Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

DOI Heft:
Nr. 3
DOI Artikel:
Alte Schmiedeisenkreuze
DOI Artikel:
Marquart, A.: Denkmale kathol. Kunstlebens in Alt-Stuttgart
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0085
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
79

Eisenkreuze den gußeisernen und man-
chen Steinformen weit vorzuziehen und
haben auch im Freien eine! ansgezeich-
nete Wirkung, wie wir zu beobachten
Gelegenheit hatten.

Wenn die im Vorstehenden gegebenen
praktischen Vorschläge nicht gefallen soll-
ten, so möchten wir dringend bitten, we-
nigstens das Beispiel so mancher baye-
rischer Pfarrer nachzuahmen. In einer
Stadt Bayerns hat der Pfarrer alle
alten Grabkreuze, die nicht mehr ver-
wendet werden, in schöner Ordnung an
einer Wand der Kirche aufstellen lassen
und dadurch in wahrer Pietät diese
alten Zeugen christlicher Trauer und
zugleich Zeugen alter christlicher Fried-
hofkunst vor der Verschlendernng und
Zerstörung bewahrt. Auch die Ge-
meindeverwaltungen könnten sich viel-
fach um diese Eisenkreuze annehmen, wo
der Friedhof im Eigentum der Gemeinde
steht.

Wir können uns nicht versagen, die
schönen Worte des Verfassers der Ober-
amtsbeschreibnng von Rottweil, 1875,
S. 195, hieb er zu setzen, die er über
den Rottweiler Friedhof gebraucht.

„Als ein ganz besonderer, höchst merk-
würdiger Schmuck heben sich hervor die
noch sehr zahlreichen schmiedeisernen
Totenkrenze, von denen die meisten ans
dem vorigem Jahrhundert und dem An-
fang dieses, manche auch noch ans dem j
17. Jahrhundert stammen, und die uns
ein ruhmvolles Zeugnis von der kerni-
gen Tüchtigkeit der alten reichsstädti-
schen Schmiedemeister geben. Die alter-
tümlichsten dieser oft bis zu sieben Fuß
(zwü Meter) hohen Kreuze halten noch
den gotischen Stil fest, der sich ja im
Schmiedehandwerk unter kaum merk-
lichen Veränderungen bis zum Ende der!
Renaissance fortpflanzte, andere zeigen
den Rokokostil in seinen verschiedenen
Auswüchsen, während die jüngsten von.
ihnen eine mehr antikisierende Richtung '
bekunden. Viele haben noch jene gro-
ßen prächtigen, sich gegen den Beschauer
kühn herausneigenden gotischen Lilien,
andere reichstes, im Zopfstil gehaltenes
unruhiges Laubwerk; es findet sich bei
wenigen einfachen Grundformen eine fast

unerschöpfliche Abwechslung in den ein-
zelnen Motiven, und jedes, auch das
ganz schlicht gehaltene, wirkt sinnig und
schön. In der Mitte tragen die Kreuze
ein kleines eisernes Kästchen, worin Chri-
stus mit Maria und Johannes gemalt
oder auch Sprüche und die Namen der
Verstorbenen eingeschrieben sind."

Sollte es nicht im Interesse aller
Kirchenvorstände und Friedhofverwal-
tungen liegen, hier zu retten, was zu
retten ist, und zu erhalten, inas nur noch
erhalten werden kann? Noch einmal, es
handelt sich um materielle Werte, es
handelt sich um künstlerische Werte, es
handelt sich um die Zeugen eines früher
am Orte selbst blühenden Knnsthand-
werks, also auch um eine Sache des
Lokalpatriotismus. rnw.

Denkmale kathol. Runstlebens in
Alt-Stuttgart.

Von A. M a v q n a r t, Rechnungsrat
in Ludwigsburg.

Obwohl unter der Regierungszeit der
Herzög-e Ulrich und Christoph von Wiirt-
temberg streng auf die Beseitigung aller
Denkmale katholischen Lebens in und
rund um Stuttgart gedrungen wurde,
hat sich doch das eine ltnb andere der-
selben als Zeichen der Erinnerung an
jene katholischen Zeiten bis auf unsere
Tage erhalten. Unter diesen wäre nun
zunächst anfznsühren:

1. Die in den Jahren 1436/95 wieder
aufgebaute Stiftskirche mit ihrer Ur-
banskapelle und den Grafenstandbildern
im Chor. Doch über diese evangelische
Stiftskirche znm heiligen Kreuz - auch
Münster genannt — will ich nur erwäh-
nen, daß sie in alter Zeit mit Schen-
kungen reichlich, besonders auch von Mit-
gliedern des württembergischen Fürsten-
hauses, bedacht war. Begreiflicherweise;
galt sie ja doch eigentlich als Fortsetzung
des 1321 nach Stuttgart verlegten Stif-
tes Beutelsbach. Sie besaß daher auch
einen bedeutenden Vorrat von Kirchen-
zierden und anderen kirchlichen Gerät-
schaften, lvie ein im Mai 1535 darüber
aufgenommenes Inventar beweist.
 
Annotationen