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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 2
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0046
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dargestellt, wie der von Rom -ans noch
dem Chersonnes verbannte Papst Kle-
mens I. auf Befehl des dortigen römi-
fchen Landpfle-gers mit einem schweren
um den Hals gebundenen Anker ins
Meer versenkt wird, lieber dem ster-
benden Märtyrer halten zwei Engel
Siegeskranz und Palme und weisen
auf die in der Glorie sichtbare, von
Engeln umschwebte Dreifaltigkeit hin.

10, Von diesem eben beschriebenen
Blatte ist noch vorhanden ein besonde-
rer Entwurf als Federzeichnung,
die das ganz genaue Vorbild der Far-
benskizze ist. Die Federzeichnung ist
ganz durchqnaidriert, als Vorarbeit für
die Freskozeichnung. Tie Maße von
0. und 10. sind 46 X’ 27 Zentimeter.

11. Eine sehr liebliche Komposition |
ist der Entwurf für die S t. G e o r g s -

k i r ch c in Kasse l, welche das Leben
und Martyrium des hl. Georg schil- J
dort. Zur Erklärung der vier Bilder- [
szenm ist wieder die Lützenbnrg-Co- >
chemsche Legende beiznziehen. a) In !
elegant verkürzte Kuppellarchifektur
steht St. Georg vor dem Kaiser, der von
Pagen, Soldaten, Götzenpriesternj und
anderem Volk umgeben ist. Er soll den
Göttern opsern, denen Bild die Heiden-
priester vor ihm halten und wofiir schon
ein Opfertier herbeigebracht wird. Des-
sen aber weigert sich der ritterliche Held,
lieber der Szene eine duftige Glorie mit
der heiligsten Dreifaltigkeit. Die Un-
terschrift des Bildes lautet Fkles. Die
Legende berichtet zum 23. April: Georg
kam nach Nikomedien, wo ihm die Chri-
sten mitteilten, daß nach einem Befehl
des Kaisers Diokletian alle Christen we-
gen ihres Glaubens zu peinigen und zu
töten seien. Georg riß den Anschlag,
der diesen Befehl des Kaisers enthielt,
von den Mauern weg, ward ergriffen
und vor den Kaiser geführt, der ihn
verschiedentlich martern ließ. — b) Das
zweite Bild zeigt St. Georg in: Kampf
mit dein Drachen, daneben eine betende
gekrönte Frau. Die Legende erzählt,
daß die Kaiserin Alexandra, eine heim-
liche Christin, dem Kaiser Vorhalt macht
wegen seines Vorgehens gegen Georg.
Ergrimmt ließ der Kaiser auch sie zum

Tode verurteilen. Auf dem Wege zur
Hinrichtung wurde sie ohnmächtig, setzte
sich nieder, legte ihr Haupt auf ihre
beiden Hände und gab wie schlafend
ihren Geist auf. Die Legende setzt bei:
„Diese heilige Kaiserin bedeutet dieje-
nige Person, welche 'man mit einer
Krone auf dem Haupt zu dem hl. Georg
zu malen pflegt, als wenn er sie von
dem Drachen erlöst hätte." — c) Das
dritte Bild schildert eine von den Fol-
tern, die der Kaiser über St. Georg
verhängte. Es ist ebenfalls eine seltene
Darstellung: St. Georg liegt auf einem
niederen Brettrost sestgebnnden, dane-
ben ein Rad und Galgen, Henkers-
knechte und Christen; über ihm schwebt
ein Engel, der zum Himmel weist. Die
Legende erklärt die Situation also:
Der Kaiser ließ Georg an -ein erhobe-
nes und schwebendes Rad binden, unter
das Rad ein dickes Brett voll von Mes-
sern und Haken legen und das Rad
eilends unb stark drehen. Durch die
Umdrehung des Rades wurde Georg
schrecklich zerschnitten, so daß der Kai-
ser ihn für tot liegen ließ. Durch eine
Erscheinung Christi getröstet und ge-
heilt, stand Georg bald wieder auf und
ging äitm Kaiser, dem er sagte: Erkenne
die Kraft meines Gottes, der mich be-
freit und geheilt hat. — d) In Anwesen-
heit der Götzenpriester, die ihn weiter
znm Abfall verleiten wollen, und vielen
gläubigen Volkes wird St. Georg ent-
hauptet. Engel über der Szene reichen
ihm die Palme und den Kranz des
Sieges. Unter diesem Bild die Unter-
schrift: Fortitudo, während unter der
Radmarterszene das Wort Gharitas
und unter der Drachenkampfszene das
Wort spes steht. Ich glaube, daß diese
Worte andeuten, daß um das Fresko
in vier Kartuschen die vier Tugenden
fides, spes, charitas und fortitudo
geMalt werden sollten. Enderle gibt
als Maße der Ausführung an: breid
24 schuh, lang 46 schuh. Die Zeichnung
selbst ist 42 Zentimeter lang und 31
Zentimeter breit, ein schönes Oval, des-
sen Konturen viermal durch ein kleines
Segment eingezogen sind.

12, Getuschte Federzeichnung: Auf Be-
fehl eines Machthabers dringt eine
 
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