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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 3
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0066
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— 60

Links von ihnen steht Nero im Kreise
seiner Diener, gebieterisch wendet er
sich dem Henker zu, derauf der zweiten
Stufe dem daknienden Paulus das Haupt
abschlügt. Der Henker hat sein Ober--
gewand rechts hinter sich auf einen Fels-
block gelegt und ziickt soeben das Schwert
zum Todesstreich. Eine zahlreiche Zu-
schauerschaft nimmt an dem Ereignis
teil, rechts vornehme Heiden und Sol-
daten, links ein Götzenpriester mit Räu-
cherpfanne und Götzenbild, um Paulus
zum heidnischen Opfer zu verleiten.
Einer seiner Diener bringt auch noch
ein Schaf zum Opfer herzu. Tie Ge-
sichter sind sehr gut gezeichnet, besonders
Paulus, Nero und der Heidenpriester.
Links auf der dritten Felsstufe zerren
zwei Schergen das Kreuz mit dem nach ab-
wärts gekreuzigten Petrus in die Grube,
während zwei andere das Kreuz heben.
Hinter dieser Szene auf der vierten
Felsstnfe bewegt sich zahlreiches Publi-
kum. Links schließt die Szenen ab ein
Palmbaum in hellem Griin, rechts reiche
Architektur im Hintergrund mit Sol-
daten und vor einem runden Turm eine
Schar von trauernden Christen, lieber
dieser Doppelszene öffnet sich der Him-
mel, große und kleine Engel tragen
Palmzweig und Blumenkranz, über
ihnen breitet Christus mit dem Kreuz
die Hände aus gegen seine Jünger.

Das Ganze ist eine sehr respektable
Komposition, sehr figurenreich ltnb voll
Leben.

Dieses Deckenbild nun ist umringt
von einem Kranz kleinerer Kartnschen-
bilder. Die linke Seite des Schiffes
handelt vom hl. Petrus: n) Schlüssel-
übergabe an Petrus, b) Jesu Verklä-
rung auf Tabor mit Petrus und den
anderen Jüngern, c) Petrus wandelt
auf dem Meere 51t Jesus, d) Petri Be-
freiung aus dem Kerker durch einen
Engel.

Die Bilder auf der rechten Seite det
Schiffes sind geweiht dem hl. Paulus:
a) Jesus erscheint dem Saulus auf dem
Wege nach Damaskus, b) Paulus in
Athen vor einem Altar mit der Inschrift
iguoto Deo, c) Paulus durch einen
Engel vom Schiffbruch befreit, d) Pau-

lus im Gefängnis an Ketten und Ku-
geln angeschmiedet.

Die Briistung der Orgelempore zeigt
zwei Bilder: St. Johann von Nepomuk
und St. Aloisius. Die Briistung der
unteren Empore hat drei Bilder: n) Ju-
den zapfen einem Christenkinde Blut ab
und hängen den Leichnam an einem
Baum auf; b) Tod des hl. Joseph;
e) Tod des hl. Franz Xaver. Diese
Emporenbilder sind sämtlich nicht sehr
!gnt. Sie wurden vielleicht nur rasch
angelegt oder haben sie bei der Restau-
ration verloren.

Am Chorbogen findet sich die In-
schrift: esto bic locus sanctae trini-
tati divaeque parenti ex asse dicatus
nec non honori ss. a. a. Petri atque
Pauli sacratus. Die Zahlenwertbuch-
staben dieses Chronogramms ergeben
das Jahr 1765. Das Hauptbild des
Schiffes hat die Inschrift: Enderle
pinxit 1755.

Ketter s ch w a n g 1758.

Das Jahr 1765 ist noch bemerkens-
wert durch die Ausführung des St. An-
nenbildes, das unter „Donauwörth"
schon behandelt ist. 1756 malte Enderle
den Stationenweg in der Kirche zu Söf-
lingen. Derselbe ist in Komposition,
Zeichnung und Farbe eine Nachahmung
der Stationen von Herbertshofen, aber
in viel größerem Maßstabe, Wohl vier-
mal größer. Es scheint, daß der Her-
bertshofer Kreuzweg für Enderles fol-
gende Kreuzwege mehr oder weniger
maßgebend geworden ist und daß die
folgenden Kopien desselben sich stets
mehr oder weniger eng an denselben an-
schließen.

Im Jahre 1767 war in Ketterschwang
bei Beckstetten, unweit Buchloe, eine
neue Kirche erbaut worden. Zu ihrer
Ausschmückung wurde Enderle berufen.
Das Chorgemälde, eine A n b e t u n g
des Altarsakraments, ist schon
bei den Ulmer Skizzen Nr. 13 beschrie-
ben. Doch läßt die Farbenskizze kaum
einen Schluß §it auf die ausgezeichnete
feine Ausführung der Idee, wenn sich
auch Enderle genau an die Zeichnung
gehalten hat. Das Bild ist umgeben
von vier Kartuschenbildern: a) Jesus
 
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