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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 1
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0004
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nicht ganz eingehalten. Ein Oberaltar-
bild stellt S t. I oseph dar, auf den
Wolken sitzend, mit Lilienstab und Lilien-
stengel. Es ist ein sehr -gutes St. Jo-
sephsbild mit edlen Gesichtszügen und
guter Draperie (blaues Unterkleid, braun-
gelbes Obergewand). Das Vierz'ehn-
Heiligenbild ist bezeichnet: J. Enderle,
Auch die anderen Oelgemälde dieser
5kirche, besonders das Hochaltarbild, sind
von sehr guter Wirkung.

Großkitzighofen 1787.

Von seinen Arbeiten in Schwabmühl-
hausen 1759 aus hat sich Enderle auch
empfohlen für die Kirche des nur eine
halbe Stunde von da entfernten Groß-
kitzighosen, wohin er 1787 berufen wurde.
Im Chor malte der Meister ein großes
Deckenbild, das A b e n d m a h l. In einer
piachtvollen Kuppelarchitektur sind die
Apostel um den Heiland versammelt am
Abendmahlstisch. Alle Gestalten haben
ausgezeichnete Charakterköpfe. Unter
dem Tischtuch schaut ein Hund hervor
(mm mittendns canibus heißt es im
Hymnus Lauda Sion). Ueber der Szene
links schweben Zwei anbetende Engel,
oben rechts schlägt ein Engel einen Vor-
hang vor der heiligen Szene zurück. Zwei
Kartuschen zu beiden Seiten des Altars
nehmeü mit ihren Bildern Bezug auf
das Abendmahl: Moses und der Manna-
regen und das Osterlamm, in Eile von
den Israeliten gegessen, beide Bilder
rot in rot gemalt. Rings um das Fresko
sind sechs Medaillons gernalt, grün in
grün, welche sechs Tugenden dar-
stellen: a) Demut, eine in Frömmigkeit
niedergebeugta Frauengestalt, d) Glaube
mit Kelch, Kreuz und Buch, c) Hoffnung
mit Anker und Oelzweig, d) Liebe mit
durchbohrtem Herz, e) der Schutzengel
mit Kind, die Reinheit sinnbildend,
f) Buße mit Dornenkrone und Geißel
(besonders gute Figur). Es sind die
Tugenden, die zur Teilnahme am Abend-
mahl befähigen.

Das Schiff ist hauptsächlich der Ver-
ehrung des hl. Stephanus, des Erzmar-
tyrers, geweiht. Vom Chor zum Schiss
leitet über ein ganz kleines, zartes
Madonnenbild mit Jesuskind in einer
kleinen Kartusche am Chorbogen. Dann
breitet sich an der Decke aus das große

Gemälde: Martyrium des hl.

Stephanus. Stephanus steht da
im Diakonengewande mit zum Himmel
erhobenen: Haupt. Vier Steiniger Wer-
sen auf ihn ein. Rechts an einer stei-
nernen Vase kauert Saulus, die Klei-
der hütend. Links stehen gläubige und
ungläubige Zuschauer, auch ein Hund ist
bei ihnen; im Hintergrund vor einem
retcfjerr Architekturbild zahlreiches Volk.
Ueber dem Haupte des Heiligen schwebt
ein Engel mit Kranz und Palme. Dar-
über in heller, runder Glorie steht der
Heiland in blaßrotem Gawand auf einer
Wolke, daneben sitzt Gott Vater mit
Zepter und Weltkugel, zuoberst der Hei-
lige Geist, von vielen Engeln umschwebt.

Weiter hinten über der Empore ist
ein größeres Fresko: Stephanus
vor dem Hohen Rat. Vor einer
prächtigen, breit angelegten Architektur
steht Stephanus in der Versammlung
von Schristgelehrten, die heftig gegen
ihn gestikulieren. Im Vordergrund wie-
der die bei Enderle beliebte steinerne
Vase mit Blumen.

Links und rechts vom Hauptdecken-
gemälde sind in kleinen Kartuschen noch
zwei Bilder aus dem Leben des Heiligen
gemalt; links: Stephanus wird
zum Diakon erwählt. Petrus
und ein anderer Apostel halten ihm die
Kleider des Diakons entgegen, andere
bilden die Zuschauer der heiligen Hand-
lung. In der Ecke rechts auf einem Po-
stament wieder eine Vase; rechts: Ste-
phanus wirkt Wunder: er heilt
Kranke, böse Geister fahren aus, ein
Kranker (Aussätziger) läutet ein Glöck-
lein. Vier größere Kartuschen zeigen
die v i e1 r K a r d i n a l t u g ende n,
grün in grün gemalt: Gerechtigkeit mit
Wage und Schwert; Mäßigung mit
Schate, die überläuft; Starkmut mit
Säule und Palmzweig; Weisheit mit
Spiegel und Buch.

An der oberen Emporenbrüstung sind
zwei sehr gute Bilder: Mariä Verkün-
digung und Christi Geburt. An der
unteren Brüstung befinden sich drei Bil-
der: a) Jesus im Tempel, b) Jesus, der
gute Hirt, mit 'einem Schäslein auf dem
Rücken. Vor ihm ist ein Jüngling nie-
dergefallen, der die Inschrift trägt: ern
ravi sicut ovis quae periit. Alles in
 
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