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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 32.1914

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Nr. 11
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Baur, Ludwig: Friedhofanlage und Friedhofkunst, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16254#0106

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verausgeaeben und redigiert von ITTfgr. K. Küiitnid
(an Stelle des im Feld befindlichen Universitäts-Professors Or. L. Banr in Tübingen)
Eigentum des Rottenburger Diözesan-Aunstvereins e. v.;
Kommissions-Verlag und Druck der Zlktieu-Gesellfchaft „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart.

Or. ii.

Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne
Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Verlagshandlung jQJd
Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr M. 4.50. '

Friedhofanlage und Friedhofkunst.

Von Or. Ludwig Baur, Tübingen.

(Fortsetzung.)

Wns zunächst die Steiudeukmäler
culgeht, so hat sich in dieser Hillsicht unter
der Einwirkung einer rein kaufmännischen
Steinindustrie ein unangenehmes Protzen-
1ll»l breit gemacht, besonders seit dem
wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands
in den letzten 50 Jahren. Man hat von
weit her Marmorsteine bezogen und den
einheimischen Stein verachtet. Man be-
zog schwedischeil Syenit, man hat die
schwarzen Steine glänzend poliert. Man
bedachte nicht, daß sich polierter Marmor
oder Syenit zwar im Salon oder Schlaf-
zimmer, aber nicht in der freien Natur
gut macht. Hier ist der schwarze, düstere,
absolut leblose polierte Syenit nicht günstig:
er fügt sich nicht in die Natur ein; er
wirkt frostig, hart und nüchtern, und zu !
allem hin absolut stimmungslos.

Absolut zu verwerfen ist die ganz und
gar unkünstlerische und direkt häßliche
Verwendung von Porzellan, Steingut,
Zementsteinen, Enlailtafelu an den Grab-
steinen. Das sind ganz schlimme Ge-
schmacksverirrungen.

Ohne den Granit und den italienischen
Marmor ganz verbannen zu wollen, wird
doch die Mahnung berechtigt sein: zum
e i n h e im i s ch e u S t e i u z u r ü ckz u k e h -
reu und damit von selbst auch zu einer
gewissen Einfachheit und Schlichtheit.
Unser einheimischer Sandstein ist in
Süddentschland von jeher gern benützt
worden, und die Barock- und Empirezeit -

, hat uns reizende Denkinäler in diesem
Material hiuterlasseu'svergl. deu Hoppeulau-
friedhof in Stuttgart). Dann ist weiter
in Betracht zu ziehen der M u s ch e l k a l k-
steiu. Der feinste davon ist der fran-
zösische Enville, der sich, wie bemerkt, für-
feinere Ornamente eignet. Sehr gut ist aber
auch unser grobkörniger Muschelkalk (z. B.
Crailsheimer Muschelkalk), der sich mehr
für wuchtigere, derbe Formen eignet. Er
ist sehr wetterbeständig; seine Form ist
immer iveich, seine Fläche nie tot, sondern
lebensvoll, weil sein Korn und seine Poro-
sität Licht und Schatten spielen läßt. Auf
einem dunkelgrünen, pflanzlichen Hinter-
grund macht er sich ganz trefflich.

Weiter sind als geeignete Materialien
zu nennen: Dolomit, Kelheimer Kalkstein.

Auch mehrere Marmorarten lassen sich
empfehlen. Nicht so ganz paßt für unser
Klima und unsere Landschaft der weiße
karrarische Marmor. Empfehlenswerter
erscheint der Laa ser Alarm o r mit
seiner kristallinischen Oberfläche und seinem
leichten Geäder. Auch andere, einheimische
Marmorarten seien erwähnt, wie der
Unterberger, Treuchtlinger, roter und
grüner Nassauers.

') Ueber diese Fragen orientiert sehr instruktiv
Dr. Si'olmauu, Winke für Beschaffung eines
Grabdenlmals S. 5 (Flugblatt ver Wiesbadener
Gesellschaft für Grabmalkunst). — Die Münchner
W a lbfriedhofordnung empfiehlt als für de»
Wald friedhof besonders geeignetes Material:
Tuffstein, Nagelfluh, Muscheltras;, Muschelkalk,
Granit und körnigen Kalkstein. Grell weiße und
grell schwarze Gesteine, sowie polierte Steine
können nur in Ausnahmefällen zugelassen werden.
 
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