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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 2
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Marquart, A.: Glockengießer Christian Ludwig Neubert in Ludwigsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0061
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— 55

Glockengießerei in Ludwigsbuvg in vol-
lem Maße zu.

In einer Eingabe vom 3. Mai 1793
an die Regierung hatte Christian Lud-
wig Neubert betont, daß er in letzter
Zeit für den Geschützguß eine Maschine
mit einem Aufwand von 2000 Gulden
in der Hoffnung angeschafft habe, sein
Vorrecht zum Glocken- und Geschützguß
iverde auf seinerr Sohn Christian Gott-
lieb Neubert ausgedehnt werden. Anr
13. Juni 1793 wurde dem jungen Neu-
bert ein Vorrecht zu seiner Fabrikarbeit,
aber kein ausschließliches Recht Zerteilt,
da man immerhin gerne sehe, wenn
Kunstfabriken im Lande fortgesetzt wer-
den. Als nun der junge Neubert 1800
darum nachsuchte, ihm ein ausschließ-
liches Recht zum Glocken- und Stückgie-
ßen erteilen zu wollen, konnte er das
nicht erlangen, es wunde ihm regie-
rungsseits nur die Empfehlung seiner
Kunst durch die Zeitungsblätter freige-
stellt.

Die Glockengießer Neubert waren zu-
gleich Erzgießer; auf einer Erzplatte an
der Westseite der evangel. Stadtkirche
zum hl. Dionysius zu Eßlingen steht
eingeschrieben: Johann Cristian Neu-
wert keeit, Königsbronn 1739. Den Erz-
guß eines Reliefmedaillons des Königs
Friedrich, das nunmehr am Eingangs-
Portal der neuen evang. Garnisonskirche
in Ludwigsburg angebracht ist, lieferte
gleichfalls Glocken- und Erzgießer Neu-
bert daselbst; jener Neubert —• sagt
Dr. Paulus, Kunst- und Altertums-
denkmale Neckarkreis, Inventar, S. 333
—, in dessen Werkstatt Schiller seine
Glockenstudien machte. Es besteht nicht
der geringste Zweifel darüber, daß Schil-
ler die allerersten Anregungen zu seineur
wundervollen „Lied von der Glocke"
oder zu seinem Glockengießerlied, wie er
es zuerst benennen wollte, in der Neu-
bertschen Glockengießerei zu Ludwigs-
burg erhalten hat.

Unsere Studien über den Glockengie-
ßer Neubert haben das.Ergebnis gelie-
fert, daß Neubert seine Glocken in der
Hauptsache für die nähere und entfern-
tere Umgebung von Ludwigsburg, also
hauptsächlich für das württ. Unterland

gegossen hat und daß seine Glocken ziem-
lich arm an Inschriften sind. Es trifft
also hier zu, daß die Glockeninschriften
ein Spiegel der Zeiten sind — vergl.
Boßert, Evang. Kirchen- und Schul-
blatt 1888, S. 63 ff. Neubert hat keine
Glocken gegossen mit Hosanna-Jnschrif-
teu oder solche mit frommer Marien-
verehrung; je näher die Reformations-
zeit gerückt sei, seien wieder Jesus-
Glocken-Jnschriften üblich geworden -
Boßert a. a. O.

Zur Zeit werden auch die Kirchturm-
glocken einer Musterung unterworfen,
um für den Kriegsdienst ausgehoben zu
werden; die Glocken aller Jahrgänge
müssen in das Feld rücken. Nur soweit
sie Geschichts- und Altertums- oder
Kunstwert haben, sollen sic vorläufig
zurückgestellt werden. Die Glocken in
Württemberg stellen ein Vermögen im
Schätzungswerte von Millionen dar, be-
reits sind einige von ihren Kirchtürmen
abgenommen, im schönen Lande Tirol
schon gar viele.

ßnteralur.

K u n st u n d K r i e g von O s k a r D ö -
ring. M.-Gladbach 1916. 117 S.

Preis 1.20 M.

Der Verfasser erhofft vom Krieg als sein
erhabenstes Ziel „einen großen geistigen
Auß'chwuug im Sinne unverfcMschteu deut-
schen Wesens". — Das ist entweder zu wenig
oder eine nicht recht glückliche Redewendung!
Bedeutsamer und viel wichtiger nody wird
sein, daß dieses deutsche Wesen — auch das
deutsche Kunstwesen — wieder den Mut
finde, zum christlichen Wesen zu werden
und sich taufen zu lassen. Deutsch fern und
fromm und innerlich sein sind eiben nicht, wie
der Verfasser S. 10 sagt, dhne weiteres iden-
tisch. Auch im nationalen Leiben ist die em-
pirische Natur den Folgen der Eribsünde nicht
entzogen und absolut gut, sondern sie mutz
auch hier durch die Gnade esst gut gewacht,
d. h. christianisiert werden. — Anders wenn
der Verfasser damit ein Ideal EsstelleN und
zu seiner Erfüllung a ne gern will, indem er
uns am Ghrenpunkt p>ackt und uns au> die
Ghrenßeit des deutschen Wesens erinnert, als
oivfes sich mit der ganzen Innigkeit seiner
Anlage in die katholische Überlieferung ein-
gelebt hatte. So meint es allem nach der Ver-
fasser auch. Denn was er über religiöse
Kunst und- über den Wert der Religion für
die Kunst sagt, das ist warmherzig gespro-
chen, richtig geschaut und ernst gewertet.

Er tritt damit 'an die Seite von M omm e
 
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