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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 34.1916

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Nr. 2
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Brinzinger, Adolf: Das Marienbild von St. Eberhard-Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.16256#0057

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Durchreisenden ebenfalls gerne besucht,
enthält einige wertvolle Gemälde. Am
Osterfest, 19. April 1840, erhielt sie das
schöne Hochaltarblatt: C h v i; st t A n ,f -
e r ft e h u n g. Dasfelbe ist gemalt von
Johann Friedrich Dietrich, Profes-
sor der Stuttgarter Kunstschule, geb.
in Biberach 21. September 1787, gest.
in Stuttgart 17. Januar 1846. Die
schöne Barockrahme des Bildes ist von
Hofbaumeister Gabriel entworfen.

Das Jofephsbild am Marien-
altar ist von Historienmaler Fidel B e n-
t e l e, geb. zu Tettnang 1830, gest. zu
Stuttgart 1901, ein rechtes frommes
Andachtsbild, wie so viele aus der
Künstlerhand Benteles hervorgegangen
sind.

Der linke Seitenaltar ist dem hl.
Karl Borromäus geweiht; das Bild des
hl. Karl ist wahrscheinlich von einem
italienischen Kiinstler gemalt, trägt aber
weder Namenszug noch Zeichen eines
Meisters.

Das lieblichste aber der Bilder, die
St. Eberhard schmücken, ist das M a -
r i e n b i l d des Marienaltars von M a-
rie Ellenrieder aus Konstanz.

Die Historienmalerin Marie Ellen-
rieder ist geboren zu Konstanz am
20. März 1791 und starb in ihrer Hei-
matstadt am 5. Juni 1863. Bei ihrem
ersten Aufenthalt in Rom malte sie
1824 ein Bild: „Die Einführung
desJefusk naben in dieWel t". 1
Dasfelbe befindet sich heute in der Ge-
mäldegalerie zu Karlsruhe. Bei Be-
ginn dieser Arbeit schrieb die Malerin
ein Gebet in ihr Tagebuch, das lautet:
„Heiligste Maria, Mutter unseres Er-
lösers, du kennst die Trübsal dieser
Welt und die Schwäche meines trauern-
den Herzens. Steige herab, mir zu
Hilfe zu kommen, und laß den Segen
deines göttlichen Kindes auf meinem
Geiste ruhen. Schenke mir Augenblicke,
die unendliche Gottheit, die unendliche
Liebe zu empfinden. So will ich mein
Tagewerk beginnen, das mir aufgetra-
gen ist, im Namen des Vaters, des
Sohnes und des Heiligen Geistes." Die
fromme Künstlerin wollte die Gottes-
mutter darstellen als Trösterin der Be-
trübten, wie sie aus der Himmelsglorie

. hervortritt mit dein künftigen Erlöser,
j dem Trost des Menschengeschlechtes, an
der Hand. Im Jahr 1825 kam dieses
Bild auf kurze Zeit auf die Ausstellung
nach Karlsruhe und begeisterte die
j Kritiker zu dem Aussprüche: „Daß Raf-
fael kein schöneres Bild gemalt habe."

Von diesem Bilde fertigte die Künst-
lerin selbst eine genaue Kopie an, und
diese Kopie kam nach Stuttgart. Als
das alte Marienbild in St. Eberhard
schadhaft geworden war, bemühte sich
Dekan Anton Volz, 1834—1843 Stadt-
pfarrer zu St. Eberhard, um ein neues
Marienbild und veranstaltete zu diesen!
Zwecke eine Kollekte in seiner Gemeinde.
Im September 1837 gelang es den: K.
württ. Gesandten in Karlsruhe, Baron
Frank von Nagelsfürst, und dem Kron-
mobilienverwalter Richard, Mitglied
des kathol. Kirchenstiftungsrats in
Stuttgart, von Marie Ellenrreder die
genannte Kopie um 1000 Gulden zu
kaufen. Vergolder Heller in Stuttgart
fertigte für das Marienbild einen schö-
nen Goldrahmen.

Und nun sei noch ein Blick ans diese
„Einführung des Jefusknaben in die
Welt" geworfen: Die aus lichtem Ge-
wölk hervortrehende Himmelskönigin
führt ihr Kind der Welt vor als den
Bringer des Heils. An ihrer rechten
Hand hält sie den mit einem weißen
kurzen Röckchen bekleideten, vorwärts-
! schreitenden Jesusknaben an seiner lin-
ken Hand; ihr Auge senkt sich sanft zu
ihm hernieder; er selbst erhebt segnend
seine Hand. Das Kind - - etwa 4—5-
fährig dargeftellt — ist voll Holdselig-
keit und aus feinen dunklen Augen
strahlt das Licht der Gottheit. Das An-
gesicht der Gottesmutter ist voll Anmut
und Züchtigkeit, voll hoher Würde und
Frauenschönheit. Die Madonna ist mit
einen: langen Gewand und Mantel be-
kleidet, unter welchem die linke Hand
hervorschaut; die Haupthaare fließen
aufgelöst herab, das Auge ist gesenkt,
von mädchenhafter Schüchternheit. Die
Umrisse der Zeichnung sind scharf, die
Farbe mit glattem Pinsel aufgetragen.

Das Bild ist eine Leistung voll Ho-
heit und Reinheit der Empfindung, von
edler Formstrenge und ganz beson-
 
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