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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 34.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.16256#0059

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56

Deutsche Städtische Kun st
und ihr Sinn. Von Heinrich
Brock haus. Mit 111 Abbildungen.
Leipzig. F. A. Brockhaus, 1916.
222 Seiten. 5 M., geb. 6 M.

Es ist ein Verdienst des Verfassers dieser
klaren, anregenden und populären Schrift,
in unserer verflachten und nüchternen Zeit
auf den reichen Ideengehalt der mittelalter-
lichen städtischen Kunst hingewiefen zu
haben. Die alte städtische Kunst ist gewor-
den und gewachsen auf religiösem, christ-
lichcm Grunde. Der Kunstcharakter im gan-
zen und einzelnen ruht aus den christlichen
Lebenslehren. Die christlichen Haupttügen-
den, die göttlichen Tugenden des Glaubens,
der Hoffnung, der Liebe, die Kardinaltugen-
den Weisheit, Gerechtigkeit, Mäßigkeit,
Standhaftigkeit und ihr ganzes Gefolge der
sittlichen Tugenden sind in Hunderten von
Bildwerken aller Art dem Besucher und Be-
schauer vor Augen gestellt. Und sie sind
zugleich die Mahner und Warner derjeni-
gen, die in den öffentlichen städtischen Ge-
bäuden ein- und ausgehen und hier ihr Amt
zu verwalten haben. „Große Gedanken, gut
gefaßt, wurden vor Augen gebracht," sagt die
Vorrede. Dem Verfasser ist es darum zu
tun, diese Gedanken herauszuheben und aus
der Vergessenheit wieder ans Licht zu
bringen. Er betrachtet zu diesem Zwecke be-
sonders die Städte Nürnberg, Regensburg,
Augsburg, Bremen, Lüneburg und erhält
als Resultat die Sätze: „Städtische Kunst ist
künstlerischer Ausdruck staatlichen Lebens."
Ihr Sinn ist: „Pflege der nötigen starken
Achtung vor dem Staate und Pflege der nö-
tigen guten Zusammenarbeit im Staate."
(S. 80.) Im zweiten Teil, der Quellenkunde,
nennt der Verfasser als Hauptquellgebiet
der städtischen Kunst: die staatliche Stellung
der Freien und Reichsstädte, um dann auf
wichtige Gesichtskreise wie die weltgeschicht-
liche Auffassung des Reiches und Staats-
wesens, aus die Rechts- und religiösen An-
schauungen und auf einschlägige Bücher, wie
Augustinus, äe civitate Oei, Ilnterweisung
eines christlichen Fürsten von Erasmus u. a.
aufmerksam zu machen. Zur Erläuterung
wird ein reiches Jllustrationsmaterial bei-
gezogen und die Deutung von Gemälden und
Bildwerken aller Art und besonders der
Wappen der Städte versucht. Nicht bei allen
dieser Deutungsversuche wird man mit dem
Verfasser einig gehen. Die Deutung der
Augsburger Domtüre, so geistreich sie das
Buch der Weisheit zur Erklärung beizieht,
wird nicht jeden und nicht in alleweg befrie-
dige n. Von schwäbischen Wappen finden
Erwähnung und Erklärung die von Lindau, s
Dinkelsbühl, das Fürstlich hohenzollerusche
Wappen, Schw. Hall, Jriedrichshafen-Buch-
horn, Buchau und Weilderstadt. Wenn auf
dem letzteren Wappen die beiden Schlüssel

als Zeichen der eigenen Verwaltung (Stadt-
tor und Stadtkasse) begriffen werden, so
möchte ich den Verfasser darauf ansmerksam
machen, daß dieselben bei Weilderstadt wohl
eher auf den Patron der Stadtkirche, St.
Petrus, zu deuten sind. Es dürfte auch sonst
in der Schrift der religiösen Begründung
ein breiterer Raum gewidmet sein.

Mit seiner schönen, instruktiven iSchrift
will der Verfasser aber vor allem auf die
jetzige Kunst einwirken. Möge sich fein
Wunsch erfüllen: „In der jetzigen großen Zeit
wollen wir Deutsche alle guten Kräfte, die
in uns liegen, stärken und zu guter Wirkung
bringen, den Städten muß man es an-
sehen." Weser.

Die ch r i st I i ch e K u n st. XII. Heft,
10. Juli 1916. (Preis halbjährl. 6 M.
Herausgegeb. von der Gesellschaft für
christliche Kunst in Miinchen.)

Das Heft, geschmückt mit einem farbigen
Bild: „Von einer Studentenfäh ne", nach

Entwurffkizzen des Architekten M. Steidle,
ausgeführt von Herrn und Frau Bildhauer
Allmann, enthält Artikel: Ueber die Kirchen-
bauten von Fritz Kunst; Ueber die Bedeu-
tung des Werkunterrichts für Kunst unv
Kultur; Lebensbild des Hofbaurats Ludwig
Möckel; HuDigungsädresse und Widmungs-
blatt; zwei Gedichte von M. Herbert: „Die
Madonnen des Michelangelo" und „Madonna
von Grünewald in S tu pp ach"; Zur künst-
lerischen Reform der Wallsahrtszeichen von
E. A. Stückelberg (Basel). Letzterer Artikel
ist mit zehn Illustrationen von Wallfahrts-
zeichen geschmückt, darunter auch die Me-
daille von Weingarten. Der Verfasser,
der eine Sammlung solcher Wallfahrts-
zeichen besitzt, gibt am Schluß neun Regeln
für Neuherstellung solcher Zeichen, die sehr
beachtenswert sind.

Der Pionier. Monatsblätter für
christliche Kunst usw. VIII. 9., 10. Heft,
Juni, Juli 1916; jährl. 3.60 M. Heft 9
bringt einen Artikel über das alte spanische
Kloster Pöblet mit 10 Illustrationen, über
welches auch Dr. Ad. Fäh im Jährg. II der
Zeitschrift „Die christliche Kunst" eine aus-
führliche Besprechung gebracht hat. Or. Hans
Schmidt unz setzt seinen Artikel „Ueber reli-
giöse Inschriften" fort. In Heft 10 schreibt
Oskar Behringer über „Kriegsgedenkzeichen
in Aetztechnik". „Granit auf Friedhöfen"
wendet sich gegen die Anwendung des sog.
„schwarzen Marmors", in Wirklichkeit ge-
schliffenen Granits auf Friedhöfen. „Ganz
gut in der Politur, doch, von Kunst keine
j Spur". Eine Illustration zeigt zwei präch-
tige Sch m i e d e i f e n - G r a b k r e u z e,
die in S i g g e n, Post Jsny, zum Ver-
kauf a »geboten werden.

W.

Ktlittqart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblntt".
 
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