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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 34.1916

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Nr. 3
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Brinzinger, Adolf: Marie Ellenrieder: geboren in Konstanz am 20. Mai 1791, gestorben in Konstanz am 5. Juni 1863
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https://doi.org/10.11588/diglit.16256#0084

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81

Sehnsucht war nach Italien gerichtet, ]
Die nächsten 10 Monate verweilte sie am
Krankenbette ihrer Mutter in Konstanz, j
die an Weihnachten starb. In Karls- j
ruhe malte sie den Markgrafen Leopold
und seine Gemahlin und das Porträt
der Frau v. Scherer, in dem Vornehm- !
heit, Eleganz und Anmut miteinander
verbunden sind. Es soll das beste Werk
ihrer Prosankunst sein. Auch das Bild
des Fürsten v. Fürstenberg in dunkel- !
grüner Uniform fällt in diese Zeit. 1820
malte sie einen für Ichenheim bei Lahr
bestimmten Karton einer trauernden Ma-
donna, der Landmädchen Blumen brin-
gen, und stellte ihn aus in München.
Am 7. Oktober 1822 reifte sie mit Herrn
Keller aus Zürich und mit Bildhauer
Zwerger aus Konstanz nach Rom. Ihre
Reiseeindrücke hat sie uns in einem Tag-
buch hinterlassen. Lionardo da Vinci,
Luinis Fresken, Raffaels Sposalizio
und besonders dessen Kartons zur Schule
von Athen wirkten in Mailand tief aus
sie ein, in Florenz die Fornarina Raf-
faels, ein Christusköpschen von Corregio,
sodann Ghirlandasos und Sartos herr-
liche Fresken. Sie wohnte in Rom bei
der Familie Pulini auf dem Monte Pin-
cio. Sie porträtierte ihren Hausherrn
und seine Frau, malte auch ein Kinder-
bild für Minister v. Bernstett (1822),
machte Gewandstudien im Vatikan nach
Raffaels Schule von Athen, besuchte auch
öfters Overbeck, Best und andere deutsche
Künstler und studierte die Nazarener in
Rom, denen sie sich anschloß, und genoß
Unterricht bei Overbeck. In Rom ent-
stand 1822 das Marienbild mit dem Je-
susknaben an der Hand. Das Original
ist in der Karlsruher Kunsthalle, eine
Kopie in der St. Eberhardskirche in
Stuttgart. Sie studierte jetzt nament-
lich das Kolorit. Sie verkehrte auch öf-
ters in den Häusern des preußischen Ge-
sandten v. Bunsen und des hannover-
schen Gesandten v. Rheden in der Villa
Malta, auch bei Legationssekretär Kest-
ner, einem warmen Freund der Naza-
rener. Ihr eiserner Fleiß schuf jetzt eine
Reihe bedeutender Werke: einen ent-
zückenden Johannes Baptista, als Kind,
eine Kopie der Prinzessin von Montfort,

ein Julianusköpschen, einen kleinen
Christus und eine kleine Madonna, ein
Porträt ihrer Freundin Predl, einen To-
bias, St. Katharina, mehrere Engels-
köpse, einen hl. Johannes Evangelista,
hl. Magdalena und viele Federskizzen.
Fra Angelico studierte sie in der Galerie
des Kardinals Fesch. Am 1. Juli 1824
reiste Marie nach Florenz. Der Abschied
von Rom wurde ihr sehr schwer. In As-
sisi bewunderte sie die Fresken von
Giotto und Cinabue, in Perugia die
Werke des Perugino, in Florenz die gro-
ßen Meister des Quinquecento und be-
sonders des Fra Angelico, der ihr gei-
stesverwandt war. Sie kopierte Raf-
faels Madonna Tempi, damals noch in
Florenz befindlich, jetzt in der Münche-
ner Pinakothek, studierte auch in Florenz
Ghirlanöajo, Giotto und Michel Angelo
und Perugino, in Pisa eine hl. Katharina
des Lukas v. Leyden, sowie die Fresken
im Campo Santo, und die Werke im Pa-
lazzo Vecchio zu Florenz. Für die
Kirche in Ortenberg in Baden malte sie
das Martyrium des hl. Bartholomäus.
Im April 1826 kehrte sie von Florenz
nach Konstanz zurück und vollendete jetzt
einige in Italien begonnene Bilder: hl.
Apollonia, hl. Rosa von Lima, das Or-
tenberger Bartholomäusbild, hl. Anato-
lika, Johannes, Radierung einer Ma-
donna mit Jesusknaben. Von Groß-
herzog Ludwig erhielt sie den Auftrag,
für die Karlsruher Stephanskirche das
Bild der Steinigung dieses Heiligen zu
malen. Im Juli 1827 erhielt sie die
goldene Medaille für Kunst und Wissen-
schaft von Grotzherzog Ludwig. Som-
mer und Herbst 1828 war sie aus Schloß
Heiligenberg und erhielt am 9. Septem-
ber 1829 den Titel „Hosmalerin" mit
600 Gulden Jahresgehalt. Sie malte
die Großherzogin Sophie, umgeben von
ihren Kindern, eine Zierde des Karls-
ruher Residenzschlosses, ein Bild voll An-
mut und Lieblichkeit, auch malte sie einen
Karton des jungen hübschen Grasen von
Langenstein, das Porträt des Ministers
Seckendorfs und des Generalvikars von
Wessenberg und ihrer Dienerin Not-
burga Rothacker. Mit Marie Emilie
Binder besuchte sie die Galerie in Dres-
 
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