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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 2
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0041
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ser- und Malerzunft 1657—1774 int
Stadtarchiv ztt Donauwörth steht unterm
17. August 1755 der Eintrag: Es er-
scheint vor offener Laden Johann Bap-
tist Enderle. von Söflingen gebürtig.
Er ist willens, sich bei der Zunft ein-
schreiben zu lassen. Dabei ist gewesen
der Kommissari Augustin Six, dann
der Zinser Joseph Lauter und beide
Büchsenmeister (Kassiere) Andreas Kös-
sel und Hans Michl Winter, Drechsler,
hat sein Gebühr in die Lade entrichtet
mit 8 Gulden 32 Kreuzer. Das Rats-
protokoll vom 19. Dezember 1755 be-
richtet sodann: Johann Baptist Enderle,
seiner Kunst ein Maler, von Klo-
ster Söflingen nächst Ulm gebürtig,
welcher sich zu Franziska Maria The-
'vesia Reißmüllerin, verwittibten Male-
rin, verheiratet und sein Bürgervechts-
geld bereits schon erlegt, bittet gegen
Produzierung seines Geburtsbriefs um
das Bürgerrecht. Beschluß: fiat gegen
Erlag von 12 Gulden Bürgerrechtsgelds
und Abschwörung der bürgerlichen Pflicht.
Nun nach Hinwegräumung der letzten
Hindernisse begann für den Meister eine
Zeit frischen, fröhlichen und eifrigen
Strebens und Schaffens in seiner Krtnst
und die Meisterin konnte sich sonnen in
der wachsenden Beliebtheit das Künst-
lers, in dem sich mehrenden Ruf des
tüchtigen Malers und in dem steigenden
Rrthm ihres Mannes in einer mehr als
vierzigjährigen Ehe. Bon Kindern des
Ehepaares berichtet die Donauwörther
Matrikel nichts als von einer Tochter
Regina Enderle, die aber schon in ju-
gendlichen Jahren starb. Als der Mei-
ster 1789 in Graben, unweit Augsburg,
die Kirche ausmalte, stürzte er vom
Malgerüste und brach den Ftrß. Doch
erfolgte die Heilung rasch, so daß er
schon bald wieder seinen Arbeiten nach-
gehen konnte. Am 11. Januar 1795
starb seine treue Lebensgefährtin. Der
Eintrag in die Donauwörther Matrikel
lautet: Enderle, Teresia, gestorben 1795
l l. Januar, Gemahlin D. Joseph En-
derle, civis lmiatis ac piotoris nata
Bauriii, 77 Jahre alt. Daraus gehr
hervor, daß sie 1718 geboren war. Der
Vorname ihres Boannes ist falsch ange-
geben. Der Siebzigjährige heiratete

am 22. November 1796 die Ursula Schif-
selholzin von Wörnitzstein, die ihn bei
seinem 1798 erfolgten Tode noch um
über 20 Jahre überlebte. Laut Rats-
protokoll vom 25. August 1820 bittet die
Witwe Ursula Enderle um Ausnahme
in den Spital und um Bewilligung
eines Klafters Holz. Der einhellige Be-
schluß lautete, sie solle einstweilen aus
dem Spitalforst mit einem Klafter Holz
und später mit 75 Wellen von dem
Stadtforst unterstützt und zugleich ver-
tröstet werden, daß sie zur Ausnahme
in den Spital in die neunte Stelle der
Supplikanten eingereiht worden sei.
So war also die ganze reiche Tätigkeit
ihres Mannes nicht imstande gewesen,
die Frau vor Not ttnd Armut zu schü-
tzen. Offenbar ist auch Enderle selbst
ohne Hinterlassung von nennenswertem
Vermögen gestorben. Seine Maler-
utensilien kaufte der Maler Lauter von
Donauwörth, der sich nach noch vorhan-
denen Aufzeichnungen auch bemühte,
die Werke und Lebensschicksale des Ma-
lers Enderle kurz aufzuschreiben (Stadt-
archiv Donauwörth). Derselbe besaß auch
noch einige Handzeichnungen Enderles,
die jetzt im Stadtarchiv sind: 1. Ver-
herrlichung des Herzens Mariä: das
Herz in einem Halbmond, daneben St.
Michael und Raphael, darunter ein Mann
mit einem Schiff und eine Frau; 2. Ver-
herrlichung des Herzens Jesu, das von
anbetenden Engeln umgeben, ist; 3. St.
Sebastian, dem ein Engel die Pfeile
auszieht; 4. Tod des hl. Joseph;

5. Eine Geburt Christi mit Anbe-
tung der Hirten, ein kleines Bildchen.

6. Ein Entwurf zu einem Kuppelbild,
Farbenskizze, darstellend die Kirche, von
Engeln umgeben, eine Frauengestalt
mit Krug in der Rechten, in der Linken
mit hoch erhobenem Kelch und Hostie.

7. Ein Maria-Hilf-Bild, von ztvei En-
geln getragen, in Rokokokartusche.

8. Das Abendmahl: über einer Treppe,
die zu einer Kirchenarchitektur empor-
führt, erhebt sich dev Tisch. Unter der
den Raum erleuchtenden Ampel sitzt
Jesus, das Brot in der Linken, mit der
Rechten segnend; über ihm Engel mit
Rauchfaß, Schiffchen und einer Kerze;
zwei andere Engel schlagen einen Vor-
 
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