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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 4
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0103
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feite ist die Kanzel angebracht; darum
siud die letzten drei Stationen 13—15
auf dem vordersten Pfeiler dieser Seite
vereinigt mit der Unterschrift:

Ich leg mich, Mutter, dir zu Füßen,
nimm gnädig cm mich als dein Kind.
O laß mich Jesu Wunden küssen
und weinen über meine Sünd'.

Tie Verse sind offenbar auch aus der
Zeit End er las, wenn sie aitcf) 'etwas mo-
dernisiert sind. Deshalb sollen sie auch
hier angeführt sein. Nicht weniger als
fünf große und 52 kleinere Bilder hat
Enderle irr Seeg gemalt, und zwar alle
mit großer Sorgfalt und hervorragen-
der Kunst.

Saui n g ie n, Gottesackerkapelle
1771/72.

Während Enderle noch 1771 in der
Allerheiligenkirche bei Scheppach be-
schäftigt war, mußte er schon wieder
einen neuen Auftrag vorbereiten, den-
noch im gleichen Jahr 1771 in Angriff
zu nehmen war. Unweit vom Bahnhof
Lauingen erhebt sich am Eingang zum
Gottesacker eine, Barockkapelle, ganzein-
räumig mit einer einzigen Decke ge-
baut und mit sehr leichtem, gefälligem
Stuckornament ausgestattet. Für diese
Friedhofkapelle schuf Enderle ein großes
Deckenbild, das die Hilfe der ar-
men Seelen darstellen will. Näher-
hin kommt im Bilde zum Ausdruck, wie
die streitende und die triumphierende
Kirche sich vereinigen gm* Hilfe für die
leidende Kirche. Das Bild ist signiert:
J. II. Enderle-,-pinxit 1771 und wurde
1895 gut restauriert.

Rechts im Vordergrund sehen wir
einen vergitterten Kerkerban, der öeu
Einblick gewährt in ein Flammenmeer,
von dem aus der Rauch überall hinaus-
schlägt und in welchem sich die armen
Seelen anshalten. Alles ist in leichten,
dünnen, zarten Farben, ohne jedes grau-
sige Zuviel gemalt. Das ist die leidende
Kirche.

Von links tritt ans einer Tempel-
architektur betendes Volk, geführt von
einem Priester, heran, eine Büßergestalt
mit Bnßgeißel ist in Halbfigur an einem
Betpult niedergekniet. Daran schließen
sich drei Frauengestalten, die drei Tu-
genden versinnbilden: u) die Barmher-

zigkeit in blauem, weiß aufgelichtetem
Mantel mit einem Geldbeutel und hin-
ter sich einen Brotkorb, einem Armen
ein Geldstück zuwerfend, während ein
Kind mit einem Brote froh von dannen
läuft, b) Etwas über dieser Gestalt er-
hebt sich das Gebet, oitte Frau in grün-
lich-bläulichem Untergewand mit Pen-
seeobergewand, zu Füßen die Weih-
rainchpfanne, in der Hand das Gebet-
buch, über dem Haupt eine Flamme,

c) Die Siebe mit brennendem Herz, der
ein Engel eine große Schale entgegen-
hält, ans der die heilige Hostie in einen:
Strahlennimbus schimmert. Aus die
. Schale legt der Engel Rosenkränze. Das
alles versinnbildet die streitende Kirche,
die den armen Seelen hilft niit Gebet,
.Bußwerken, Almosen, Meßopfer, .Kom-
munion und Rosenkranzablassen. Ein
Engel weist die Seelen auf die Hilfe
dieser Personen hin, während ein klei-
nes Engelein die auf einer Schrifttafel
verzeichneten Sündenzahlen mit einem
Schwamm auswischt.

Ueber der Figur der Siebe naht Sankt
! Petrus mit den beiden Himmelsschlüs-
seln, von denen einer von entern Engel
gehalten wird. Petrus, der coeliiann
tor, soll seine Sösegewalt alusüben. Dar-
über führt Maria, deren Haupt in:
Sternenkranz erstrahlt, kniend und aus
die armen Seelen hinzeigend eine große
Schar von Himmelsbewohnern an, die
ihre Fürbitte für die, armen Seelen ver-
einigen. Joseph, Joachim rmd Anna,
Augustin, Dionysius mit den: Haupt
auf dem Buch, mit Globus und Palm-
zweig, Johannes der Täufer mit Samm
und Kreiuzstab, Martinus mit Buch, die
Gans zu seinen Füßen, und einen: den
Bischofsstab tragenden Engel — diese
alle auf der rechten Seite. Von links
kommen Johann von «Nepomuk, Bar-
bara mit Turnt und Kelch, Afra mit
den: brennenden Baum, Ulrich mit Buch
und Fisch, Bernhard, Katharina und
Margareta, lieber ihnen schwebt Sankt
Michael mit Schwert und Wage und
darüber der Heiland mit dem Kreuz,
der aus seiner Seitenwunde Blut preßt,
das in einem Strahl in einen vor ihm
auf den Wotken stehenden Kelch springt,
über dem die Hostie glänzt. Aus dem
Kelche stießt das Blut auf die -einte
 
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