Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 32.1914

DOI Heft:
Nr. 12
DOI Artikel:
Baur, Ludwig: Friedhofanlage und Friedhofkunst, [7]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16254#0116

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
haben wir in der Hl. SchrifD), in der
Kirchlichen Liturgie, in dem macht-
vollen „Diesivue", dem flehenden „Libera
nie Domine", int kirchlichen Toten-
offizium, in den Sterbegebeten
der Kirche.

III.

Die B e f f e r u u g s v e r s u ch e.

1. Man hat die gemachten Fehler einge-
fehen und faitit auf Mittel zur Ab -
Hilfe, katholischer- und protestantischer-
seits^). Gioße Verdienste um die Hebung
der Grabmalknnft (Denkmäler) hat sich die
Gesellschaft für christliche Kunst erworben.
Sie veranstaltete schon im Jahre 1905 einen
Wettbewerb zur Erlangung voit Entwürfen
für einfache Grnbmnler, deren Kosten sich
zwischen 100 und 200 Mark bewegen.
Das Ausschreibeu bestimmte: 1. Es sind
die Bedürfnisse jener Fantilien zu berück-
sichtigen, welche nur kleine Suntmeu an-
legett können, bei denen es aber üblich
geworden ist, für teures, fremdes Stein-
utaterial, das kunstlos verarbeitet wird,
verhältnismäßig viel zu große Ausgaben
zu machen. 2. Das Gewicht ist einzig auf
die Befriedigung des religiösen Gefühls und
künstlerische Gestaltung unter Anwendung
soliden und zweckoienlichen Materials zu
legenH. — Das Resultat mar ein über-
aus befriedigendes nach der Seite hin, daß es
zeigte, wie sehr es möglich ist, die K ü n st l e r
für die Friedhofknnst (Denkmäler) zit ge-
winnen iiub damit eine Grundbeding-
ung der Besserung zu erfüllen. Es liefen
260 Entwürfe ein, von denen 60 in
„Der christlichen Kunst" I (1904/05) ver-
öffentlicht wurden. — Sehr unbefriedigend
dagegen war das Resultat nach der Seite
der Besteller hin: „fast alle diese Ent-
würfe," schreibt Slaudhauter a. a. D.,
„harren noch des Bestellers, der sie aus-
sühren lasseil will".

0 Protestautischerseüs existieren mehrere Samm-
lungen passender Grabinschristeu: z.B. von Schütze,
Warnslorf. Eine Auswahl bei Hüttenrauch,
Kühner n. a. — Es wäre sehr zu wünschen,
daß katholischerseits eine entsprechende Sammlung
herausgegeben würde.

2) E. H ö g g hat im Kunstkalender von Schles-
wig - Holstein 1913 einen ganz detaillierten
Organisationsplan entworfen, um eine Besserung
zu erzielen. Derselbe blieb aber auf dem Papier

3) S. Staudhamer im Pionier VI (1914) 56.

Man hoffte nun weiter zu kommeu —
uud erzielte tatsächlich gitte Erfolge durch
weitere Wettbewerbe uud dltrch Ver-
austaltuug von Grabdenkmäler- und Fried-
hof aus stellun gen. Solche wurden z. B.
verbuudetl mit der großen Ausstellung in
München (1908), in Düsseldorf und anderen
Orten. Außerdem machte man auch Wau -
derausstelluugeu von Grabmalent-
würfen. .

2. Sodann suchte man eine Besserung zu
erzielen durch Herausgabe von Muster-
büchern voll katalogartigen Publikationen,
die dazu dienen sollten, den handwerklich
tätigen Steiuhallerlt in die Hätide gegeben
zu werdett, um ihnen eben damit gute
Vorbilder uitb Vorlagen zu liefern 2).
Daß das unter Umständen für die Steiu-
metzeu uud auch für die Besteller von
großem Vorteil uitb gutem Einfluß werden
kann, ist nicht zu leugnen. Wie die
„Musterkataloge" die Geschmacklosigkeit
und Fabrikarbeit verbreitetet!, so könnten
sie auch int guten Sinn erzieherisch wirken.
Es ist aber andererseits doch auch nicht zu
verkennen, daß darin die Gefahr liegt, daß
man in denselben Fehler zurücksalle, den
mau vermeiden tvollte, nämlich daß nur eben
ein anderes Schema au Stelle des alten
gesetzt sei, die Monotonie aber dieselbe
bleibe. Zndent ntacht natürlich der ein-
zelne Grabstein noch nicht einen ästhetisch
befriedigenden Gottesacker ans: neben der
glücklichen Gestaltung des Denkmals muß
eben vor allein eine glückliche Gestaltung
des Friedhofs selbst als wichtig bezeichnet
werden.

' 3. Viel mehr dürfte es der Sache
entsprechen, meint man zwischen Bestellern
und Künstlern einen direkten Kontakt
herbeiführen könnte, so daß in jedent ein-
zelnen Fall — auch bei sehr bescheidenen

l) So z. B. „Die christl. Kunst" I (1904/05);
Alke Grabmalkunst v. Martin Gerlach, Wien-
Leipzig; Volkstümliche Grabmalkuust uns Fcied-
hofgestaltuug von O. Berz-Schilling, Stuttgart;
Kleine Grabmale von Haus Ameismeier, Nürnberg.
Die Firmen Kiefer, Vetter und Kerber in Bayern
gaben eine Mustersammlung „Grabdenkmäler in
Stein, Holz, Eisen" heraus. Karl Wilde, Grab-
malkuust, Frankfurt a. M. E. Högg, Einfache
christliche Grabmüler für Niederdeutschland. Sehr
empfehlenswert ist die von Bildhauer Kopp in
München zusammengestellte Saminlung „Künst-
lerische Grabdenkmale". Auf diese sei besonders
1 aufmerksam gemacht.
 
Annotationen