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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 32.1914

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Nr. 9
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Baur, Ludwig: Friedhofanlage und Friedhofkunst, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16254#0090

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kseransgegeben und redigiert von Universitäts-Professor Or. L. Baur in Tiibingeu.
Eigentum des Rotteuburger Diözesan-Rnnstvereins;

Rominissioiis-Verlag und Druck der Ukiien-Gesellschaft „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart.

Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne
O Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Verlagshandlung IO 1/1,

* y* * Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr M. 4.50. ' “

^riedhofanlage und ^riedhofkunst.

Von Dr. Lud >vig Baur , Tübingen.

(Fortsetzung.)

3. Die Einfriedung des Gottes-
ackers.

Wichtig für die günstige oder ungün-
stige Eingliederung des Gottesackers in
feine landschaftliche Umgebung ist die Art
feiner Umfriedung; auf sie muß beson-
dere Sorgfalt verwendet werden. Auf
ländlichen und kleinstädtischen Friedhöfen
trifft man oft ganz ungenügende Um-
friedungen. Vor allem muß das etwas
derbe, aber wahre Wort Hüttenrauchs
gelten: „Ein Friedhof muß anders ein-
gefriedet sein als eine Fohlenkoppel oder
eine Gänsweide" ff. Man wird vor allem
darauf sehen müssen, daß keine Stachel-
drahtzäune für den Gottesacker verweildet
werden; keine gewöhnlichen, kunstlos an-
einander genagelten Bretter; auch eine
Umfriedung in Form von Lattenzännen
empfiehlt sich nicht. Ebensowenig die nüch-
ternen und kleinlich und profan wirkenden
schwarz gestrichenen Eisengitter. Alle diese
Formen sind zu profall in ihrem Eindruck
und entsprechen in keiner Weise der ernsten
Würde, die dem Gottesacker gewahrt
bleiben muß.

Am besten empfehlen sich für Friedhof-
umzäunungen die Mauer und lebendige
grüne Heckes.

*) Hüttenrauch, Der ländliche Friedhof. . .
Auch Graessel betont a. a. O. S. 28 u. 2H
die bedeutungsvolle Wichtigkeit der Einfriedung
des Gottesackers.

ff Schon alte Verfügungen verlangen, daß die
Gottesäcker mit Mauern umgeben seien zum
Schutz der Leichname vor wilden Tieren.

Die Brauer soll ilicht als rohe Back-
steinmauer, sondern verputzt anfgeführt
werden. Wo die Ausdehnung des Gottes-
ackers nicht zu groß ist, empfiehlt sich, eine
einfache gradlinige, oben vielleicht mit
roten Ziegeln gedeckte Mauer aufzuführen,
ohne jede Unterbrechung. So ist es auch
zumeist auf alten Friedhöfen. Diese lange
Mauerlinie kann im Landschaftsbild einen
hohen ästhetischen Wert erhalten. Sie
wirkt ernst und ruhig. Sie paßt ganz
zum Wesen der Totenstätte und bereitet
init den einfachsten Mitteln auf die Stim-
lnung des Gottesackers vor. — Wo die
Ausmaße zu groß sind, also eine einfache
gradlinige Brauer uicht mehr ganz durch-
führbar ist, da gibt es zivei eillfache Mittel,
nm ihre obere Horizontallinie vertikal
zu gliedern: nämlich entweder bringt

man außen gemauerte (schräg aufwärts
laufende) Pfeiler an, die aber nicht ganz
bis an die obere Mauerlinie zu reichen
brauchen, oder man macht von Zeit zu
Zeit kapellenartige Ueberbanten, die man
für Familiendenkmäler, Kruzifixe und
die größeren Familiengräber reserviert,
oder man läßt auch durch einige Tor-
eingänge mit entsprechendem Portalaufbau
die Mauer unterbrochen werden >).

Die Mauer muß bem Gelände auf- und
absteigend folgen. Stellenweise mit Efeu,
wilden Neben oder wilden Nofen bewachsen,
wirkt eine solche Mauer immer ganz aus-
gezeichnet. Und wo man Gottesäcker an-
legt, sollte man eine Mauereinfriedung
machen, zumal, da sie auch tatsächlich

ff Vergl. Graessel, a. a. O. S. 28 s.
 
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