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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 4
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0106
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100

Himer Gew'.wbe,museum die Farbenskizze
zu diesem Gemälde findet.

In prachtvoller perspektivischer Ver-
kürzung ist der Zirkus durgestellt. Aus
der Arena erhebt sich links ein Denkmal
eines römischen Siegers, unter dem sich
ein fast nackter, gefesselter Gefangener
windet. Rechts haben soeben die Die-
ner ein Fallgitter der carceres der wil-
den Tiere geöffnet nnd heraus rast ein
halbes Dutzend der blutdürstigen Tiere,
ivelche die Wiiste, die leonnm iarida
unti ix, geboren hat. Sie umspringen
die edle Gestalt des greisen Bischofs,
vor dem Buch, Mitra und Bischofsstab
im Sande liegen. Eines der rasenden
Tiere hat sich schon in seinen Arm fest-
gebissen, während der Heilige mit hof-
fendenr Blick zum Himmel emporschaut.

lieber der Arena baut sich in drei
Stockwerken der mit Balusterschranken
versehene Zuschauerraum auf, der eine
große Zahl bewegter Volksscharen in
sich schließt. Ans dem unteren, deut-
licher sich in der Zeichnung abhebenden
Stockwerk ist links der Thron des Kai-
sers, der mit einem Schirm bedeckt ist.
Den Kaiser umgeben seine Kriegerscha-
ren. Rechts ist der Platz der das blutige
Schauspiel genießenden Frauen der rö-
mischen Gesellschaft, von denen eine so-
gar ein kleines Kind vor sich auf der
Balusterschranke hält.

Tie Krönung des Bildes ist eine ko-
lossale Glorie, alus der Christus seinem
heldenmütigen Kämpfer entgegenschaut,
umgeben von Engelgruppen in groß-
artiger Bewegung. Zwei nach unten
schwebende Engel halten Krone, Krap.z
und Palmzweig dem sterbenden und
siegenden Martyrargreis entgegen.

Ein zweites Deckengemälde in dersel-
ben Kirche schildert die lleberführunig
der Gebeine des hl. Ignatius in die
St. Klemenskirche in Rom. Dieses Bild
ist vom Künstler unterzeichnet: J. Lu-
cker 1a, pinx. 1774.

Noch eine zweite Kirche in Mainz ist
von Enderle ausgemalt worden und es
sind wieder Augustiner, die seine Dienste
in Anspruch nahmen. Das 1737 neu
gebaute Augustinerkloster hatte auch
einen Neubau der Kirche zur Folge.
1769 wurde die alte gotische Augnstiner-
kirche abgebrochen und in den Jahren

4 769—1774 eine neue malerische Kirche
gebaut, die 1851 als Liebsraiu'nkirche
geweiht wurde. Die Gemälde von En-
derle sind mit prachtvoller Stuckumrah-
mung umgeben. Sie schildern Szenen
aus dem Leben des hl. Augustinus. Das
Jahr der Ausmalung vermag ich zur
Zeit nicht anzugeben. Interessant ist,
wie die Augustiner fast der ganzen süd-
deutschen Provinz die Kunst Enderles
bevorzugen, wie gleich wieder das fol-
gende Jahr 1775 beweist.

Oberndorf a. N. 1776/79.

Nach Vollendung seiner großen Ar-
beiten in Mainz malte Enderle das schon
unter seinen Arbeiten für Donauwörth
genannte und beschriebene Leinwandge-
mälde St. Antonius 1775 als Al-
tarbild für die jetzt verschwundene Ka-
puzinerkirche in Donauwörth, das sich
jetzt im ToMinikanerinnenkloster daselbst
befindet und das uns die Frau Priorin
in großer Freundlichkeit zu zeigen die
Güte hatte.

Das Jahr 1775 hindurch dürste der
Meister noch besonders beschäftigt gewe-
sen sein mit den Entwürfen und Vor-
bereitungen für das A it g n st i n e r -
k l o st 'e r i n O b e r n d o r s am Neckar,
lvo er die nächsten drei Jahre seine Kunst
zeigte. Die Fäden, die unseren Künst-
ler mit Oberndorf verbinden, laufen
jedenfalls über das Kloster Wettenhau-
sen. Für dieses Kloster hatte Enderle
die ihnen gehörige Pfarrkirche in Ham-
merstetten 1763/65 aus gemalt und noch
1772 den Bibliotheksaal des Klosters
mit Fresken versehen, die leider abge-
sallen ltnb verloren sind. Die Augusti-
nerkonventualen in Wettenhausen haben
jedenfalls im Augustinerkonvent in
Oberndorf aus Enderle aufmerksam ge-
macht und ihn ihren Ordensgenossen
empfohlen 3T). Nach dem Protokoll des
Klosters von 1749, das sich im Kgl.
Staatsarchiv zu Stuttgart befindet,
legte der Prior Alipius Flurschütz am
29. August 1774 den Grundstein zur
neuen Kirche, die Ende September 1776

bsi lldber >EnÄerles TätWert in Oberndorf
siehe Diözefanarchiv von Schwaben XV, 1897
S. 116 iss. mtib Archiv für christliche Kunst
XV 1897 ■©:. 82 ff. (Beides von Stadtpfarrer
B r i nzinger-Obe rndor f.)
 
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