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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 34.1916

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Nr. 3
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Weser, Rudolf: Der Salvator bei Gmünd und sein Erbauer, [2]: zur dritten Säkularfeier 1617 - 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.16256#0077

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tl-onen ziemlich erlueitert. Das lehrt uns
ein Blick in das Büchlein „Göttliche Ge-
spräch usw.", das mit den Kupfer-
stichbildchen von I. M a r t i n
Will in Augsburg geschmückt ist. Der
Titelkupfer zeigt unten das von einer
herzförmigen, vieltürmigen Mauer um-
gebene Gmünd. Von der Stadt aus
windet sich Kförmig der Weg den Salva-
tor hinan. Die Häuschen sind alle mit
Satteldach versehen. Links und rechts
vom Mesnerhaus, über dessen Erbauung
ich keine Notiz gefunden habe, stehen
zwei Bildstöcke, aber anders geformt als
die von Kaspar Vogt hergestellten. Sta-
tion 1—9 sind ganz den eben geschilder-
ten entsprechend. Als zehnte Station
ist das aus dem Fels gehauene Kreuz-
bild in der unteren Kapelle bezeichnet,
als elfte die fünf W u n d >n a l e auf
dem Bruderschaftsaltar der Fünf-Wun-
den-Bruderschaft in der unteren Kapelle
Als Altar dieser Bruderschaft, die von
Klemens XI. (1721—1723) mit Ablässen
ausgestattet wurde, galt der Verklä-
rungsaltar. Unterhalb der Bilder Jesu,
Moses und Elias luaren die fiinf Wun-
den: Herz, zwei Hände, zwei Füße ein-
gesetzt. Die zwölfte Station bildete ein
Vesperbild Mariens. Wo es war, ist
mir unbekannt. Die dreizehnte Station
ist das heilige Grab (ehemals zehnte
Station). Als vierzehnte Station er-
scheint ein A l t a r mit de m
S ch w e i ß t u ch E h r i st i in der obe-
ren Kapelle. Dieser Altar wurde an
der Westwand der Kapelle aufgestellt.
In einer Nische über der Mensa war
das Bild in Metall getrieben vorhan-
den. Auf einem hübschen Barockfuß, der
ein Porträt Christi im Profil einschloß,
hing in einem Wolken- und Strahlen-
kränze mit Engelsköpfen das Tuch mit
den: Antlitz Christi. Die fünfzehnte
Station war in der sog. E re miten-
k a p e l l e, westwärts des Turmes. Da
war in drei Abteilungen von oben nach
unten eine Verspottung Christi, eine
Pieta mit zwei stehenden Engeln und
ein Grab-Christus mit zwei knienden
Engeln zu sehen. Eine sechzehnte Sta-
tion hieß: Mariä Verkündigung.
Sie war in einem Häuschen, das in der
Nähe des heutigen Kaplaneihauses stand.

Jur Giebelfeld des Häuschens war das
Verkündigungsbild, unten in der Mitte
eine Küche mit Kochgeschirr der heiligen
Familie und Zimmermannswerkzeugen,
rechts davon ein Tod des hl. Joseph,
links davon die heilige Familie beim
Tischgebet, Spinnrad mit Kunkel neben
dem Tisch. Das sollte offenbar das
h e i l i g e H a u s zu Nazareth vor-
stellen. Nach Dominikus Debler52)
wurde bei dieser Station sehr viel ge-
opfert, besonders vom Landvolk: Flachs,
Schmalz, Eier, Brot und Geld. Diese
Opfer wurden vielfach gitr Unterstützung
der Armen und der Bettlerschar, die den
Salvator belagerte, verwendet. Nach
und nach hatte sich das Bettelvolk aitf
dem Salvator so breit gemacht, daß der
Rat gegen dasselbe einschreiten mußte.
Das Ratsprotokoll vom 8. April 1788
enthält den Beschluß: „Den Bettelvög-
ten wird jedem siir dieses Jahr drei
Batzen wegen Abtreibung der Bettel-
leute von dem Salvatorsberg zur Fa-
stenzeit bewilligt; in Zukunft aber solle
wegen ihnen sowohl als den Personen,
welche mit dem Bettelstock hingestellt
werden, eine andere Ordnung getroffen
werden."

Es ist auffallend, daß in diesem Jahr-
hundert die mehr und mehr gewöhn-
liche Art des Stationenwegs der 14 Sta-
tionen, wie sie jetzt üblich sind, etwa
noch mit Hinzufügung einer 15. Sta-
tion: „Helena findet das Kreuz" auf
dem Gmünder Salvator keinen Eingang
gefunden hat, trotzdem die Gmünder
Franziskaner schon einen solchen Kreuz-
weg mit 15 Stationen besaßen. Die
Eigenart der 15 Stationen, wie sie so-
eben für den Salvator geschildert wurde,
hat sich hartnäckig erhalten bis weit ins
19. Jahrhundert hinein. Das ist die
dritte Entwicklungsstufe des
Salvator st ationenwegs.

Doch sollte das Jahrhundert nicht zu
Ende gehen, ohne für das Heiligtum
wichtige Veränderungen zu bringen.
Schon ist bisher darauf hingewiesen
worden, wie 1740—45 ein Familien-
benefizium entstand, das der Familie
Stahl, die bald darauf unter dem Na-

ch in Friz III.
 
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