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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 33.1915

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Nr. 3
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Drei Kirchen in einem Dorf, [2]: ein Gang durch die drei restaurierten Kirchen Ummendorfs, ihre Geschichte und Kunstgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.16255#0076

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gesetzten schmiedeisernen Kreuz, dessen
Spitzen in vergoldete Strahlen auslau-
sen und oft im Sonnenlicht wunderbar
schimmern, die Glorie des hl. Kreuzes
verkündend. Ferner spenden reiches Licht
vier Fenster in Kathedralglas mit far-
bigen Renaissancebordüren, in dem vor-
deren Abschnitt des Langhauses vor den:
Querschiff, von Renner u. Birk in Bie-
berach hergestellt.

Von den zwei Chorfenstern hinter
dem Kuppelraum stellt das rechte die
Himmelfahrt Christi im unteren Feld
und im oberen die Sendung des Heili-
gen Geistes dar, das linke unten die
Himmelfahrt Mariä, oben Mariä Krö-
nung. Im großen Fenster im Mittel-
raum (Transsept) rechts sehen wir die
Auferstehung Christi mit Jonas im Me-
daillon, ein farbenprächtiges Bild.
Durch die linke Arkade führt eine zweite
Eingangstüre mit Oberlicht. Die Glas-
gemälde sind von dem aus Biberach ge-
bürtigen Glasmaler Gnant in München
geliefert; sie sind im Renaissancestil
meisterhaft entworfen, das Weiß der Or-
namente macht alles licht und hell und
harmonisch.

Ein Meisterwerk ist der Tabernakel-
AI t a r, in edelster, vornehmster Renais-
sancesorm, entworfen von Cades, nach
dem Muster des Sakramentsaltars in St.
Peter, in fiinffach abgetönter Marmor-
imitation ausgeführt; vier Säulen an
den vier Ecken tragen das Gebälk, dazu
zwei Säulen an der Vorderseite den
Giebelaufsatz und Kuppel. Antependium
und Predella haben Ornamentrelief-
schmuck, der die hier übliche Metalltech-
nik, goldgetriebene Platten, vortäuscht.
Die Seitennischen am Chorbogen zeigen
die Bilder schwäbischer Heiliger: rechts
Heinrich Suso, links Elisabetha Bona,
Statuen von Lämmle. Die Hinterwand
zieren Fresken von F u g e l (von Ober-
zell gebürtig), rechts Moses, links Jo-
hannes der Täufer, darüber das Lamm j
Gottes mit dem versiegelten Buch und
anbetende Engel zu beiden Seiten. Wie I
das Innere die Meisterschaft der wel-
schen Baukunst in der Raumgliederung
und Raumausschmückung bekundet, so
reich ist auch die Gliederung des
Aeußeren: Kampanile, Kuppel, Gie-
bel über Fenster und Tiiren, und zwei

hohe Giebel über den Querschifsen,
deren Firste Kreuze krönen, Lisenen unb
Pilaster mit Kannellüren und Gesimsen,
alles paßt zu jener Einrahmung.

Wie sie droben steht, die Kapelle aus
dem Kreuzberg, erglänzend vor zwei
Jahrzehnten noch in ihren: ganzen
jungfräulichen, weißen Schmuck, und
eingeweiht von Erzbischof Dr. Otto
Zardetti aus Rorschach, damals Kurgast
im Jordanbad als Bischof von St.
Cloud (Amerika), am 7. August 1892,
da mag wohl mit Recht den Schöpfer
des ganzen Werks ein Gefühl bescheide-
nen Stolzes angewandelt haben. Hofele
verlieh einst dieser Befriedigung Aus-
druck in seinem Büchlein ft: „Vollendet
ist ein religiöses Werk, ein Unikum und
eine Perle weithin in den deutschen
Gauen, und vorab eine Zierde für das
Schwabenland." Scheint nicht heute noch
das Marmorrelief des eigenartigen,
selbstlosen Mannes, des „weiland Kos-
mopoliten und nun absterbenden Ere-
miten im Pilgerbart" ft, also zu reden?
Unter diesem unverfälschten Porträt des
Ummendorfer Pfarrherrn (1880—1902)
Prälaten, Rom- und Jernialempil-
gers (1885) hält ein Engel in Mar-
morrelief über den: Meihwasserbecken
mit dem echt hofelischen Epigramm:
„Herr, gib allen die ewige Ruhe,
und das Weihwasser!" Feder und Buch
mit der Inschrift: „Ihr hl. Engel

schreibet alle Wohltäter ein in das Buch
des Lebens." Auch in: Buch der ober-
schwäbischen Kunstgeschichte wird Hofe-
les Namen mit den: seines ersten Nach-
folgers, Erhalters und Mehrers der
Kunstschätze in „Gottshaus und Pfarr-
schloß" eingeschrieben bleiben.

Anhang.

Urkunden.

I.

Der Konstanzer Generalvikar Weih-
bischos Thomas bestätigt die Konsekra-
tion der Pfarrkirche in Ummendorf.

Konstanz, 1466, Samstag, 4. Oktober.

st Beschreibung des oberschwäbischen
Monumenkal-Kreuzbergs S. 22.

st Treffende objektive Charakteristik Dr.
Hofeles in Diözesanarchiv von Schwaben 20
(1902) S. 191 f.
 
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