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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 34.1916

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Nr. 3
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Weser, Rudolf: Der Salvator bei Gmünd und sein Erbauer, [2]: zur dritten Säkularfeier 1617 - 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.16256#0072

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69

bild, diese fünf Darstellungen schloß
einst der Altar ein, der jedenfalls in die
Zeit der Erbannng dieser Kapelle durch
Kaspar Bogt zurückgeht.

Noch befindet sich ein weiteres Alter-
tum in der Kapelle, ein Holz-Epi-
taph, das jetzt an der linken Seiten-
wand der ersten Abteilung des Schiffes
hängt. Das fchlechte Mittelbild, viel-
fach übermalt, vielleicht etuft von mehr
Wert und wohl auch von Christoph Frie-
del gemalt, zeigt den fchlafenden Jakob
mit der Himmelsleiter. Aus dem Ge-
wölk, in dessen Mitte Gott Vater thront,
ragt ein Anker herab, dessen Seil ein
Kreuz umschlingt. Dieses -Kreuz hält
das vor Maria stehende Jesuskind mit
der Linken, während es die Rechte seg-
nend erhebt. Die beiden Enden des
Ankerseiles erfassen zwei kniende Figu-
ren, ein Mann und eine Frau. Unter-
halb dieses Bildes ist ein predellenarti-
ges Bild: Vor einem Altar mit der
Kreuzignngsgruppe nach Art des Sal-
vatorbildes knien links drei schwarzge-
kleidete Männer und ein weißgekleide-
tes Kind, alle vier mit Rosenkränzen in
der Hand. Dabei das Wappen Griebs,
der rechts ausspringende Löwe. Rechts
knien zwei Frauen (Mutter und Toch-
ter), ebenfalls schwarz gekleidet, mit Ro-
senkränzen in der Hand. Dabei ein
dreifach quergeteiltes Wappen, dessen
Mittelfeld drei Sterne weist. Die Sei-
ten der Totentasel zeigen noch ein Bild
des hl. Martinns mit dem Bettler und
der hl. Margareta, der Patrone der in
der Inschrift genannten Personen. Diese
Inschrift lautet: „anno 1622 den 11. Ok-
tober zu nacht zwischen 11 und 12 Uhr
ist gottselig entschlafen der ehrenfeste,
fürsichtige und wohlweise Herr Mar-
tin G r i e b, gewester Bürgermeister,
Reparator dieser Kapellen, und seines
Alters 68 Jahr." Ferner: „anno 1644
den 6. April ist in Gott selig entschlafen
die ehr- und tugendsame Frau Marga-
reta Mayerhöfferin, des obgenannten
Herrn Hausfrau gewesen, ihres Alters
96 Jahre, denen beiden und allen Christ-
gläubigen Seelen der allmächtige Gott
eine selige Auferstehung verleihen wolle.
Amen." So ist also der Nanre des Bür-

germeisters Martin Grieb sowohl mit
dem Salvator als mit der Herrgotts-
ruhekapelle und mit der Wirksamkeit
unseres Kaspar Vogt aufs engste ver-
knüpft. Am 8. September 1623 wurde
die Kapelle von Weihbischof Petrus von
Augsburg eingeweiht. Im Jahre 1839
wurde sie „vom Stiftungsrat mit eini-
gem Zugehör um die viel zu hohe
Summe von 800 fl. (!!) an den Kauf-
mann Taver Deibele verkauft" 40 41). Nach
vielen Verhandlungen von 1840 bis
1849 wurde endlich das Messelesen in
Ruhe Christi wieder gestattet44) am
18. August 1849. Sonst war nur ein-
mal im Jahr in der Bittwoche Gottes-
dienst für die Kinder in derfelben. Ein
Beweis des wiedeverwachten Interesses
der Gmünder für dieses Heiligtum ist
die 1894 bis 1898 durchgeführte große
und pietätvolle Restauration der Ka-
pelle mit einem Aufwand von 4069 M.
aus milden Beiträgen. Schon längere
Zeit vorher war die Kapelle aus Pri-
vateigentum wieder in den Besitz der
katholischen Kirchenpflege gelangt.

Von der Zeit der Vollendung der Kapelle
zur Ruhe Christi 1622 an ist uns keine
Schöpfung Kaspar Vogts mehr bekannt
geworden. Von den vielen Arbeiten
desselben für Fürsten, Grafen und Her-
ren, wie Friz berichtet, wissen wir lei-
der sonst nichts. Nur ein Werk dürfte
noch auf Vogt zurückzuführen fein. Es
ist das steinerne Doppelkreuz
an der Lorcher Straße, das infolge des
Baues des zweiten Bahngeleifes etwa
1910 ein paar Meter südlicher versept
wurde. Das Kreuz zeigt die Vogt auch
sonst an seinen Bildstöcken eigentümliche
Einkerbung an den Balkenenden. Der
Kruzifixus ist ebensalls ganz charakte-
ristisch in Vogts Manier. Am unteren
Querbalken steht die Zahl 1646. Da-
nach würde die Arbeit noch ins Todes-
jahr des Künstlers fallen. Unter den
Füßen des Kruzifixus lieft man die
Buchstaben H I S O S T M. Vielleicht
sind dieselben aufzulösen: lloe in signo
omnis salus totius raundi. Darunter

40) Pfarrchronik 1827, S. 50.

41) Stadtpsarregistr. F. III, Nr. 18—24.
 
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