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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 32.1914

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Nr. 7
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Baur, Ludwig: Friedhofanlage und Friedhofkunst, [2]
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Weser, Rudolf: Das Pektorale von Söflingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.16254#0074

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65

ohne landschaftliche Reize hineingestellt
werden muß, soll er durch entsprechende
gärtnerische Behandlung mit seiner Um-
gebung zu einem Ganzen zusammenwachsen.
Die Weganlage, Platzverteilung, Bepflan-
zung richtet sich hier nach den Prinzipien
der landschaftlichen Gartenkunst. Die
Wege sind unregelmäßig, gewunden, Ge-
büsche und Baumgruppen, Rosenflächen
und Blumenbeete, Nasenanlagen sollen
diskret und in Anpassung an das Fried-
hofgelände darin verteilt werden. In
wohltuendem Wechsel lösen sich Einzel-
gräber, Gruppengräber (Familiengräber
und Standesgräber) und Gräberreihen ab.
Pietzner schildert das Charakteristische
des landschaftlichen Friedhofs so: „Die
moderne Friedhofanlage,charakterisiert durch
bewußt herbeigeführten landschaftlichen
und parkartigen Gesamteindruck, durch dje
dem Terrain sich anschmiegenden unregel-
mäßigen Wegezüge, die zweckmäßig ver-
teilten Pflanzenmassen, die von vornherein
das Gerippe der späteren Gehölzgruppen
dar stellen, durch Einführung landschaft-
lich malerischer Eleinente und damit die
Verdeckung der eigentlichen Gräberfelder
durch Pflanzung, ferner durch die regel-
mäßigen Anlagenteile in der Umgebung
der hauptsächlichsten Gebäude, wie Ka-
pellen und bergt., die in günstiger Weise
meist sich niit bevorzugten Anlageteilen
für Erb- und andere hervorragende Be-
gräbnisstätten in Verbindung bringen
lassen" l). (Fortsetzung folgt.)

Das peftorale von Söflingen.

Von R. Weser, Stadtpfarrer in Söflingen.

Im Besitze des kath. Stadtpfarramtes
befindet sich ein Kreuz eigentümlicher Art,
welches in den alten Jnventaren als
Pektorale bezeichnet ist. Dasselbe ist aus
Kupfer gearbeiiet und ganz vergoldet,
die Arme im Dreipaß schließend. An
der Kreuzung der Arme ist ein kreisrunder
Behälter eingearbeitet, die Höhlungen der
Arme, die 1 ^2 cm tief sind, sind für
den Einschluß von Reliquien bestimmt.
Die Vorderseite des Kreuzes, welche ben
mit zwei Schrauben schließbaren Deckel
bildet, ist die eigentliche Schmuckseite.

1) Pietzner a. a. O. S. IN.

In der Mitte ist ein 31h cm großer
Kruzifixus befestigt, der aus Silber ge-
gossen ist. Die Arbeit zeigt ein unverkenn-
bares Streben nach realistischer Behand-
lung des Korpus. Das Lendentnch ist
wehend nach gotischer Art. In ben vier
Dreipassen sind in einem Kreisrund die
silbergegossenen vier Eoangelistensymbole
angebracht: oben der Adler des Johannee,
links der Engel des Matthäus, rechts der
Stier des Lukas und unten der Löwe
des Markus. Wie Adler und Engel, so
sind auch Stier und Löwe geflügelt. Zu
den Füßen des Kruzifixus sind zwei kleine
rechteckige Silberplättchen aufgelegt, das
obere mit den noch gotischen Ziffern die
Jahreszahl 1540 bezeichnend, das untere
mit dem Datnnr 1729. Die Umrisse des
Kreuzes sind auf diesen! Deckel mit ein-
fachen Linien eingraviert, in den Halb-
kreisen der Dreipässe sind noch sich durch-
kreuzende spätgotische Bogen eingeritzt,
lieber dem Kruzifixus ist ein rhombisches
silbernes Täfelchen mit der Inschrift
INR! aufgelötet. Auf den Dreipassen
der Rückseite sind drei alte silberne, ge-
triebene Vierblattornanrente aufgeschraubt
und in der Mitte mit einem großen
Glasflußstein geziert, der durch eine
eigentümlich gezahnte Fassung von ver-
goldetem Kupfer eingeschlossen rst. Der
vierte Glasflußstein mit seiner einfacheren,
unkünstlerischen Fassung und Unterlage
stammt von einer späteren ungeschickten
Renovation. An der Kreuzungsstelle der
Arme ist das Kreisrund mit einem Glase
geschlossen. Unterhalb desselben findet
sich wieder das Ornament der sich durch-
schneidenden Bogenlinien und zwischen
denselben in gotischen Majuskeln der
Name Maria eingraviert.

Die zwei Zeichnungen, die ich dieser
Beschreibung beigebe, werden dieselbe
noch deutlicher machen. Die Zeichnungen
sind in natürlicher Größe.

Interessant ist auch der Inhalt der
Hohlräume der Krenzarme.

In der Mitte liegen zwei sog. Agnus
Dei aus Wachs, eines mit dem Bilde
des Lammes, das andere mit dem Brust-
bild Christi. Das größere zeigt noch den
Namen Jnnocens XIJ., wenn ich recht
gelesen habe. Dabei liegt in ein Papier-
chen eingewickelt eine kleine Kreuzreliquie
 
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