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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 2
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0056
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50

feiner Herde ruht. Auf sein Urteil im
Streit weist links auf dem Bilde hin
die Figur der Gerechtigkeit mit Woge
und Schwert in der Hand. Darunter
find die drei Charitinnen, die wohl schon
ans den Ausgang des Streites Hinwei-
sen. Rechts von der Hanptgruppe des
Paris mit den drei Göttinnen erscher-
nen vier Frauengestalten: die erste,

sitzend, gekrönten Hauptes, mit einem
Schlüssel in der Hand, ist die Götter-
mutter Kybele; die zweite mit Zepter
und blutigem Schwert ist Melpomene,
die göttliche Muse der Tragödie, die
ein Hinweis ist aus das tragische Schick-
sal, das Paris durch sein Urteil für
seines Vaters Reich herausbeschwört;
noch deutlicher zeigt dies an die Göttin
Bellona, gepanzerte Frau mit dein
Schwert in der Hand; die vierte ist Ura-
nia, die Muse der Astronomie, mit Win-
kelmaß, die sagen will: Das Schicksal
steht in den Sternen geschrieben. Den
äußersten Abschluß ans der rechten Seite
bildet eine Art Pyramide mit Kngel-
abschlnß, neben welcher der Gott Chro-
nos mit seinen gewöhnlichen Emblemen
steht. Hinter ihm läuft das Gemälde
ans in eine duftige Landschaft mit einem
Walde, erinnernd an das waldige Ge-
birge Jda. Am Sockel der Pyramide
ruhen die Embleme der verschiedenen
Künste. Aus der Pyramide selbst ist ein
magisches Quadrat in nenn Felder ab-
geteilt, welche die Zahlen 593, 598,
589—588, 592, 696—595, 690, 591 -
zeigen. Ob und welche Bedeutung diese
Zahlen haben, ist mir unbekannt. Aus
die Pyramide fliegt von oben her eine
Geniengestalt mit einem Ring, der von
einer Schlange gebildet ist, wohl Sinn-
bild der Ewigkeit oder des ewigen Rat-
schlusses der Götter. •— Das Gemälde ist
signiert: .1. B. Enderle pin. und wurde
1884 von Jmmler renoviert. Es ist ganz
in hellen und freundlichen Farben ge-
halten.

In dem ehemaligen F e st s a a l d e s
K I o st e vs Heil i g k r e u z in Donau-
wörth, der heute als Studiersaal der
Zöglinge des Instituts C a s s i a n e u ui
dient, befindet sich ein Historien-
bild von E n d e r l e a u s d e m Jahr

1780/81. In diesem großen Decken-
fresko schildert er die Hauptmomente
aus der Geschichte des K I o st e r s
H e i l i g k r e u z. Ww so oft beliebt,
sind es wieder vier Szenen, die dem
Beschauer die Geschichte näher bringen
wollen: a) Zwei Engel halten eine recht-
eckige Platte, die mit einem doppelten
Kveuz gezeichnet ist. Dies bedeutet den
Kreuzpartikel, welchen der Edle lati -
gold 1. 1029 von Konstantinopel hie-
lt) er brachte. Dieser schaut in Harnisch
und Mäntel zu der Reliquie empor und
hat in seiner Begleitung seine Gemahlin
Tutta, seine Schwester Jrmentrud und
seine Tochter Gunderade im Kloster-
habit, weil sie die -erste Aebtissin des
Klösterleins Heiligkreuz war, das 1034
erbaut und 1049 von Papst Leo IX. ein-
geweiht worden war. Rechts steht noch
ein Ritter, M a n e g o l d IV. Zwei
Männer neben ihm halten eine Tafel
mit dem Bild eines größeren Kloster-
baus. Manegold III. hatte um 1125
den Bau des neuen Klosters begonnen,
der von Manegold IV. vollendet wurde.
Das Kloster wurde Benediktinermönchen
aus St. Blasien übergeben. Darum
stehen hinter Manegold IV. eine Am
zahl Benediktinermönche. Unter dem
Bilde steht das Wort plantavenmt.
Die erste Szene bedeutet also die Grün-
dung pon Heilig kreuz, b) Der zweite
Freskoausschnitt zeigt das Bild des Kai-
sers Maximilian I. mit Gefolge.
Dieser bestätigte 1607 verschiedene kai-
serliche Privilegien, war öfters hier zu
Gast und seine Gemahlin Blanka Ma-
ria hatte ihr Brautkleid zu kirchlichen
Gewändern für Heiligkveuz umarbeiten
lassen. Für den Kreuzpartikel stiftete
er eine kostbare Monstranz. Darum sieht
man aus dem Bild drei Frauengestal-
ten, deren eine die Monstranz, die an-
dere die mit Perlen und Edelsteinen ge-
schmückte Einfassung der Kreuztafel, die
dritte einen Dorn aus der Dornenkrone
Jesu hält. (Die von Kaiser Maximi-
lian gestiftete Monstranz, Donauwör-
ther Arbeit von dem aus AntwerpIn ge-
bürtigen Meister Lucas, befindet sich
setzt im Museum zu Maihingen.) Zwei
Löwen halten Schilde, auf deren einem
steht: Ilona Ilona 8 1512, aus dem ande-
 
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