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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 35.1917

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Nr. 4
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21062#0108
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102

auch sonst im 18. Jahrhundert. So be-
sitzt Pfarrer Jacob in Schwörzkirch einen
solchen Ratschluß der Erlösung ans Lein-
wand gemalt, der sich allerdings auf die
Szene im Himmel beschränkt. Auf sei-
nem Bildr, stehen drei Throne; einer ist
leer, auf den beiden anderen sitzen Gott
Daker und Gott Heiliger Geist, ange-
tan mit der dreifachen Krone und mit
wallenden Pluvialien. Vor ihnen nie-
dergesunken ist Gott Sohn, der das
Kreuz der Erlösung ihnen entgegenhält.
Doch reicht dieses Bild bei weitem nicht
an die grandiose Koniposition Enderles
heran.

Das Ehorfresko ist umgeben von vier !
Kartnschenbildern, welche die Brustbil-
der von vier Propheten zeigen: I.Jsaias
mit der Schriftstelle 45, 8: Rorialte
coeli de super, e i nubeS pluamt ius-
tum, la.periatur terra et germinet
Salvatorem; 2. König David mit dem
Text Pf. 145, 5: beatus cuius Deus
Jacob adiutor eius, spes eins in
Domino Deo ipsius; 3. Zacharias mit
Stelle 9, 9: ecoe Hex tun« veniet tibi
iustus et salvator, ipse paiuper et
ros6endens super asinam et super
pull um filium asinae; 4. Daniel mit
dem Zitat 9, 24: septuaginta bebdo-
mudes abbreviatae sunt super popu*
lum tu um ... et impleatur visio et
prophetia et ungatur sanctus sanc*
torum. Es sind lauter Prophetenstel-
len, die auf die Sehnsucht nach dem Er-
löser Bezug haben und seine Vorher-
verkündigung beweisen. Demnach be-
denket die ganze Ehormalerei den Rat-
schluß der Erlösung im Schoße der
Gottheit und sein Vorleben im Geiste
der Prophetst,.

Das in Stuttgart befindliche Proto-
koll sagt S. 470: „Ende August 1776 hat
Herr Johann Baptist Euderle, Kunft-
und Faßmaler, wohnhaft in Donau-
wörth, den Anfang mit Verfertigung
des Chorplafonds oder vordersten Stücks
samt den vier Nebenftück der vier Pro-
pheten gemacht. Akkord wurde mit ihm
keiner geschlossen, weil man von seiner
Billigkeit schon überzeugt war."

Das zweite Fresko bildete mit seinen
Riestmdimensionen Wohl das Glanzstück
der Kirche. Es befindet sich im Schiff
und ist jetzt durch eine Querwand, die

das Schiff abteilt, in zivei Teile zerris-
sen und durch den aufgeführten Wand-
streifen teilweise zugedeckt. Der vor-
dere Teil des Schiffes gehört noch zum
Gewehrmagazin, der hintere Teil war
bis 1916 den Protestanten als Kirche
eingeräumt.

b) Beginn und Vorberei-
tung der Erlösung oder Ankunft
des Erlösers auf Erden in Bethlehem.

In einer konzinn geschwungenen Ro-
kokoumrahmung sind vier einzelne Sze-
nen 51t dem großen Bilde vereinigt:
l. nach Norden: Mariä Erwar-
tung. Maria sitzt neben einem Reise-
bündel und blickt, dig Hände leicht über
die Brust gekreuzt, selig vor sich hin.
Ihr Gesichtsausdruck ist von großer
Lieblichkeit. Daneben liegt das Eselein.
Diese Gruppe wird von einer Palme
überragt. Dahinter kehrt St. Joseph
soeben aus dem im Hintergrund hübsch
gemalten Bethlehem zurück, wo er sich
vergebens um eine Herberge bemüht
hat. Unter dem Bild ist die Schriftstelle
bezeichnet Johannes 1, 11: „Er kam in
sein Eigentum und die Seinigen nah-
men ihn nicht auf."

2. Nach Osten, dem Chore zu: Die
Geburt C h r i st i. Im Stalle bei
Bethlehem hält die jungfräuliche Mut-
ter ihr Kindlein in der Krippe. Alles
Licht geht von dem Jesuskind aus und
beleuchtet besonders hell das Antlitz Ma-
riens. Die Prachtgestalten der Hirten
schauen voll Freude und Entzücken das
Kind. Ganz im Vordergrund naht sich
noch ein Hirte mit seinem Knaben und
einer Laterne, denen ein Hündchen folgt,
lieber dem Ganzen schweben gegen die
Mitte der Bildfläche 'eine große. Zahl
großer und kleiner Engel und Engels-
köpflein. „Noch in den höchsten Höhen,
wo der Himmel. sich geöffnet, sind nrit
wenigen Strichen in lichten gelblichen
und rötlichen Tönen herzige Köpflein
hingezaubert, fo lieb und herzig, ivie
sie nur ein Künstler der fröhlichen Ro-
kokozeit malen konnte," sagt Klink.
Einige der schwebenden Engel halten
ein Spruchband mit dem Text: (Doria
in altissimis Deo et in terra pax
liominibus. Die Schriftstelle unter
dem Bild ist wieder bezeichnend: Mark.
1, 11: „Und eine Stimme kam vom Hirn-
 
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