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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 3
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0076
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70

Endlich besitzt die Kirche noch einen
reizenden Schatz in den 14 Stationen-
bildchen, ivelche die Wände unter der
Einpore, links und rechts von: Ausgang
ans der Kirche zieren. Das sind klein
nnd fein gemalte Freskobildchen in her-
zigen Rokokokartuschen. Sie scheinen
nur leicht hingeworfen, sind aber von
ganz intimer Wirkung. Die Stationen
1 und 2 links und 13 und 14 rechts an
der Wand sind jede für sich gemalt. Die
Stationen 3, 4, 6, 6, 7 find in drei Kar-
tuschen oben und in zwei solche dar-
unter je in einer Reihe zusammengefaßt
links vom Ausgang, ebenso die 8. bis
12. Station rechts vom. Ausgang. Jesus
ist stets in einem feinen Ponse efarbenen
Gewand dargestellt. Das heilige Grab
der 14. Station ist durch eine Ampel er-
hellt. Diese Stationenbildchen sind etwas
vom Vorzüglichsten, ivas wir von En-
derle besitzen.

Die ganze Kirche, die so überreich mit
Fresken ansgestattet ist, wurde in den
letzten Jahren verständnisvoll restauriert
und ist ein wahres Schmuckkästchen ge-
worden.

Im Zusammenhang mit dieser Arbeit
Enderles möchte ich auch die kleinen
Stationenbildchen in der frühe-
ren Klosterkirche, jetzt Pfarrkirche, zn
Wett e n h a u s e n unserem Meister zn-
schreiben. Man beachte z. B. die Heilig-
Grab-Station in Wettenhausen mit dem
Bildchen in Hammerstetten u. a. m.

Kapelle zn Eggelhos 1765.

Eine halbe Stunde von der Bahn-
station Langweid (Bahn Donauwörth'—
Augsburg) entfernt liegt ein großes
stattliches Hofgut, das einst zu St. Georg
in Augsburg gehörte. Von weitem schon
erblickt man freit hohen gotischen Chor
der Kapelle, die später barockisiert wurde
und jetzt zur Pfarrei Agsheim gehört.
Die Kapelle hat verschiedene Kostbarkei-
ten ; eine große wundervolle gotische
Pieta im Hochaltar, darunter als Pre-
della einen Tod Mariens, etwas rohere
Arbeit, eine Predella im rechten Seiten-
altar mit einem köstlichen Schnrtzwerk
der vierzehn Nothelfer (Ulmer Schule?)
und an der Wand einen Ritter Georg

als Drachentöter mit der ans dem Berge
betenden gekrönten Frau aus spätgoti-
scher Zeit.

Auch zur Ausmalung dieser Kapelle
wurde Enderle berufen. Im Chor malte
er Jesus a in Kreuz, hinter den:
Kreuzesstamm schaut Johannes hervor,
am Fuße desselben niedergekniet Mag-
dalena, Maria stehend mit dem Schwert
in der Brust, sehr schön in Farbe und
Zeichnung. Neben dem Bilde sind zwei
Kartuschen: a) Sonne und Mond mit
der Schrift: sola refulget; b) aus einem
Felsen der Phönix, der sich selbst ver-
brennt, mit der Schrift: uniaa yiva.

Im Schiss ist ein großes Fresko ge-
malt : Mariä H i m m e l s a h r t, und
gezeichnet: Job. Bapt. Enderle pin-
xit. In einer Kartusche davor steht:
sub auspicio Rmi. oapitnli catliol,
Eccl. Aug. MDCOLXV.

Aus dem Fresko unten sind die pracht-
vollen Gestalten der Apostel und Frauen
in großartiger Bewegung um den mit
iveißem Tuch halb verdeckten Sarkophag
versammelt. Airs dem Tuche liegen
Rosen. Darüber, von Engeln umgeben,
aus Wolken emporgehoben, Maria mit
ausgestreckten Händen und zum Himmel
erhobenem Blick, den einen Fuß aus dem
Halbmond. Ein Engel hält ihr eine
Lilie entgegen, ein anderer trägt einen
Blumenkranz und wirst Zweige aus das
leere Grab hernieder. Zwei Engel tra-
gen einen Sternenkranz für Maria.
Oben die Dreifaltigkeit im dreieckigen
Nimbus. Gott Vater hält Maria die
Krone entgegen. Zuoberst jubilierende
Engelein.

Um dieses große Bild reihen sich sechs
Kartnschenbilder mit der Darstellung der
Schmerzen M ar i e n s; links: Flucht
nach Aegypten, Begegnung aus dem
Kreuzweg, Jesus ins Grab geleitet;
rechts: Beschneidung, der verlorene Je-
susknabe im Tempel, Maria mit dem
Leichnam Jesu ans dem Schoße, lauter
feinste Stücke Enderlescher Kunst.

Am Emporebogen sind ebenfalls drei
ausgezeichnete Bilder: a) Judith zeigt
den Einwohnern Bethulias das abge-
schlagene Haupt des Holofernes, b) Esther
vor König Assneriio, c) Abigail sättigt
 
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