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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 33.1915

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Nr. 3
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Drei Kirchen in einem Dorf, [2]: ein Gang durch die drei restaurierten Kirchen Ummendorfs, ihre Geschichte und Kunstgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.16255#0068
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von Biberach nach Ummendorf, dafür
am „Aufferttag" (Himmelfahrt Christi)
das „Ummendorfer Kreuz" nach Bi-
berach Z. Von einem bis zur Reforma-
tion üblichen letzten Kreuzgang „gen Um-
mendors und Rifeck in der Critzwochen
bis zum Hailigen critz" weiß Heinrich
v. Pflummern zu erzählen').

Der einzige Rest aus jener ersten
Bauperiode mag der Bogens ries
sein, der an der hinteren Hälfte der Süd-
wand unter dem Dachgesims sich hin-
zieht. So weit wird sich die Langseite des
alten Sacellums von 1400 bezw. 1500
erstreckt haben. In diesen: Bau wurde
nach Abbruch der alten gotischen Pfarr-
kirche, wie die angeführten Akten aus-
weisen, der Gemeindegottesdienst von
1717 bis 1719 gehalten. Einen anderen
köstlichen Schatz muß das Kirchlein einst
besessen haben. Nach drei Dokumenten
des Staatsarchivs wurde im Jahre
1605 St. Johannis Baptistae
Haupt von der Waldburgschen Herr-
schaft in Zeit verlangt. Herr Graf Fro-
benius, Erbtruchseß, sendet dafiir ein
Dankschreiben mit Oblation von zwei
Dukaten, ebenso ein Friedrich Fugger
auf Achftetten. War es eine Reliquie
des hl. Patrons oder eine Nachbildung
der oft sich findenden Schüssel mit dem
Haupt, die vielleicht zur Segnung be-
gehrt wurde? Eine solche ist in einer
Nische in der Mensa des Altars erhalten.

Der Hauptsache nach ist das heutige
St. Johanneskirchlein eine Schöpfung
des 18. Jahrhunderts. Offenbar wurde
im Anfang dieses Jahrhunderts gleich-
zeitig oder nach Vollendung des Pfarr-
kirchenbaus die Kapelle vergrößert. Nach
den: Wappen am unteren rechten Altar-
eck (auf griinem Dreiberg drei Rosen)
geschah es unter Abt Benedikt Denzel
von Ochsenhausen, 1737—1767. Einen
anderen chronologischen Anhaltspunkt
bietet die Glocke im Turm von 1754, und
besonders das Altargemälde von Berg-
müller, 1737 signiert. Wir dürfen also
als Zeit des Neubaus, als kermiuus
unke quem das Jahr 1737 annehmen.
St. Johann in: Felde, wie ich das Heilig-
tun: nennen möchte, ist ein einschiffiges

si A. a. O. S. 137.

si A. a. O. 9 (1875) S. 175.

Kirchlein von gegen 20 Meter Länge und
Meter Breite, lieber der Westfassade,
die ganz schmucklos ist, erhebt sich als an-
sehnlicher Dachreiter ein T u r n: in ab-
geschrägtem Viereck, gekrönt von einer
welschen Haube. Diese ist in: Achteck ge-
wölbt und mit Ziegelplatten gedeckt. Die
Spitze bildet ein Doppelkreuz, wie solches
nach einer alten Kupferplatte auch ans
dem 1743 erneuerten Turm der Pfarr-
kirche sich befand; deren Kuppel, im Vier-
eck gewölbt, ist mit Blech gedeckt. Außer
dem Bogenfries an der halben Langseite
der Südmauer hat das Aeußere keine
Gliederung als drei Fenster an der Süd-
seite, zwei hohe und am älteren Teil ein
niedrigeres, auf der Nordseite drei gleich
hohe, aus Butzenscheiben gebildete Fen-
ster, alle in Nundbogenabschluß. Ter
Chor ist außen dreiseitig, wie auch das
Dach des Chors in vier Ecken von: Ge-
sims an die Ostseite deckt. Ringsum geht
eine alte Mauer, die mit dem Kirchlein
jetzt den Friedhof der Kinder und Frein-
den umschließt.

Das Innere überrascht durch vornehme
Schlichtheit und manche intime Reize.
Alle Kunstmittel, die das 18. Jahrhun-
dert in so verschwenderischer Fülle über
und innerhalb profaner und religiöser
Baudenkmäler anszustreuen wußte, sind
hier in wohltuendem Maßhaiten an-
gewandt. Ein kleines Museum bildet
das wenig benützte Heiligtum, seit es
unter Pfarrer Wiest sachgemäße Re-
stauration erfahren und vor den: Zer-
fall seines vielfachen Schmucks bewahrt
worden ist. Vor allem verdienen Beach-
tung und Bewunderung die zarten
Stukkaturen an der Flachdecke
(Medaillons mit Einfassung in Achteck),
der Brüstung der Empore (Ornament-
muster in drei quadratischen Feldern)
und über den Fenstern. Zwei größere
Stuckreliefs wirken mit mehreren Ge-
mälden zusammen zur Verherrlichung
des Patrons der Kapelle. Das Medail-
lon an der Riickseite stellt Johannes in
jugendlichem Alter dar, wie er in der
Wüste lebt, von Fels und Bäumen uni-
geben, Fahne und Lamm zur Seite des
Sitzenden. Vorne waltet er seines Täu-
feramts. Jesus kniet vor ihm.

An der linken Wand hängt ein kleines
 
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