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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 32.1914

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Nr. 11
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Baur, Ludwig: Friedhofanlage und Friedhofkunst, [6]
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Warncke, Johannes: Mitteilungen über einige in Lübeck befindliche mittelalterliche Pilgerzeichen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16254#0108

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Selbst die Symbolik der rationali-
stischen Zeit, die ja in mannigfacher
Hinsicht platt, in anderer anch wieder
sinnvoll war, ist noch immerhin reicher,
als die Grabmalsymbolik unserer Zeit.
Sie hatte wenigstens ihr Ange Gottes
lind Stundenglas, Schmetterling und
Raupe, flanunende Kerzen und dergl. —
K ü hner schlägt vor, man solle die Sym-
bole am Grabdenkmal entsprechend dem
pebensbernf, dem Lebensalter und dem
Sterben der Heimgegangenen wählen. So
z. B. sagt er, könnte man, mit bei den
Pflauzenmotiveu stehen zu bleiben, dein
Kinde die Lilie mit dein Röslein, dein
Jüngling und der Jungfrau außer
Myrte die Margarile und Rosenknospe
milgeben, der Hausfrau und dem Haus-
vater, die in voller Kraft dahingeschieden
sind, Rebstock, Oelzweig, Eichenlaub, Tau-
uenzweig, Aster oder Souneublume, und
dem H o ch b e t a g t e u den Palmbaum
oder die Mohnblume, die Stechpalme oder
Immergrün, Chrysanteme oder Christ-
rose Z. — Ich möchte diese Vorschläge
nicht völlig verwerfen, halte es aber für
richtiger, am Grabstein vor allem den
religiösen Gedanken Raum zu geben, das
ist spezifisch christlich, während die vordring-
lich betonten Hinweite ans die Lebens-
umstände und persönlichen Verhältnisse
der Charakterzug der antiken Grabmal-
kunst ist. — Kehren wir auch hier bewußt
und entschlossen zu der reich entwickelten
christlichen Symbolik zurück.

Es bedarf kaum einer weiteren Aus-
führung, daß die Anbringung von photo-
graphischen Bildern der Verstorbenen ans
den Grabsteinen eine häßliche Unsitte ist.

Die Dar siellun gsform wird bei
Steindenkmälern meist plastisch sein, wenn
überhaupt dabei über die Kreuzesdarstellnng
und Inschrift hinansgegangen wird. Diese
Plastiken tollte man grundsätzlich nur einem
wirklichen Künstler in Auftrag geben, nicht
durch den Steininetzhandmerker anstühren

verweuvbarin Lymbole von A. Schinid, „Christ-
liche Symbole aus a.ter und neuer Zeit". 'J. Auf!.
Fceiburg (Herder) 1V0V. — Neuerdings ist eine
Zusainmenstellung christlicher Symbole heraus-
gegeben morden von dem Wiener akadem. Maier
Rudolf Sagmeister, „Christliche Symbole".
Wien (Anton Schroll) 1V14.

*) Kühner, „Mehr Sinn für die Stätten
unserer Toten", S, 47.

lassen, der dieser Aufgabe doch uicht ge-
wachseu ist. — Sehr empsehleuswert sind
bei Muschelkalksteinen Bronzereliefs. Bei
größeren Grabdenkmälern wird man auch
Mosaikdarstelluugeu iu Aussicht uehmen
können. Darüber muß natürlich von Fall
zu Fall in Beratung mit Kunstverständigen
oder Künstlet n entschieden werden. All-
gemeine Regeln lassen sich da nicht geben,
es sei denn, daß man die Beobachtung
des Grundsatzes einschärfe, daßdieDenk-
m als form ans der Natur des
Materials entwickelt werden lim ß.

Die moderne Grabmalplastik hat gerade
in Steindenkmälern außerordentlich zahl-
reiche Formen eisonnen — fast zu viele! —
und die einzelnen Ginndtypen in oft sehr
interessanten Formen variiert: die liegenden
oder stehenden Steinplatten mit Inschrift
und Ornament, mit bildlichen Darstellungen
und Kreuz, dann das Grnndmotiv des
Bildstöckchens, das eine ungewöhnlich zier-
liche Behandlung zuläßt, die vielen Varian-
ten des Kreuzes: das irische Wegkrenz,
das Kreuz auf einem Steinsockel, das aus
dem Stein reliefartig herausgearbeitete
Kreuz, Bronzekreuze aus oder im Stein nsf.

Roch sei ein Wort über die Höhe un-
serer Grabsteine gesagt. Wie schon oben
gesagt wurde, sind die neuen Grabsteine in
der Regel viel zu hoch. Im allgemeinen
sollten sie nieder gehalten werden und in
der Höhe 1 ’/a — 2 m, in der Bteite — 1 m,
in der Tiefe 60 cm beim Einzelgrab
nicht übet schreiten. (Schluß folgt.)

^Itttleilungen über einige in Lübeck
befindliche mittelalterliche pilgern
Zeichen.

Von I. W a r n cfe. '

Im Jahre 1711 gast der um die
Lübeckische Geschichte hochverdiente Senior
und Hauptpastor an St. Marien, Jakob
von Melle, eine Schrift heraus: „de Itine-
r i b u s Lubecensium sacris,
seu de religiosis et votivis eorum
peregrinationibus, vulgo Wallfahr-
ten, quas olitn devotionis erga ad
locasacrasusceperunt, commentatio.“
Aus letztwilligen Verfügungen schöpfend,
zeigt hier der Verfasser auf 128 Seilen, wie
die alten Lübecker bemüht waren um ihrer-
Seelen Seligkeit. Ebenfalls erinnern uns
 
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