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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 33.1915

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Nr. 3
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Die Deckenfresken in der Pfarrkirche zu Trugenhofen, OA. Neresheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.16255#0083

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in Taxisschen Diensten stand. Er baute
in der Gegend neben einigen Profan-
bauten auch die herrliche Kirche zu
Dischingen und nahm an den Patronats-
kirchen in Ballmertshofen und E gl innen
bauliche Veränderungen vor. Eingeweiht
wurde die Kirche durch den Hochwürdig-
sten Suffraganbischof von Augsburg,
Johann Nepomuk Augustinus v. Um-
gelter, am Tage nach der Einweihung
der Dischinger Kirche, am 18. Oktober
1785.

Dieses intime Schmuckkästchen, das
so meisterhaft in das „Dörflein am
Hang" hineingestellt wurde, sollte noch
an Reiz gewinnen durch die vollendeten
Deckenfresken von der Hand des letzten
katholischen Direktors der Malerakademie
Augsburg, des Johann Joseph Anton
Huber. Sie stammen aus dem Erbau-
ungsjahr der Kirche; denn die Jahres-
zahl 1781, welche über dem Chorbogen
in der Hohlkehle der Decke steht, diirfte
sich auf die Ausmalung der Kirche be-
ziehen. Die Bilder sind im ursprüng-
lichen Zustand erhalten und bei der Re-
stauration der Kirche im Jahre 1911
von Kirchenmaler Münch (Ehingen) nur
abgewaschen worden.

Das vollendetste Werk ist ein letztes
Abendmahl. Es nimmt das große
Mittelfeld der Decke des Schiffes ein
und stellt den Augenblick dar: „Während
sie asten, nahm Jesus Brot ltnb segnete
es" (Matth. 26, 26). Christus hat
mit seinen Aposteln an eineili oblongen,
weih gedeckten Tisch, der quer in eine
Pfeilerhalle hineingestellt ist, Platz ge-
nommen. Tie Halle, zu welcher sieben
Stufen emporführen, ist lnit einer Kas-
settendecke abgeschlossen und endet im
Hintergrund in einer Altane, durch
deren Balustrade der abendliche Himmel
hereinschaut. Prächtig ist die Gruppie-
rung der Personen. Der Herr sitzt in
der Mitte auf der dem Beschauer ent-
gegengesetzten Seite des Tisches, schaut
zum Himmel und segnet mit seiner
Rechten das Brot in seiner Linken. St.
Johannes ruht in seligem Entzücken an
der rechten Brust des Heilandes. Petrus
legt seine rechte Hand auf die linke
Schulter des Herrn, macht mit der linken
Hand eine abweisende Bewegung und
blickt den Herrn verwundert an. An

diese Mittelgruppe schließen sich rechts
und links die übrigen Apostel an. Je
zwei haben ihren Platz noch an der
Längsseite des Tisches, zwei weitere
sitzen außen an der Querseite, und je
einer an den Ecken der anderen Tisch-
seite. Bewundernswert ist die Gegen-
überstellung von zweifelnder Kritik und
abweisender Ueberlegenheit, von innerer
Zustimmung und anbetender Bewunde-
rung. Es sind lauter Charakterköpfe.
Judas besonders verrät durch Miene
und Gebärde seine Seelenstimmung. Er
sitzt auf einem Polster am linken Tisch-
eck, dem Beschauer zugekehrt. Krampf-
haft hält er in seiner linken Hand den
? vollen Beutel; mit dem rechten Arm
; stützt er seinen Kopf und verdeckt mit
der rechten Hand sein verbissenes Ge-
sicht etwas. Er kann den geheimnis-
vollen Vorgang nicht mitansehen; der
Satan ist in ihn gefahren.

Unter der Dienerschaft, welche auf
> dem Bilde mit Beitragen des Oster-
! lammes und Weines bezw. mit Zurich-
ten des Geschirres beschäftigt ist, ver-
dient besondere Beachtung die Magd,

; rechts vom Heiland aus gesehen. Sie
spiegelt sich im blank gepichten Teller
und kehrt der Szene den Rücken zu.
Ein wahres Kabinettstück!

Oben von der Decke herab hängt an
einem Seile eine Lampe in Form eines
achtstrahligen Sternes, unten mit einem
Schutzteller abgeschlossen. Auf jedem
Strahl brennt ein kleines Kerzlein.
Zwei schwebende Engel halten die Lampe
etwas in die Höhe.

Es ist schwer zu sagen, was man am
Bilde mehr bewundern soll, die edle
Komposition oder die individuelle Durch-
führung der einzelnen Personen; die
vollendete Zeichnung oder die Harmonie
der Farben und des Lichtes; die wunder-
volle Perspektive oder die Weihe, welche
über dem Ganzen ruht. Alles verrät
den Künstler. Anklänge an Knollers
Abendmahl in der Klosterkirche 31t
Neresheim sind unverkennbar.

In den Ecken der Decke sehen wir die
vier abendländischen Kirchenväter, grau
in grau, in sitzender Stellung, von Wol-
ken umgeben. Der elegante klassizistische
Stuckrahmen, der die Bilder einfaßt,
endet unter dem Bilde in einem Schild-
 
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