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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 32.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.16254#0081

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72

der Verfasser das Vordringen der italienischen
Kunstübung nach Südd eutschland dar. Eine Bio-
graphie des Dominikus Zimmermann bietet seine
Lebensgeschichte, soweit sie sich noch aus den
Quellen eruieren läßt. — Ein ausführlicher dritter
Teil ist dem Künstler als Architekten gewidmet.
Auf diesen fällt auch naturgeniäß der Löwen-
anteil der Untersuchung. Eine stattliche Reihe
von Langhaus- und Zentralbauten in Süddeutsch-
lano verdanken Dominikus Ziminerniann ihr Da-
sein: Mödingen (zuerst von Schröder als wahr-
scheinlich nachgewiesen im Archiv 25 (1907) 83 ff.),
Buxheim, Ließen bei Saulgau, wo Zimmermann
durch Einfügung einer querschissartigen Erweite-
rung des Joches vor dem Chor in das bis
dahin übliche Bauschema die Kreuzesform herein-
bringt (auch sonst hat diese Kirche noch beachtens-
werte Eigentümlichkeiten,, insbesondere in der
Raumgestaltung». Zugleich offenbart sich von da
ab der Einfluß der Vorarlberger Baumeister auf
Zimmermann. — Dann kommen rroch in Betracht
die zentralisierenden Kirchenbauten Steinhaufen
bei Schussenried (neben der Wieskirche eine der
duftigsten Rokotokirchcn, die existieren, mit ovalem
Grundriß*). Diese Kirche von Steinhaufen ist
für den künstlerischen Entwicklungsgang des Do-
minikus Zimmermann von Bedeutung geworden.
Mit dieser Kirche wendet er sich vom Barock ab
und dem Rokoko zu. „Der originelle Grundplan,
die Leichtigkeit des Aufbaues, die möglichste Auf-
lösung der Mauerslächen in Fensteröffnungen und
die intensive Ausnützung von Farbe, Licht und
Dekoration für die Gesaintwirkung zeigen, daß
er die leitenden Prinzipien des Rokoko als Raum-
stiles ersaßt lat und in der Schöpfung dieses
Jnnenraumes vereinigt" (35). — Außerdem

wurde der Meister verwendet zum Bau der
Frauenkirche in Günzburg, der Kapelle in
Vöring, der Johanneskirche in Landsberg, der
Wallfahrtskirche in der Wies (1745'46) — eine
vollendete Schöpfung der Rokokokunst. „Wenn
man — sagt Muchall-Viebrook zutreffend — das
Rokoko als den Raumstil bezeichnet, in dem wie
niemals vorher oder nachher die drei Schwester-
rünste in dem alles durchströmenden Licht zu
einein neuen malerischen Ganzen zusammenge-
schlossen sind, so wrrd man das zauberhafte Innere
dieser einsamen Wallfahrtskirche mit ihrer bis
herab zum kleinsten Detail einheitlichen Innen-
ausstattung als eines der Musterbeispiele des
Rokokos aus dein Gebiete kirchlicher Architektur
anführen können" (58). Sie war das letzte
Werk des Siebzigjährigen. Doch müssen noch
die Entwürfe erwähnt werden, die er für den
Reubau der Klosterkirche in Ottobeuren 1732
fertigte.

In einem IV. Teil ist „Ziinmermann als
Stukkalor" behandelt. Auch hier zeigt sich

lj Muchall-Viebrook gibt S. 29 ff. eine
Reihe von italienischen und deutschen Kirchen an,
die diesen ovalen Grundriß aufmiesen, um zu
zeigen, daß dies damals dem „Zeitstil" entsprach.
Auch Wiblingen bei Ulm könnte hier noch
genannt werden.

derselbe Entwicklungsgang des Meisters und eine
reiche Erfindungsgabe in den Ornamenten. Doch
wir müssen es uns versagen, auf die äußerst lehr-
reichen Ausführungen des Verfassers weiter ein-
zugehen. Es ist ein durch positives Material
und tief eindringendes Studium wohlbegründetes
Urteil, das der Verfasser über Dominikus Zim-
mermann (S. 81) zum Schluffe ansspricht: „Man
kann ihn als den feinsten und selbständigsten,
wahrhasl künstlerischen Vertreter des ländlichen
bäuerischen Rokokos bezeichnen." Der sorgfältigen
und streng wissenschaftlich gearbeiteten Studie
wünschen wir die weiteste Verbreitung.

Tübingen. L u d w i g Ba u r.

Die Kunst dem Volke. Es ist unseren
Lesern bereits bekannt, daß die allgemeine Ver-
einigung für christliche Kunst (München,Karlstr. 33)
unter diesem Titel schon seit mehreren Jahren
populär geschriebene, auf die weitesten Kreise be-
rechnete Kunstmonographien herausgibt. Diese
Publikationen l,aben mit vollem Recht überall
großen Anklang gesunden. Der Preis (80 bezw.
50 Pig.) ist ganz erstaunlich billig im Verhältnis
zum Gebotenen, das nach Papier, Druck und vor
allem nach dem reichlich bemessenen Jllustrations-
material. Es sind bis jetzt folgende Hefte er-
schienen :

1. Albrecht Dürer, mit 60 Abbildungen, von
Dr. Joh. Damrich, 2. Ludwig Richter, mit 66
Abbildungen, von Dr. Hyazinth Holland,
3. Weihnachten in der Malerei, mit 48 Abbil-
dungen, von Dr. Joh. Damrich, 4. Beato Angelico,
mit 65 Abbildungen, von P. Fr. Innozenz M.
Strunk O. P., 5. Berühmte Kathedralen des
Mittelalters, mit 6t Abbildungen, von F>r. Oskar
Doer'Ng, 6. Joseph Ritter von Führich, mit 6 l
Abbildungen, von Heinr. von Wörndle, 7. 41,4 ritz
von Schwind, mit 56 Abbildungen, von Dr. Hya-
zinth Holland, 8. Berühmte Kathedralen der
mittelalterlichen Zeit, mit 50 Abbildungen, von
Dr. Oskar Doering, 9. Hans Holbein d. I., mit
55 Abbildungen, von Dr. Joh. Damrich, 10. und
11. Murillo, mit 83 Abbildungen, von Dr. Adolf
Fäh, 12. Die Madonna in der Malerei, mit 63
Abbildungen, von P. M. C. Nieuwbarn O. P.,
13. Ein Besuch im Vatikan, mit 58 Abbildungen,
von Prälat Anton de Waal, 14. Die Künstler-
familie della Robbia, mit 60 Abbildungen, von
Dr. Oskar Doering, 15. Die altschwäbische
Malerei, mit 50 Abbildungen, von Dr. Joh.
Damrich, 16. Peter Paul Rubens, mit 58 Ab-
bildungen, von Dr. Walter Rothes, 17. und 18.
Die altkölnische Schule, von Dr. A. Huppertz.

Wir können diese Sammlung nicht warm
genug empfehlen. Zu einer Zeit, wo von moni-
stischer und atheistischer Seite alle Hebel in Be-
wegung gesetzt werden, um ins Volk eine Kunst
hineinzubringen, die aus einer durch und durch
unchristlichen Gedanken- und Gefühlswelt stammt,
können wir nicht ernst genug die Aufgabe in
Angriff nehmen, unserem christlichen Volk wahr-
haft christliche Kunst zu bieten. Hier ist wenig-
stens ein Weg zu diesem Ziel gebahnt. Be-
schreiten wir ihn!

Tübingen. Prof. Dr. L. B au r

Stuttgart, Buchdruckcrei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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