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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 2
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0051
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bild der Kirche und ihrer Unzerstörbar-
keit.

Vier kleine Medaillons umgeben die-
ses Hauptbild: Glaube, Hoffnung und
Liebe und eine geflügelte Frauensper-
son, mit der Hand zum Himmel wei-
send, die Religion. Im Schiff der
Kirche zeigt ein großes Plafondgemälde
Stephanus i m T e in p.e I I e h -
r e n d. Eine prächtige Rokokotempel-
architektur fiillt den Raum; über der-
selben thront in den Wolken die Drei-

I o b u. s e i n W e i b.(Auaustinerkirche, Oberndorf.)

Photographie von W. Klink, Horb.

faltigkeit. Jur Tempel steht Stephanus
in Diakonsdalmatik, umgeben von einer
großen Anzahl von Schriftgelehdten
und Pharisäern, von denen einer im
Vordergrund die Faust gegen den Red-
ner erhebt. Stephanus weist mit der
Linken zum Himmel empor, wie wenn
er sagen wollte: „Ich sehe den Himmel
offen." Dieses Bild trägt die Unter-
schrift: Johann Enderle inv, et pinx.
1753.

Die Verbindung vom Chorbogen zum

Hauptbild stellt eine »große Kartusche
her, welche die Auffind u ng des
Leich n a m s des h l. S t e p h a n u s
zeigt. Dabei die Inschrift: „Wo Sankt
Stephanus Leib gefunden, viele Kranke
sind gefunden" (sie!). Stephanus wird
aus dem Grab erhoben; ein Bischof mit
Begleitung verehrt den heiligen Leib;
rechts in der Ecke eine Gruppe von
Kranken, welche plötzlich die Gesundheit
erhalten. Rechts vom Hauptbilb in
einer großen Kartusche naht sich dem
verklärten Christus, der die Strafrute
in der Hand hält, Maria als Fiirbit-
terin auf einer Mondsichel hevanschwe-
bend. Unten sind St. Franziskus und
Dominikus mit dein Rosenkranz, eben-
falls als Fürbitter. Das Bild hat zur
Ueberfchrift die Worte: hoc tibi sola
salus, zur Unterschrift: „Das Marien-
psälterlein Gottes Strafe stellet ein."
Links vom Hauptbild befindet sich eine
ähnliche Kartusche, überschrieben: s;n

Ins infirmorum: Maria mit dem Je-
suskind, das einen Rosenkranz hält, in
den Wolken von zwei Engeln flankiert,
die aus Füllhörnern Blumen herab-
schütten auf eine Gruppe von Kranken
aller Art. Die Unterschrift sagt: „Das
Marienpsalterlein aller Kranken' Heil
wird sein." Ueber der Orgel zeigt eine
weitere große Kartusche ein Bild von
Kirchdorf, über dem in den Wolken St.
Stephanus als Patron von Kirche und
Ort thront. Zwischen den Kartuschen,
die das Deckenbild umgeben, sind vier
kleinere Kartuschen eingefügt mit den
Bildern der lateinischen Kirchenlehrer,
lauter prächtige, gut gezeichnete Ge-
stalten.

Das ganze Werk des Meisters gilt
der Verherrlichung der Kirche, die St.
Stephan begründen half und unter den
Schutz der Rosenkranzkönigin gestellt ist.
Die Einführung der Rosenkranzbruder-
schaften in der Diözese Augsburg und
ihre Verbreitung bat in Kirchdorf und
noch an vielen anderen Orten auf die
Wahl der Themata für die Malerei be-
stimmend gewirkt. Der Meister hat
hier gleich eine ganz befriedigende Probe
seiner Kunstfertigkeit abgelegt.

S ö f l i n g e n 1764. 1756. 1762.

Hatte der Meister schon als Einund-
 
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