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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 1
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0007
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Darstellung Jesu und Wiederfinden Jesu
im Tempel.

Ueber der Orgel besindet sich wieder
ein in länglicher Umrahmung gemaltes
Gemälde, das St. Leonhard und
St. Ge o r g verherrlicht. Links ist
St. Leonhard als Helfer in den Nöten
des Lebens, rechts St. Georg mit Fahne,
schwerttragendem Engel und dem Dra-
chen dargestellt.

An der Orgelbrüstung ist das liebliche
Bild der hl. Cücilia zu sehen, wie sie
Orgel spielt und ein Engel den Blas-
balg zieht. Hinter der Heiligen Jnstru-
mente und Noten.

Noch ein Bild schmiickt die Decke an
der unteren Empore: Jesus treibt
die Verkäufer aus dem T e m -
p e l. Links stehen drei Apostel, die sich
erinnern an die Schriftstelle: „Der Eifer
für dein Haus verzehret mich"; rechts
stürmen die Verkäufer hinaus aus den
heiligen Hallen; im Vordergrund liegt
ein umgestürzter Eierkorb.

Die ganze Malerei dieser Kirche macht
einen heiteren, festlichen Eindruck, der
hervorgerufen ist durch die sehr stim-
mungsvolle Farbengebung des Künst-
lers.

L a u i n g e n, Augustinerkirche 1791.

Wieder sind es die Augustiner, die
den Meister zur Zier eines Klosterhea-
ligtums berufen haben, das jetzt Kirche
der Lehrerbildungsanstalt in Lauingen
ist. Die Kirche ist in Louis XVI. aus-
geftattet. Die Dekorationsmalerei ist
ganz in diesen: Stil ausgeführt, wahr-
scheinlich auch von Enderle, der sich hier
ganz dem Stil anzubequemen weiß.

In: Chor ist ein großes Ovalgemälde:
St. Augustinus als F ii r b i t -
t e r. Vor dem Heiland mit seinem Kreuz
im Himmel kniet St. Augustin, von
Engeln umgeben, als Fürbitter für die
Menschen. Ein Engel trägt ihm Buch,
Bischofsstab und Mitra. Ein anderer
Engel hält ein Füllhorn, aus dem Geld-
stücke« herabfallen auf eine bittende
Menge, die sich unten vor einer ein-
fachen Architektur gruppiert, links
Kranke und Bresthafte; in der Mitte
eine Frau, die einen Beutel in der Hand
hält und dankbar zu dem-Heiligen hinauf-
zeigt; rechts Kinder und vornehme Ge-

sellschaft, die den Heiligen um feine
Hilfe anrufen. Das Bild hat einmal
eine nicht ganz glückliche Restauration
erfahren. In den Stichkappenzwickeln
um das Gemälde herum find die vier
lateinischen Kirchenväter gemalt.

Das Hauptfresko im Schiff stellt einen
großartigen „Heiligenhim m e l"
dar. Dem Chore zu unten nimmt die
ganze Breite des Bildes eine wuchtige,
beherrschende Tempelarchitektur ein. Im
Vordergrund steht auf einem Rokoko-
aufsatz geschrieben: Re De um lauda*
mus. Ueber dem Aufsatz erhebt sich
ein kleines Rundg'ebäude, die Kirche ver-
sinnbildend, davor liegt das Buch mit
sieben Siegeln; links eine jugendliche
Papstgestalt, die eine Hand auf dem ver-
siegelten Buch, in der anderen Hand ein
weiteres Buch; rechts die Gestalt der
Religion mit Kreuz, Buch, Kelch und
Patene. Beide Figuren find grau in
grau. Nach links die Embleme des Papst-
tums, nach rechts Waffen und Fahnen.
Dahinter und darüber auf einer drei-
stufigen Estrade liegt die Weltkugel, zu
der sich die, Vertreter der Weltteile heran-
drängen, von links der Mohr mit Ge-
folge, dann Europa, rechts von der Ku-
gel der Fürst mit Halbmond, hinter der
Kugel ein Indianer. Daran schließen
sich die Figuren eines Papstes, eines
Fürsten und zweier Bischöfe. Alle er-
heben ihre Häupter zu den: gewaltigen
Himmelsbild. Auf demselben erscheinen
vorn in der Mitte, fast verschwindend
zart gemalt, die Scharen der Jungfrauen,
rechts davon Heilige: Florian, Mauri-
tius u. a., links Petrus und Paulus und
die anderen Apostel. Ueber diesen Grup-
pen naht Maria mit Joachim und Anna,
Johann Baptist, Joseph. Der Mitte zu
wieder fast verschwindend Adam und
Eva, Noe mit Arche und Oelzweig, Da-
vid mit Harfe, Aaron und Moses mit
den Gesetzestafeln. Nach rechts: St. Au-
gustin, kniend auf einer Wolke, hält ein
durchbohrtes Herz nach oben, vor ihm
ein Engelein mit Schöpflöffelchen und
Buch, hinter ihn: ein Engel mit Mitra
und Stab, dahinter fünf Augustiner-
heilige, einer mit dem Ordensregelbuch.
Ueber den Heiligen des Alten Bundes
tragen Engel eine Kugel, über welche
die heiligste Dreifaltigkeit im Dreieck-
 
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