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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 32.1914

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Nr. 10
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Rueß, Bernhard: Baugeschichte des vom Reichstift Schussenried erstellten Wallfahrtstempels zu Steinhausen, OA. Waldsee, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16254#0103

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94

Siardi, Hermann Josephi, Catharinae,
Ursulae et sociarum ejus. Altäre
ex cornu Evangelii ad honorem
B. V. M. salutatae, ss. Joachim, Jo-
sephi et Annae, Evermodi, Friderici,
Rudolphi ac s. altare ad cornu Epi-
stola e ad honorem B. V. M. des-
ponsatae, Barbarae, ss. Mich. Arch.
et omnium angelorum, Joannis et
Pauli, Gerlaci, Isfridi ac b. Gertrudis.
Hem um die 6ta Maji altaris s u m m i
superiorem partem ad honorem
Christi e cruce depositi, B. V. M.
dolorosae, ss. Augustini, Norberti,
Adriani et Jacobi; statuendo anni-
versarium diem dedicationis dictae
ecclesiae in dominicam post festum
ss. apostolorum Petri et Pauli. Actum
ut supra 1733.“ Aus diesem Dokument
erhellt, daß anfänglich vier Altäre in dem
Gotteshaus vorhanden waren, nämlich
zwei Seitenaltäre und der „gedoppelte"
Hochaltar, welcher — eine Seltenheit! —
zwei Altarmensen besaß, auf denen zele-
briert werden konnte. Unsere Quelle
nennt diesen riesigen Hochaltar eine „über-
aus große machina". Diese ursprüng-
lichen Altäre des Gotteshauses waren
von dem Wurzacher Meister Gabriel Weiß
erstellt worden. Weil diese Altäre aber
als unproportioniert erachtet wurden,
namentlich der Hochaltar „allzu blockisch"
schien, wurden sie schon nach einiger!
Jahren wieder wegdekretiert. Es erhielt
der Meister Joachim Früholz ans Wein-
garten die Weisung, Modelle zu neuen
Altären zu fertigen. Nachher bekarn dieser
gleiche Bildhauer den Auftrag, nach derr
Modellen zuerst zivei neue Seitenaltäre
zu bauen; dieselben wurden 1748 voll-
endet und mit Altarblättern von dein
ans Degernau gebürtigen Maler Esperlin
versehen. Im folgenden Jahr wurde ihm
auch der Ban eines neuen Hochaltares
anvertrarrt, den er anno 1750 aufstellte.
Dieser Altar wurde geschmückt mit einem
großen Oelbild von Franz Martin Knen
aus Weißenhorn und mit einem kleineren
von Xaver Forchner von Dietenheim. —
Auch die ursprüngliche Kanzel, zu der
Johann Georg Presse! von Ravensburg
Arbeiten geliefert hatte, befriedigte nicht,
so daß Meister Früholz schon um die
Mitte des vorigen Jahrhunderts die gegen-

wärtige erstellen durfte. — Ebenso war
man mit dem ursprünglichen Orgelgehäuse,
dessen Bildhauer- und Schneidearbeit von
Meister Georg Reusch aus Waldsee stammte,
unzufrieden; daher durfte Früholz auch
ein neues aufftellen, damit alle Holzarbeiten
des Wallfahrtsheiligtums möglichst gut
miteinander harmonierten. Die ursprüng-
liche Orgel selbst war ein Werk von Jakob
Schmidt aus Boos. — Die schönen, mit
Intarsien versehenen Beichtstühle sind dein
Meister Presset aus Ravensburg zu danken ;
niit kleinen Oelgemälden zielte dieselben
Maler Bergmaier aus Biberach. Das
ehemalige Kirchenportal mit den Statuen
der beiden Kirchenpatrone hatte ebenfalls
Meister Presse! ans Ravensburg gebaut;
es ist vor mehreren Jahren durch ein
neues von Bildhauer Theodor Schnell
ans Ravensburg ersetzt worden.

Der Bauleiter Donrinikus Zimtnermann
stand nicht bloß dem galizen Bauwesen
vor, sondern er war auch als Slukkator
und Maler an der Kirche tätig. Weil
die Tüchtigkeit in Gipsarbeiten ihm sogar
früher eigen war als die Gewandtheit
im Architekturfach, haben wir hinlänglich
Gelegenheit, seine Virtuosität in Stuck-
sachell auch in Steinhaufen zu bewundern.
Wie spielend scheint er die Produkte seiner
Knlistfertigkeit an dem geräumigen Gottes-
haus angebracht zu haben. Mit einer
zarten Polychromie wußte er seine zahl-
losen Stuckornamente zu versehen, so daß
edler Geschmack und wunderbare Schöpfer-
kraft zutage tritt. Allerdings ivar er
sich seiner Meisterschaft in diesein nament-
lich im 18. Jahrhundert so beliebten Kunst-
gebiete in so hohem Grade bewußt, daß
er nicht ganz passend in übermütiger
Schaffenslust namentlich die Fensterum-
rahmungen mit einem wahren Chaos von
Gebilden bedeckte, selbst Nester und Vögel
hat seine Hand an die Wände gezaubert.
— Die Bemalung der Kirche lag übrigens
hauptsächlich in der Hand seines Bruders
Johannes Zimmermann. Dieser hat als
Schmuck des Chorplafonds die hiinmlische
Musik und die lobpreisende Verehrung der
göttlichen Majestät gewählt. An der Decke
des Langhauses ziehen sich längs der Pfeiler
verschiedene Darstellungen aus dem Leben
Mariä hin (Empfängnis, Geburt, Auf-
nahme in den Tempeldienst, Verkündigung,
 
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