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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 33.1915

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Nr. 1
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Schäfer, ...: Ueberreste der romanischen Kirche in Unterbrändi und deren Geschichte
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Rohr, Ignaz: Aus Englands Kathedralen
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https://doi.org/10.11588/diglit.16255#0015

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12

gen Werktagen beim Gottesdienst er-
scheinen.

Wer möchte es wohl bezweifeln, daß
schon manches Pfarrkind im Aufblick zu
diesem Gnadenbild in den zeitlichen und
geistigen Anliegen und Nöten zu innigem
und vertrauensvollem Gebet feine Zu-
flucht genommen und durch die mächtige
Fürbitte der Himmelskönigin und Hel-
ferin der Christen Trost, Hilfe und
Gnade gefunden hat.

Und wenn einstens das alte und ehr-
würdige Kirchlein in Leinstetten aus
dem Jahre 1568, das für die Pfarr-
gemeinde — besonders hinsichtlich der
vielen Schulkinder — längst nicht mehr
ausreicht, einem stattlichen Neubau wei-
chen muß, dann wird hoffentlich auch das
Kleinod von Unterbrändi wieder einer
Uebersiedelung gewürdigt werden und
feinen Ehrenplatz auf dem künftigen
Marienaltar einnehmen dürfen.

I\ ,8. Die geschichtlichen Notizen find
entnommen aus Urkunden-Abfchriften
des j Pfarrers H. Thoma von Leinstet-
ten und des Hauptlehrers Huber in
Tuttlingen, früher Oberbrändi.

Aus Englands Kathedralen.

Von Prof. Dr. Ignaz Rohr, Straßburg.

Eine kriegerische Expedition über den
Kanal beschäftigt zurzeit die Genlüter
aller Kulturvölker, gleichviel, ob sie dabei
persönlich eine Rolle spielen oder nicht.
Eine Kunstfnhrt zu Englands Kathedralen
dürfte also nicht unzeitgemäß sein st. Soll

i) Eine gute Orientierung, glückliche Hervor-
hebung der Hauptgesichtspunkte und genügendes
Jllustrationsmaterial enthält Alb. Kuhns Allg.
Kunstgeschichte (Einsiedeln 1909), die als Vereins-
gabe in den Händen der meisten Kunstvereins-
mitglieder sein dürfte. Für weiteres Studium
empfiehlt sich das monumentale Werk von
G. Tehio und G. v. Bezold: Die kirchl. Bau-
kunst des Abendlandes usw. Stuttgart 1901.
Eine glückliche Einführung auch in K. Bädekers
Großbritannien, 1906. Eine Entwicklungsgeschichte
der einzelnen Bauglieder und reiche Illustrationen
bieten llectures on the Rise and Develop-
ment of mediaeval Architecture, 1879, von
Scott. Ein geistsprühender Führer durch die
ganze fragliche Kunstperiode ist John Ruskin,
The Stones of Venice, und eine Reihe von
Abhandlungen aus Archaeologia, miscella-
neous tracts relating to anticjuity, published
by the society of antiquaries of London,
printed Oxford, Horace Hart,

dabei die Bodenständigkeit, das National-
Individuelle eine Nolle spielen, so müßte
mit dem Niedergang der Gotik abge-
schlossen werden. Was über dieselbe
hinausliegt, das ist Lehensgnt und kann
nur anhangsweise Berücksichtigung finden.
Nicht, als ob nun die Kirchenarchitektur
vor der Nenaissalice von Anfang an oder
in allen ihren Teilen englisches Wesen
zur Schau trüge. Sie teilt den Wurzel-
grund mit dem anderer Nationen und
Stämme, aber sie fand bann doch bald
eine eigenartigere Ausgestaltung unb zeigte
eilte unendlich reichere Betätigung, als
seit dem Beginn der Neuzeit.

Die ersten Baumeister jenseits des
Kanals sind die Römer. Ihre Position
war allerdings zu exponiert, um künstleri-
schem Schaffen Raum zu verstatten. Des
Lebens Notdurft stand im Vordergrund.
Wasserleitungen und der Piktenwall sind
die Zeugen römischer Bautätigkeit, und
ihre Neste reden heute noch von der
Herrschaft Noms. Die einen sind niassiv
und kompakt ans Haustein, die andern
mit dem spezifisch römischen Wechsel zwi-
schen Ziegel und Werkstein. Bei der da-
maligen Bevölkerung haben sie nicht ge-
rade Schule gemacht, aber man hatte
nun doch einmal Bauwerke entstehen sehen,
die über die primitive Art der einheimi-
schen Gebilde weit hinausgingen, und
hatte ihren Urhebern die Zubereitung des
Materials abgelauscht.

Die angelsächsische Invasion (455)
brachte zunächst noch keine frischen Im-
pulse, die Christianisierung (597 ff.) da-
gegen stellte neue Aufgaben. Doch lag
ihre Lösung oder wenigstens die Leitung
in den Händen derer, die den neuen
Glauben gebracht. Die Architekturformen
unterscheiden sich deshalb von denen des
Kontinents nur sehr wenig. Den Beleg
hiefür bildet die (restaurierte) Kirche von
Dover Castle, aus römischen Ziegeln
in angelsächsischer Zeit erbaut, klein, aber
fest, ein schlichter Nützlichkeitsbau, niedrig
und breit im Vergleich zur Länge und
Höhe st. Die übrigen Zeugen dieser Pe-
riode verfielen später dem Umbau, und
ihre Kenntnis ist meist nur eine literarisch,

st Eine Abbildung bei Scott II, S. 42 (Grund-
riß und Außenansicht).
 
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