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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 34.1916

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Nr. 3
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Weser, Rudolf: Der Salvator bei Gmünd und sein Erbauer, [2]: zur dritten Säkularfeier 1617 - 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.16256#0069

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66

(Wahl) die Weihe der unteren Felsen-
kapelle und der unteren Altäre vollzo-
gen 36). Die zwei Altäre wurden konse-
kriert zu Ehren des heiligen Erlösers
(Salvator) und der heiligen Apostel
Petrus, Paulus, Johannes und Jako-
bus. Die Einweihung der oberen Fel-
senkapelle mit Altar nahm derselbe
Wechbischos am 9. September 1623 vor.
Nachdem in der Leidenszeit des Dreißig-
jährigen Krieges die Kapellen entweiht
worden waren, wurden sie aufs neue
konsekriert im Jahre 1654 von dem
Augsburger Weihbischof Kafpar Zeiler.
Im gleichen Jahre am 29. September
weihte derselbe auch die Kirche des Ka-
puzinerklosters in der Wildeck (wo jetzt
St. Loreto steht). Dieses Kloster be-
sorgte von 1644 an die Salvatorpastora-
tion, und die Kapuziner siihrten auch
Buch über die Gebetserhörungen, deren
Auszeichnungen schon mit dem Jahre.
1629 beginnen 3').

Die Beendigung der Bautätigkeit
K a s p a r Vogts auf dem Salvator
mag uns mm Gelegenheit geben, die
weitere kün st le rische Tätig-
keit des Meisters in Gmünd 31t ver-
folgen.

Dep Franziskaner-Guardian Jakob
Laib, dessen Bild heute noch in der Fran-
ziskanerkirche hängt, hatte zum Umbau
und zur Reparierung des Franzis-
k a n e r k l 0 st e r s in Gmünd eine
große Summe Geldes, bei 12 000 sl.,
gesammelt. Zur Wiederherstellung sei-
nes Klosters hatte er im Jahre 1610
auch Kaspar Vogt beigezogen. Einige
Akten des Gmünder Archivs, das sich in
Stuttgart befindet, enthalten über die
Beteiligung Vogts Angaben. Der Guar-
dian sagt in einem Schriftstück, Vogt
habe zwar sowohl in Beziehung aus
das Decken des Daches als sonst eine
hiibsche Arbeit gemacht, aber er habe ihn
in überaus große Kosten gebracht. Vogt
war also dem Guardian zu teuer, der
deshalb von ihm entlassen wurde mit
einem ebenso teuren Schlosser. Die bei-
den entlassenen Geschäftsleute suchten sich
mm an dem Guardian zu rächen, daß

ch Friz II, 118.

B Friz I, im Anhang.

sie eine Schmähschrift aus ihn und sein
Kloster verfaßten; durch den Sohn des
Kaspar Vogt und seinen Diener sei ihm,
dem Guardian, ein solches Spottgedicht
übergeben worden, mit der Behauptung,
sie hätten es an verschiedenen Orten ge-
funden. Der entlassene Schlosser Da-
niel Mayer aber lese das Gedicht in den
Wirtshäusern um ein paar Maß Bier
vor und habe gesagt, wenn er nicht so
alt wäre, würde er es „in eine Lieds-
oder Gesangsweis richten". Auch einige
Frauen wurden m dem Gedicht ge-
schmäht. Mit den: Guardian bitten auch
deren Männer in einem Schreiben an
den Rat um, Schutz für die Ehre der Fa-
milien und des Klosters 33). Es ist nun
doch nicht ganz sicher, ob der hier inkri-
minierte Kaspar Vogt identisch ist mit
unserem Salvator-Baumeister. Das Jahr
1610, in welchem diese Geschichte pas-
sierte, wäre das erste Jahr des Kirchen-
baumeisteramts unseres Kaspar Vogt,
der sich damit nicht allzu gut in sein Amt
eingesührt hätte.

Während der Tätigkeit am Salvator
hatte unser Kaspar Vogt den Auftrag
zur Erweiterung der K i r ch e
in Mögglingen. Die Kirche war
dein Spital inkorporiert irnd der Rat
hatte namens seines Spitals auch die
Baulast der Mögglinger Kirche. Heute
noch sind zwei Tafeln in diese Kirche
eingelassen, die sich aus diese Arbeiten be-
ziehen. Die Tafel im südlichen Teil der
Westmauer enthält folgende Inschrift:
„Gott dem Allmechtigen zu ehren ist dise
gegenwertige Kirch rennoviert und er-
weitert worden, welches gebäwes exeku-
tores aus einem ersanien Rath zu schwäb.
gemllnde gewesen die ehrendeste wohl-
weise Herren Kilian Deber, Johannes
Klaus (?), beede burgermeister samt (?)
Her Georg Jehlin 1618." Die drei Wap-
pen der Herren sind ebenfalls angebracht.
Am nördlichen Teil der Westmauer der
Kirche ist zu lesen: „Als anno 1618 dise
Kirch renovirt und erweitert worden, ist
der ehrwirtig und geistlich Her M. Jo-
hann Schleicher, Psarrherr, Leonhart * S.

3S) Klaus, Z. Gesch. der Klöster Gmünds,
Württ. Vierteljahrshefte, N. F. XX, 1911,

S. 37/38.
 
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