in Angriff genommen; ein Jahr dar-
auf, am 27. Oktober 1913 konnte die
Kirche schon eingeweiht werden. Der Roh-
ball in Eisenbeton wurde von der Welt-
firma W a y ß 6c Freptag, A.-G. in
Stllttgart, in kaum 4 Monaten ausgesührt;
bereu Ingenieure Hausammann und Planz
haben die techliischeri Zeichnungeil und
statischen Berechnungen ausgearbeitet; letz-
tere wurden vom technischen Berater des
Kgl. Ministeriums des Innern einer Nach-
prüfung unterzogeli. (Fortsetzllng folgt.)

Die alten Wandgemälde in der
Pfarrkirche zu Lutingen.

Von Dekan Reiter.

Eutingen im Gäu, ans Anlaß der
Sturnlkatastrophe am 4. Juni vorigen
Jahres viel genannt, verdient auch im
„Archiv für christliche Kunst" genannt zu
werden, und zwar wegen seiner im Jahre
1494 erbauteil Stephallskirche, welche in
mehrfacher Hinsicht das Interesse des
Kilnst- und Altertumssreuildes in Anspruch
nimmt. Der inassige Turm an der West-
seite gibt allerlei Rätsel auf; der Chor
au der Ostseite ladet in feinem Innern
zur Besichtigung alter und neuer Kuust-
werke ein und schwelgt in Freude über
fein Sakramentshäilschen und seine
hübschen Gewölbeschlußsteiue. Das Schiff,
welches auf der Nordseite schmälere Fen-
 
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