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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 2
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [2]
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Rohr, Ignaz: Deutsche Kunstaustellung in Baden-Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0057
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51

ren ist das kaiserliche Wappen. Die Un-
terschrift dieser Szene heißt: rigavit,
d. h. der Kaiser bat mit dem Torr seiner
Herrschergnade das Kloster übergossen.
<•) Eine Fronen gestalt, Sinnbild der
Baukunst, zeigt einen Aufriß von dem
1700 vollendeten neuen Klosterbau und
von der 1747 fast vollendeten Kirche:
zugleich weist die Gestalt hin ans zwei
weitere Kirchen zu Münster rrnd Gun-
zenheim, die wie die Klostergebäude
von dem tatkräftigen Abt Amandus
Röls (1691—1748) erbaut waren. Eine
zweite Frauengestalt, rotgewandet mit
einem schlummernden Kind inr Schoß
und einem größeren neben ihr, sitzt ans
einem Throne, der mit einen: Pelikan
geschmückt ist. Die Gruppe bedeutet
wohl die friedliche und liebende Für-
sorge des Klosters. Ein Engel, der
Gold in einen Kasten schüttet, iveist hin
auf die vorsorgende Tätigkeit des Ab-
tes, der seinen: Kloster ein Kapital von
100 000 fl. hinterließ. Tie Unterschrift
lautet: incrementum dedit: Gott ver-
lieh dem Kloster Wachstum unter dem
Abte Amandus, d) Gegen Ende des
18. Jahrhunderts ließ Abt Gallus
Hammerl (1776—1793) ein drittes
Stockwerk dem Kloster ausbauen. Seine
Regierung bedeutet eine neue Blüte des
Klosters. Dieselbe ist illustriert durch
eine Franengestalt mit Palmzweig und
Merkurstab, dessen Spitze ein brennen-
des, geflügeltes Herz zeigt, lieber ihren:
Throne ist eine Wappenfigur des Abtes,
die Taube mit Oelzweig. Ein Denk-
stein in der Mitte trägt die Inschrift:
Wem. Cr. A. S. 0. W. MDOCLXXX,
d. h. memoria Galli abbatis sanctae
orucis Werdae 1780. Auf dem Bild
sehen wir noch eine Bibliothek und wis-
senschaftliche Instrumente, was auf re-
ges wissenschaftliches Streben im Klo-
ster hinweist. Eine Franenfignr, die
Architektur, trügt wieder einen Aufriß
des Baues in der jüngsten Form. Die
Unterschrift llltastravit ampli.ai (vit)
wird von einem Genius in das vom
Zeitgotte gehaltene Buch eingetragen26).

- Auch dieses Bild ist sehr gut in Grup-

26) Nach der Beschreibung des Gemäldes
bei Thalhofer er. a. ,S. 24 fs.

pieruug, Zeichnung und Farbengebung.
Allerdings hat die Farbenpracht unter
der Verwendung des Saales als Kna-
benstndiersaal sehr viel verloren.

(Fortsetzung folgt.)

Deutsche Kunstausstellung in
Baden-Baden.

Besprochen von Pros. Dr. I. Roh r,
Straßbnrg.

Noch tobt der Krieg, und der Febde-
rnf, der als herber Ostergrnß von den
Vereinigten Staaten herüberdröhnte, be-
deutet seine Steigerung und Verlänge-
rung. Noch rollen feine Donner über
die Vogesenkäiume herüber — und trotz-
dem kann auch in diesen: Jahr das
Kunstbaus z>n Baden-Baden seine Räume
mit Gemälden und Skulpturen, init Er-
zeugnissen der Graphik und des Kunst-
gewerdes füllen, und obgleich die neue
Kriegsanleihe zur Rekordanleihe gewor-
den ist, also pekuniäre Forderungen an
das deutsche Volk gestellt hat, ivie keine
zuvor, tragen doch schon verschiedene
Nnmiuern den Vermerk „verkauft". Der
Völkerkampf tobt, aber die Musen
schweigen nicht. Und was sie reden
und künden, das ist nur zum aller-
geringsten Teil Blut und Eisen, Pul-
ver und Blei. Der eine oder andere
„Feldgraue", ein „Handgranatenwerser",
ein „schlafender Verwundeter", „Skizzen
ans dem Felde", „der Brand" (bren-
nende Stadt) schildern ja Wohl den
Ernst der Zeit, und zivar — das sei gleich
hier bemerkt — in künstlerisch tüchtigen
Leistungen. Von den deutschen Heer-
führern kan: Kronprinz Ruppvecht von
Bayern und Graf Bothmer zur Darstel-
lung. Das ist aber auch alles. Was
sonst geboten wird, das sind die Lieb-
lingsplätze, auf denen das deutsche Ge-
müt sich bewegt und ansrnht: die Berge,
die See, der Wald, der Bach, die Kin-
der, die Tiere, die Blumen, die Häus-
lichkeit, der Hof, das Herrenschloß, die
kleinen Dinge, die das Heim schmücken.
Dabei ist es wohl auch charakteristisch,
daß nicht das Große, Ueberwältigende,
Wildromantische in: Vordergrund steht.
Sondern das hat die Künstler am mei-
sten beschäftigt, was ein „Herzruhaus",
 
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