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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 4
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0099
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93

dar: Im Mittelgrund sprengt der mu- i
tige Bischof hoch zu Roß in seinen j
Amtsgewändern — eine prächtige Grei-
sengestalt — heran, zu seiner Seite
Otto I., die feindlichen Schaum über-
reitend und mit ihrem Gefolge die
Feinde in die Flucht schlagend. Noch
wendet sich einer der feindlichen Heer-
führer, um den Heiligen mit seinem
Pfeiile zu durchbohren. Umsonst. In
den Lüften über dem streitbaren Bi-
schof und dem Fürsten schweben Engel,
von denen einer das Ulrichskröuz hält,
ein anderer den Hirtenstab, ein anderer ^
den Fisch. Andere Engel winden Sie- ;
geskränze und tragen Palmen. Im
Hintergrund des Bildes erblickt man -
eine vieltürnnM Stadt — Augsburg —, |
aus der besonders die Kirche des hl. Ul-
rich hoch emporragt. Das Chronogramm
unterhalb des Bildes: Divo Udalrico
a pairocdiianis pie renovata sedes
ergibt die Zahl 1906, das Jahr der Re-
stauration.

Ganz ähnlich in der Anordnung hat
den Vorgang 1:756 der Maler Riepp
in der Abteikirche St. Stephan in Augs-
burg dargestellt. Aber der Vergleich
der beiden Bilder fällt zum großartigen
Vorteil Enderles aus. Riepps Bild ist
unbedeutend neben dem Werke Endcr-
les.

Acht Kartuschenbilder umgeben das
Chorbild: a) rechts über dem Hochaltar:
ein Schild an einer Mauer lehnend,
daneben Palme, Tanne und Gesträuch,
mit der Ueberschrift: tutatur ei an me
tur; b) links über dem Hochaltar: eine
Hand, die aus den Wolken ragt, schlägt
eine Schlange mit dem Schwert entzwei,
Ueberschrift: gravis ultor in liostes;
beide Bildchen in grün gemalt; e) die
Frömmigkeit oder Andacht: kniende

Frauengestalt, betend über einem Buche
niedergesunken, eine Flamme auf dem
Haupte, aufschauend zu dem Dreieck-
nimbus mit seinen drei Flämmchen.
Ueberschrift: pietas; d) die Wachsam-
keit: eine Frau, mit Sonne auf der
Brust, legt die Linke auf einen Toten-
kopf, trägt in der Rechten eine Schippe,
zur Seite eine Anzahl Schafe, Ueber-
schrift: vigilantia. Diese beidM letz-
teren Bilder sind grau in grau gemalt.

Nun folgen auf jeder Seite zwei in rot
und rotgold gemalte Kartuschenbilder:
rechts: e) ein König (David) auf dem
Throne, vor ihm ein Hund, mit dem
geschriebenen Zitat: lib 3 reg cap 10
vers 8. Die: Stelle enthält die Worte
der Königin von Saba: Selig sind deine
Leute und selig deine Knechte, die vor
dir stehen immerdar und deine Weis-
heit hören, k) David in Begleitung sei-
ner drei Stärksten gießt vor einem
Zeltlager in duftigem Grün ein Gefäß
mit Wasser aus, mit dem Zitat: lib 2
reg cap 23 vers 16. Die Schriftstelle
erzählt: David kam eine Lust an und
er fprach: O, daß mir jemand einen
Trunk Wasser reichte aus der Zisterne,
welche zu Bethlehem am Tore ist. Die
drei Helden brachen durch das Lager der
Philister, schöpften Wasser aus der Zi-
sterne und brachten es David. Dieser
aber wollte nicht trinken, sondern goß
es für den Herrn aus und sprach: Der
Herr sei mir gnädig, daß ich das nicht
tue! Soll ich das Blut dieser Männer
trinken, die mit Gefahr ihres Lebens
dahingegangen sind? — lieber dem
Fenster, das in ein Chörlein führt, zwi-
schen diesen beiden Bildern ist eine Ro-
koko-Uhr gemalt mit der Schrift: err,a>
bit et plura berat. Links: g) Daniels
Urteil zugunsten der Su/sanna: einer
der Aeltesten wird vorgeführt, Susanna
und das Volk lobpreisen Gott, mit dem
Zitat: Daniel 13, 60. lieber dem Fen-
ster ein Bildchen: Ein Fels im Meer,
von den Winden umbraust, Inschrift:
nee ventis, nec terrae, nec undis.
li) Simson trägt das Tor von Gaza
weg, Zitat: lib Und. c 16 v 3.

Im Chörchen auf der Epistelseite ist
in einen kleinen Viarpaß ein ganz lieb-
liches Bildchen gemalt: Anbetung

d,gr Hirten. Das blaue Gewand
Mariens ist fast ganz in weißblau auf-
gelichtet: auf einem blendend Weißen
Tuch liegt auf dem Schoß der lieblichen
Mutter das holdselige Kind, vor dem
drei anbetende Hirten knien. Oben in
den Lüften ist ein Oval im Strahlen-
glanz gemalt mit der Inschrift: Gloria
in excelsis Deo. Die ganze Malerei
ist ausnehmend fein.

Gagen den Chorbogen hin finden sich
 
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