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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 2
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0038
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32

konnte und ein anderer die letzten
Striche daran tat. Dieser andere, oder
wer sonst noch an dem Bilde herum-
gemalt hat, hat aber viel Schlimmeres
ans dem Gewissen. Die Farbengebung
n. a. ist nicht mehr im Geiste Enderles.
Denn so etwas wie dieses Bild hat doch
Anton Enderle nirgends gemalt, so daß
man doch verpflichtet ist, sein Andenken
ein wenig 31t Verteidigern Das große
Deckenbild umgeben noch vier Evange-
listenbilder, die ebenfalls viel zu wiin-
schen iibrig lassen.

Weitere Werke von Anton Enderle ha-
ben sich nicht erhalten oder sind nicht
bekannt geworden. Obwohl er seinem
ganzen Können nach unter die minderen
Fveskanten des 18. Jahrhunderts zu
rechnen ist, hat er merkwürdigerweise
seitens seines jüngeren Vetters, des
Malers Johann Baptist Enderle von
Söflingen, ein iiberfchwengliches Urteil
erhalten. Letzterer nämlich widmet
„feinem vielgeliebten Vetter", „dem
kunstberühmten Maler in Günzburg",
eine getuschte Federzeichnung: „Die

Kreuzabnahme", welche sich heute im
Besitze des Kunstsammlers Fritz Geiger,
Hauptmann a. D. in Neu-Ulm, befin-
det. Das Urteil ist jedenfalls von der
verwandtschaftlichen Anhänglichkeit ltnb
der Dankbarkeit des einstigen Schülers
diktiert.

l 11. L e b e n u n d Wirkendes M a -

l e r s Johann B a p t i st Enderle.

Turmhoch iiber seinem Vetter Anton

steht in seiner Knnst Johann Bapüist

Enderle. Der 1650—1660 geborene Jo-

hann Baptist Enderle hatte neben seinem

Sohn Anton, dem Giinzburger Maler,

einen weiteren Sohn Mauritius En-

derle. Dieser 1693 geborene Mauritius

und seine Frau Maria hatten von 1722

bis 1729 fünf Kinder, die mit Aus-

nahme von zweien früh starben. Eines
dieser beiden ist Johann Baptist, geb.

15. Juni 1725, eben unser Maler. Sei-

nen Namen hat er nach seinem Groß-

vater erhalten. Sein Vater Mauritius
scheint bald verstorben zu sein. Bei dem

Eintrag seines letztgeborerEr Kindes iin
Taufbuch 1729 ist sein Name schon nrit

einem Kreuzchen bezeichnet. Der Heran-

wachsende Johann Baptist hat wohl auch

seinen ersten Malunterricht beim Söf-
linger Klostermaler erhalten. Um 1742
vielleicht, wenn nicht schon bälder kam
er nach Günzburg zu seinem Vaters-
bruder, dem Maler Anton Enderle, der
damals die Frauenkirche gemalt hatte.
Von diesem scheint er eine gewisse Vor-
liebe für eiu fast bis zum Weiß auf-
gelichtetes Blau in der Farbengebung
angenommen zu haben. Sein Ausent-
halt in Günzburg kann jedoch nicht
lange gedauert haben. Wohl damals
schon war er seinem Vetter an zeich-
nerischem Können weit iiberlegen. Das
nahe Augsburg, wo damals eine über-
aus fruchtbare Mnlerschule blühte, wird
ihn zur Vervollkommnung seiner Kunst
angelockt haben.

In Augsburg bestanden im 18. Jahr-
hundert zwei Malerakademien, eine äl-
tere und eine jüngere. Letztere war
unter dem Namen „Kaiserlich Franzis-
eische Akademie der freien Künste und
Wissenschaften" gegründet worden von
dem Kupferstecher Johann Daniel Herz
senior (1693—1754) und feinem gleich-
namigen Sohn, Herz junior. Sie
dauerte unter wechselvollen Schicksalen
bis etwa .1790. Im Jahre 1788 wollte
Herz, daß der Rat diese Gründung mit
der Stadtakademie vereinige. Allein der
Rat ging nicht darauf ein. Herz junior
starb am 5. Dezember 1792 im Alter
von 65 Jahren. Seine Akademie war
die Gründung eines Projektenmachers,
der in der Wahl seiner Mittel nicht be-
sonders skrupulös war. Es war mehr
ein merkantiles als künstlerisches Unter-
nehmen, „das seltsame Produkt einer
seltsamen Zeit", wie der Geschichtschrei-
ber dieser Akademie sagtl * * * * * * * * * * * * * * * * 18).

Ganz verschieden von dieser Akademie
war die ältere städtische Künstlerakade-
mie Augsburgs, in der eine große An-
zahl von Malern, Fresko malern und
sonstigen Künstlern des 18. Jahrhnn-
derts unterrichtet worden sind. Sie war
die Schule vieler gottbegnadigter Künst-
ler, aber auch so mancher berüchtigter
Schnellmaler. Ans ihr ging eine große

") Dr. Felix Freude in der Zeitschrift
des hist. 'Vereins für Schwaben und Neu-
bur>g XXXIV, 1908, S. 1—132.
 
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