Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 33.1915

DOI Heft:
Nr. 3
DOI Artikel:
Rohr, Ignaz: Die "Ständige Kunstausstellung in Baden-Baden" 1915
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16255#0064

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
seits derselben bewegt sich Rosy Lebach,
während umgekehrt unter den Malern
Karl Böhme (Syringenstrauß), Georg
Kleemarrn /(Blütenzweig) und Otto
Marquard (Wiesenblumen und Früh-
lingsstilleben) sauberer und mit größe-
rer Freude am Detail malen.

Auch die Porträtmalerei gibt den ver-
schiedenen Richtungen Gelegenheit, ihre
Eigenart zu äußern. Mit Corinth ist
der linke Flügelmann schon genannt.
Stellt man als Antipoden Fr. Wilh.
Gärtners Porträtstudie mit ihrer an
Lenbach erinnernden Klarheit aus, so
repräsentieren aus der Linie von der
Linken zur Rechten August Rumm,
Georg Poppe, Eugen Segewitz, Emil
Firnrohr, Paul Kusche und die „Drei
Selbstbildnisse" von Henselmann je eine
besondere Art.

Gelungene Interieurs haben aus-
gestellt W. Bolz („Aus Schloß Favo-
rite"), Rudolf Nitzl („Im Museum"),
Karl Albrecht („In der Kirche"), Fr.
Fehr („Interieur mit Ösen") und F.
Dorsch („Gedeckte Tasel"). Namentlich
Dorschs Bild mit der Harmonie der Far-
ben, dem Zusammenflimmern der Mö-
bel, des Lüsters, Kristalls und Porzel-
lans ist eine treffliche Arbeit.

Ein Kabinett für sich hat Friedrich
Fehr belegt. Dasselbe zeigt Architektur-
stücke (Haus Feinhals-Köln mit fünf,
Haus Krawahl-Essen mit fünf, Villa
Homberger-Schafshausen mit vier, Villa
Emanuel v. Seidl-Murnau mit Vier-
Nummern) und wird von selber zu eineni
Hymnus auf die Harmonie, welche mo-
derne Architektur, Garten- und Jnnen-
kunst zwischen Haus und Umgebung,
Zimmer und Ausstattung zu erzielen
weiß.

Ganz anders mutet die Abteilung
„Aus einem Gefangenenlager" an. Der
Künstler führt uns zu den Franzosen,
denen ein Teil des traverser le Bär
(lisch beschieden war, wenngleich Wider
ihren Willen, nämlich unter militärischer
Bedeckung mit ausgepslanztem Bajonett.
Wir lernen die verschiedenen Waffengat-
tungen in einzelnen Typen und zu Grup-
pen oder zur Arbeit vereinigt kennen,
und so dürften die zehn Franzosenbil-
der einmal eine interessante Illustration
zur Zeitgeschichte werden. Daß hier ein

kräftiges Kolorit gewählt wurde, war be-
dingt durch die schreienden Farben der
Uniformen. Es ist zu bedauern, daß
unsere Feldgrauen mit ihrer Harmonie
zwischen Montur und Natur ihren
Maler unter den hier vertretenen Künst-
lern noch nicht gesunden haben.

Die Franzosen Fehrs sind freilich
nicht die einzigen Repräsentanten des
Krieges im Kunsttempel zu Baden.
Wer sich im Parterre mit der graphischen
Abteilung etwas beschäftigt, findet eine
ganze Reihe kriegerischer Szenen, von
denen einige namentlich die wilde Hast
des Kampfes packend darstellen. Por-
träts der Heerführer sind gleichfalls zil
sehen. Selbstverständlich fehlt Hinden-
burg nicht. Kabinettstücke graphischer
Kunst sind die Arbeiten von Greiner.
In ihrer Feinheit und Tiefe heben sie
sich scharf — und vorteilhaft ab von an-
dern, „moderneren" Leistungen. Und so
bilden sie gewissermaßen die Brücke zu
den mitausgestellten Zeichnungen von
einem Künstler, der nicht mehr ist, aber
gerade neuerdings viel genannt wird —
Anselm Feuerbach. Wer seine Skizzen
und Entwürfe sieht, der ahnt, was Feuer-
bach sich's kosten ließ, bis seine Gestalten
jenen Fluß der Linien und seine Kom-
positionen jenen Wohllaut der Figuren
besaßen, die ihnen auch heute noch ihren
Wert sichern.

Besondere Erwähnung verdienen noch
Zeichnungen, die uns in die Gebiete,
aber nicht in die Kampfszenen des jetzi-
gen Krieges führen, nach Ungarn
(Luntz), Bosnien (Orlik), Flandern
(Kamps), also Landschaften.

Die religiöse Kunst verschwindet fast
vollständig zwischen Landschaft und Por-
trät, Stilleben, Blumen- und Jagd-
stücken. Die „Keusche Susanna" fehlt
natürlich nicht, führt aber über die land-
läufigen Darstellungen des Gegenstan-
des nicht hinaus. Religiöser und dezen-
ter mutet H. Eichrodts „Magdalena" an:
die Büßerin kniend, mit einem roten
Gewände umhüllt, in ihren Zügen von
ferne an Murillo erinnernd. Eine tüch-
tige Leistung ist Emil Bäuerles Chri-
stuskopf, mit der Dornenkrone umwun-
den, der Mund zur Klage geöffnet, der
Blick in Schmerz verschleiert.

> Erwähnenswert ist auch die Holz-
 
Annotationen