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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 34.1916

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Nr. 3
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Brinzinger, Adolf: Marie Ellenrieder: geboren in Konstanz am 20. Mai 1791, gestorben in Konstanz am 5. Juni 1863
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[Nekrolog]
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Kunstnotiz
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https://doi.org/10.11588/diglit.16256#0085

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82

den und studierte Raffaels bestes Ma-
donnenbild, die Sistina. Für den Groß-
herzog malte sie eine Madonna in Ro-
sengirlanden, hl. Cacilia mit Orgel, Ma-
donna mit dem segnenden Kinde, zwei
Jungfrauen, einige Engelsbilder, eine
betende Heilige, innig und zart ausge-
fiihrt.

Im Jahre 1834 starb ihr Vater. Sie
beabsichtigte, mit ihrer Schwester nach
Rom zu ziehen, da aber letztere schwer
krank wurde, gingen sie nach Baden in
der Schweiz zum Kurgebrauch. Sie malle
jetzt drei weibliche Figuren: Glaube,
Liebe, Hoffnung, und das Bild eines
kleinen Mädchens. Dann reiste sie über
Venedig nach Rom. Am 1. November
1834 zog sie nach 14jähriger Abwesenheit
wieder in Rom ein. Ihre alten Bekann-
ten waren in alle Welt zerstreut. Nur
Overbeck, Johannes Veit und Seitz weil-
ten noch in Rom, Cornelius, Schnorr
und Heß waren in München, Philipp
Veit in Frankfurt, Schadow in Frank-
furt, Vogel in Zürich. Overbeck malte
sein größtes Werk: „Triumph der Reli-
gion in den Künsten". Die jungen Düs-
seldorfer: Deger, Karl und Andreas
Müller, Settegast, kannten Marie nicht
und uralten strenger, als die Nazarener.
Marie war sehr leidend in Rom und
sandte viele kleinere Skizzen in die Hei-
mat. Sie nahm von Rom nur den Kar-
ton „der Kindersegnung" mit. In der
Karlsruher Galerie ist das Bild: „Ma-
ria schreibt das Magnifikat" voll Anmut
und Vornehmheit. Ein kleines Kabinett-
stück ist „Tabitha"; für Werenwag malte
sie ein inniges „Ave Maria", und die
Auferstehung Christi, jetzt in Pforzheim.
1862 malte sie das Bild der verstorbenen
Fürstin. Ihre Porträte haben meist
keine Ohren, die dann mit Haaren be-
deckt sind. Für den Fronleichnamstag
inalte sie für den Altar an ihrem Haus
einen Blumenteppich, und einen hl. Flo-
rian als Geschenk für die Konstanzen
Feuerwehr. Am 6. Juni 1863, dem Tag
nach dem Fronleichnamsfest, starb sie an
Lungenentzündung. Den Erlös aus
mehreren Bildern ihres Nachlasses be-
stimmte sie für die Armen.

Schülerinnen hat sie nur wenige hin-

terlassen, zu nennen ist ihre Nichte,
Anna Martignoni, auch Johann Baptist
Hengarier _ (1826—94). Marie Ellen-
rieder ist eine ideale Gestalt, als deutsche
Künstlerin der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts eine der bedeutendsten
Malerinnen jener Zeit!

Bouifaz Locher, Kunstmaler ch.

Aus München kommt am 26. Oktober die
Kunde, daß im Alter von 56 Jahren der
Kunstmaler Bonifaz Locher verstorben ist.
Derselbe ist 'ein gebürtiger Württemberger.
1858 in Winterreute, Gemeinde Ring-
schnait, geboren, besuchte er die Volksschule
seines Heimatortes, danach die Zeichenlschule
in Biberach, alsdann die Kunstschule in
Stuttgart und endlich die Münchener Aka-
demie. Hier war er Schüler von Strähuber,
Alex. Wagner, Lindenschmitt unid in der
Kompasitionsschule von Andreas Müller.
Die Lebensschule war für den Kunstjünger
eine ungemein harte. Fast mittellos von
Haus aus, war er gezwungen, als Schüler
sich den Lebensunterhalt zu verdienen durch
Anfertigung von Porträts, durch Malen von
Kreuzwegen u. a. Allein es gelang ihm,
aller Hindernisse Herr zu werden, sich die
Anerkennung seiner Leih,rer zu erwerben und
sich zu einem bedeutenden Künstler emporM-
arbeiten. An der Münchener Akademie er-
rang er sich dreimal auszeichuende Medail-
len. Sein Lehrer Müller beauftragte ihn
noch als Schüler mit der Ausführung des' gro-
ßen Deckengemäldes in der Kirche St. Max in
Augsburg. Die bayerische Regierung wußte
ihn besonders zu schätzen als verständnis-
vollen Restaurateur alter Fresken. Von der
zweiten Hälfte der achtziger Jahre des letz-
ten Jahrhunderts an beginnt seine sehr um-
fangreiche, selbständige Tätigkeit als Maler.
Zahlreiche Kirchen Bayerns und auch meh-
rere seines Heimatlandes sind mit Werken
seiner lieblichen Muse geschmückt. Als eines
seiner besten Werke werden gerühmt die
Deckengemälde im Zentraljustizgebäude zu
Bamberg. Noch im letzten Kriegsjahr war
er beschäftigt mit der Herstellung von drei
Gemälden für die Wallfahrtskirche in Gai-
mersheim (Bayern), wohl überhaupt sein
letztes großes Werk. Wir behalten uns eine
eingehendere Würdigung des verstorbenen
Künstlers und Landsmanns im „Archiv"
bevor. W.

Auristnotiz.

K r i e g s e r i n n e r u n g s g e m ä I d e.

Die Kapelle in Oberdrackenstein wurde von
Maler Allmendinger in Mühlhausen
ausgemalt im Sommer 1616. Chor, Decke
 
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