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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 33.1915

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Nr. 3
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Die Deckenfresken in der Pfarrkirche zu Trugenhofen, OA. Neresheim
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Reiter, Joseph: Weitere Bemerkungen zu den Erbärmdebildern
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https://doi.org/10.11588/diglit.16255#0085

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schüft I. 21 über, Pinrit." Von dieser
Bezeichnung ist am Bilde'nichts mehr zu
sehen. In den 80er Jahren des vorigen
Jahrhunderts fiel nämlich ein Stück am
Fußende des Bildes ab. Offenbar stand
auf ihm die tlnterschrift. Das fehlende
Stiick wurde dann später von Gipser-
meister 2llt in Neresheim ergänzt, aber
ohne die Inschrift, die sicher nicht Auber,
sondern Huber hieß. Die Lesung Auber
erklärt sich aus der Signierung des
Meisters (J. J. A. H. verschlungen):

So z. B. an dem Fresko ans dem
stobelberg bei Augsburg. Die unrich-
tige Lesung Auber ging von der Ober-
amtsbeschreibung in Kepplers Württem-
bergische Kunstaltertümer und in die ein-
schlägige Kunstliteratur iiber.

Ein,archivalischer Beweis kann nicht
geführt werden. Im Repertorium der
Registratur des Fürstlich Thurn und Ta-
xisfchen Rentamtes in Schloß Neresheim
sind noch 2lkten über den Bau der Tru-
genhofer Kirche aufgeführt. Trotz eifri-
gen Suchens konnten sie aber nirgends
mehr gefunden werden. Anffallender-
weise sind diese 2lkten im Repertorium
mit Rotstift angezeichnet. Vielleicht darf
aus dieser roten Markierung der Schluß
gezogen werden, daß der ehemalige Pfar-
rer von Trugenhofen, Anton Haas (f am
20. November 1894 in Obermarchtal),
der im Jahre 1869 eine sehr zuverlässige
Pfarrchronik anlegte, diese 21kten zur
Hand hatte. Er schreibt die Fresken dem
Joseph 21nton Huber aus Augsburg zu.

Vergleiche mit den sicheren Werken
des Meisters beweisen unzweideutig die
Autorschaft unseres Künstlers (cf. die
Abendmahlsdarstellungen Hubers in
Oberhausen bei Augsburg 1797 und in
Baindlkirch 1810, Münchenerstrecke bei
Althegnenberg). Berthold Pfeifer hat
deshalb recht, wenn er in seiner Abhand-
lung über die Malerei der Nachrenais-
sance in Oberschwaben (Wiirttembergifche
Vierteljahrshefte Bd. X V. 1903. S. 57)
bei Aufzählung der Werke Hubers
schreibt: „Von Huber, nicht von einem
sonst unbekannten Auber, scheinen auch
herzurühren die Deckenfresken der Kirche

in Trugenhofen." Der Name Auber ist
ans der Kunstgeschichte zu streichen.

1P eifere Bemerkungen 311 den
Erbürmdebildern.

Von Dekan Reite r.

Auf dem aus Mühlhausen am Neckar
stammenden, im Jahre 1380 erbauten
Hochaltar in der Staatsgalerie zu Stutt-
gart sieht man das Bild des Stifters
Reinhard von Mühlhausen, welcher zum
Schmerzensmann fleht: „Christe fili

vive dei, miserere mei." Hiezu macht
Professor 1>r. Lange in seiner überaus
interessanten Besprechung des Altars die
Bemerkung: „Das miserere zeigt, woher
der Name Misericordia für diese Bilder
stammt, nicht vom Mitleid, das Christus
als Schmerzensmann erregt, sondern
von demjenigen, welches er dem Sünder
erweist." Ob diese Auffassung das Rich-
tige getroffen? Man kann indessen die
Ansicht Langes als richtig anerkennen
und doch der Meinung sein, daß auch die
entgegengesetzte Erklärung nicht ganz
ausgeschältet werden diirfe. Die Miseri-
cordienbilder auf den Schildchen an den
italienischen Leihhäusern (Montes pie-
tatis) mögen wohl besagen, daß der
Schmerzensmann um seiner Schmerzen
willen Erbarmen haben soll mit den
wirtschaftlich Bedrängten oder Bewucher-
ten, sie werden aber auch die Auffassung
zulassen: In diesen Armen leidet Chri-
stus, und wir sollen Christus unsere
Teilnahme nicht versagen. „Was ihr
einem meiner geringsten Brüder getan,
das habt ihr mir getan."

Erwähnt sei hier noch die Inschrift
unter der thronenden Madonna eines
Wallfahrtszeichens, dessen Ursprung
nicht bekannt ist:

„O mater Dei, miserere mei.“

Die Annahme, daß die Erbärmde-
bilder ihren Ursprung auf die Grego-
rianische Messe zurückführen, findet
einen Stützpunkt in der Tatsache, daß
bei den ältesten Misericordienbildern in
unserem Lande Christus immer mit Lei-
denswerkzeugen abgebildet ist, so in
Schelklingen (Afrakapelle), Ehingen bei
Rottenburg, Oberwälden bei Göppingen
und Mühlhausen am Neckar.
 
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