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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 1
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0005
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schöner Landschaft mit ganz eigenarti-
gen Gebäuden auf einer Anhöhe rechts,
c) Die Schlüsselübergabe an Petrus mit
dem Rundbau der Kirche. Die Bilder
sind sehr gut in Farbe und Zeichnung.

Das große Deckengemälde im Schiff
trägt die Signatur: J. B. Enderle,

pinxit 1787.

Graben 1789.

Auf dem Lechfeld, eine Viertelstunde
von Lagerlechfeld entfernt, liegt die Pfar-
rei Graben, die sehr passend Ulrich und
Afra zu ihren Kirchenpatronen erkoren
hat. Zu ihrer Ehre sind auch die Male-
reien Enderles gefertigt.

Das Chorgemälde ist eine Erinnerung
an die Schlacht auf dem Lechfelde:
Kommunion Kaiser Ottos vor
der Schlacht. Das Bild hat die
Form eines Rechtecks mit abgeschrägten
Ecken und ist signiert: J. B. Enderle
1775. Diese Datierung ist aber fälsch-
lich bei einer Restauration angebracht
worden statt des Datums 1789. Im
Vordergründe fließt der Lech. Rechts
erhebt sich ein einfacher Barockaltar mit
Kruziftxus, unter Bäumen aufgefchla-
gen. Auf demselben steht St. Ulrich und
wendet sich zu dem königlichen Heerfüh-
rer, um ihm die Kommunion zu reichen.
Hinter dem König drängen sich die Sol-
datenscharen mit Mut und Vertrauen
in ihren Gesichtern, zum Teil zum Gebot
niedergesunken, zum Teil mit ihren
Waffen und Fahnen in den Händen. An
der Epistelseite des Altars stehen drei
Geistliche, einer davon hält Mitra und
Stab. Aus den Wolken schweben Engel
hernieder als Zeugen der weihevollen
Handlung.

In demselben Bildrahmen gegen We-
sten ist in schmalem Streifen die
Schlacht aus dem Lechs'eld dar-
gestellt. Der heilige Bischof sprengt an
der Spitze der Christenscharen mit dem
König den Ungarn entgegen, sie tiber-
reitend und zur Flucht schlagend. Um-
sonst versucht einer ihrer Führer, noch
auf den Heiligen einzudringen. Die
Christenschären eilen, von Mut ge-
schwellt, herbei und 'erringen den glän-
zenden Sieg.

Das Bild der heiligen Kommunion
ist in lebhaften, satten Farben, das der

Schlacht in leichten Tönen gemalt. Das
Chorbild ist, wie die ganze Kirche, nicht
sehr günstig restauriert. Zum letzteren
Bild ist zu vergleichen das Bild der
Schlacht von Lechfeld in Seeg.

Das gewaltige Ovalbild des Schiffs
ist eine Darstellung des M a r t y r i u m s
der hl. Asra. Rechts im Vordergrund
vor einer ausgezeichneten Barockarchi-
tektur sitzt unter einem grünen Balda-
chin der heidnische Richter; vor ihm steht
Afra, mit dem Fuß die Rüucherpsanne
umstoßend, welche geschäftig blumen-
bekränzte Götzenpriester h'erbeigpbracht
haben. Links erhebt sich das Bild der
Diana, welcher von anderen Tauben und
Weihrauch geopfert wird. Links in der
Ecke betrachten Soldaten die Szene, die
am Ende von Architekturstücken abge-
schlossen wird. lieber dieser Szene, in
einem Wolkennimbus, der sehr leicht
und natürlich gemalt ist, zeigt sich dm
heiligste Dreifaltigkeit mit den prächti-
gen Figuren Gott Vaters und Jesu.
Die Taube des Heiligen Geistes be-
herrscht den Mittelpunkt dos Nimbus,
der ganz umsäumt ist mit jubelnden
Engelscharen, welche zum Teil die Hei-
lige auf den Lohn des wahren Gottes
Hinweisen. Die Dreifaltigkeit ist gleich-
sam Zuschauerin beim Glaubensbekennt-
nis der HI. Asra.

Aus dem gleichen Bild nach unten ist
das Martyrium der hl. Asra bargestellt.
In der Mitte steht Afra an den Holz-
stoß angebunden, in Flammen, auf-
schauend zu einem Engel, der ihr den
Siegeskranz entgegenhält. Emsig sind
die Schergen bemüht, d,en Holzstoß zu
schüren. Ein Götzenpriester hält Asra
ein Götzenbild 'entgegen, um sie noch
zum Abfall zu bewögen. Soldaten rechts
und links, Bäume und Landschaft be-
grenzen die Szene.

In der Ecke des Plafonds find die
Bilder der vier Grundtugenden:
Starkmut mit Säule, Palmzweig und
Eselskinnbacken (Simsonl), Klugheit
mit Sonne auf der Brust und Spiegel
in der Hand, Gerechtigkeit mit Wage und
Schwert, Mäßigung, eine Schale aus-
gießend, die Bilder sind braungelb in
braungelb und zeigen eine wuchtige Dra-
perie.

An den beiden Emporebrüstungen sind
 
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