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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 32.1914

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Nr. 8
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Rueß, Bernhard: Baugeschichte des vom Reichstift Schussenried erstellten Wallfahrtstempels zu Steinhausen, OA. Waldsee, [1]
DOI Artikel:
Reiter, Joseph: Ein interessantes Buch: früher im Besitz von E. Mörike
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https://doi.org/10.11588/diglit.16254#0087

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78

imposante kirchliche Gebäude zu erstellen
und es seiner erhabenen Bestimmung über-
geben zu können. Allerdings waren schon
„ein undt anderes Jahr" lang vor dem
eigentlichen Baubeginn umfangreiche Vor-
bereitungen getroffen und Zurüstungen
gemacht worden; namentlich aber war die
Zahl der beim Bau tätigen Hände eine
sehr beträchtliche, wenigstens in den beiden
letzten Sommern der Banperiode arbeiteten
gleichzeitig immer zweihundert Personen
(Zimmerleute, Schreiner, Sandgräber,
Steinsprenger, Maurer, Handlanger, Bild-
hauer, Steinmetzen, Glaser, Maler, Stuk-
katoren usw.). Diese Arbeitsgelegenheit
war manchem armen Klostergebietsan-
gehörigen überaus angenehm, namentlich
aber auch den Bewohnern des Dörfchens
Aichen bei Stafflangen. Diese Ortschaft
Aichen war nämlich gerade zu Beginn des
Steinhäuser Kirchenneubanes (den 12. April
1728) durch Fahrlässigkeit beinahe gänz-
lich abgebrannt. Die so ins Unglück ge-
ratenen Bürger erholten sich aber durch
Teilnahme an dem Aufbau der jetzigen
Steinhäuser Pfarrkirche so sehr, daß sie
nicht bloß ihre eingeäscherten Häuser ohne
„hartes Notleiden" neu erstellen, sondern
auch ihre kontrahierten Schulöen allmäh-
lich tilgen konnten. Ein Schnssenrieder
Ordensmann berichtet, er habe selbst
einen Bauersmann ans Steinhaufen ge-
sehen, welcher nach beendetem Neubau
mit zum Himmel erhobenen Händen und
mit Tränen in den Augen dem Aller-
höchsten dankte und ansries: „Nun habe
ich, Gott sei unendlicher Dank! mit Ver-
günstigung meiner gnädigen Herrschaft bei
diesem Krrchenbau mit Arbeiten so viel
verdient, daß ich alle meine Schulden be-
reinigen und noch darüber ein ehrliches
Stücklein Geld hinterlegen konnte."

(Fortsetzung folgt.)

Sin interessantes Luch.

Früher im Besitz von E. Mörike.

Von Dekan Reiter.

Jur Jahre 1875, dem Todesjahre
Mörikes, schenkte mir Frau Professor
Mörike irr Mergentheim ein wertvolles
Gebetbuch, welches sie auf ihr Nanrensfest
— In diem Sanctae Margaretae 1859

— von ihrem Gemahl E. Mörike zum Ge-
schenk erhalten hatte. Das Gebetbuch
enthält auf 68 Pergamentblättern sehr
sorgfältig geschriebene, lateinische Psalmen
und Gebete, barunter auch die Aller-
heiligeulitariei urrd Meßgebete. Manche
Buchstaben und Ueberschriften weisen iu
ihren Federzeichnungen besondere Ver-
zierungen auf. Für die Frage nach der
Entstehungszeit des Buches dürfte das
Jahr 1775 iu Betracht kommen, welches
in deurselberr ganz vorrie, unter zwei
Zeichen oder Buchstaben angegeben ist.

Der Verfasser oder Schreiber des
Werkes blieb mir anfangs unbekannt,
bis ich die erste Seite des „Titelblattes"
—- Vignette mit Worten aus bem 140.
Psalm — näher betrachtete und iu den
unteren Schnörkeln die Worte zusammen-
las: Scripsit Joanes Sebastianus

Fischer regiminis electoralis Mcgun-
tini cancelista.

Das Buch stammt also aus Mainz,
das meldet uns die erste Seite des Titel-
blattes. Die zweite oder Innenseite des-
selben bietet auf einem aufgeklebten,
goldgeränderten Pergamentblättchen eine
hübsche Malerei, welche die Darstellung
Jesu im Tempel zu ihrem Gegenstände
hat. Für die Ikonographie scheint der
Umstand Beachtung zu verdienen, daß bei
Simeon eine knieende Figur ein großes
Buch hält, wie wenn dasselbe zum Ge-
brauche für den sutiktionierenden Priester
bestimmt wäre. Das Bildchen könnte von
Mörike auf der Innenseite des fraglichen
Blattes angebracht worden sein, baiuit
die Widmung an Margarete unter der
älteren Widutung nicht leide. Diese ältere
Widmung, welche nach Wegnahme des
Bildchens zum Vorschein kam, hat fol-
genden Wortlaut:

Dem Herrn Porta Secretaire Jhro
Excelleuce Reichssreyfrau von Schmitt-
burg gebohrue D'Elz Nodeudorff zum
Andenken von Weudelin München Welt-
priester.

Am 26ten 8ber (Oktober) 1802.
Neue Fragen. Wer war dieser Porta?
Der Name Port oder Porta kommt öfters
vor, und die Kunstgeschichte nennt uns
eine Glockengießerfamilie de oder a Porta,
welche iu Vorarlberg lebte und aus Gran-
bünden stammen soll.
 
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