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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 1
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0011
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9

seiner Anklage den jugendlichen Vitus,
hinter dem ein Götzenpriester ein Götzen-
bild trägt, um den Knaben zum Abfall
zu bewegen. Der Richter macht dem
Knaben reiche Versprechungen. Der Va>-
ter weist auf die Soldaten hin, die im
Vordergrund schon den Kessel und bte
Folterwerkzeuge bereitgestellt haben, und
auf den Priester, der den Widder zum
Opfer schlachten will. Allein der Knabe
stößt mit dem Fuße die Räucherpfanne
um und schaut mit erhobenem Antlitz
zum Himmel empor, zu dem Gott, an
den allein er glaubt. Droben zeigt sich
Jesus, thronend in den Wolken, in denen
sich unzählige Engel verlieren; anders
Engel tragen das Kreuz und zeigen dem
standhaften Vitus Palmzweig und Krone.
Ein Engel schwebt zu Christus heran
und bringt ihm auf einer Schale ein
brennendes Herz entgegen.

Das Ganze ist eine einfache, übersicht-
liche, klare und vor allem nicht überla-
dene Komposition und darum sehr wirk-
sam. Die Farben sind ausgezeichnet er-
halten und bei der Restauration 1914
nicht viel daran hin ein gemalt.

Ein drittes kleine,res Gemälde über
der Orgel stellt dar: Vitus als Be-
schützer der Kirche zu Rehling.
Im Mittelpunkt steht Vitus, zum Him-
mel emporschauend und Fürbitte 'einle-
gend für die links von einem Engel auf
einer Wolke getragene Kirche. Eine
Sonne im Dreiecknimbus, in dem die
Buchstaben Jehovah find, bescheint die
Kirche mit ihren Strahlen. Zur Lin-
ken des Heiligen schwebt ein Engel mit
Krone, und neb,en ihm sitzt ein Engel mit
Palmzweig am Rande des Marterkessels.

Sehr gut sind die Brüstungsbilder an
den Emporen. Oben: a) S t. Niko-
laus im Ornat auf Wolken herabschwe-
bend in einen Raum, in dem drei nackte
Kinder aus einem Kübel sich erheben;
an seiner Seite ein Engelchen mit Buch
und drei goldenen Aepfeln. b) S t. C ä-
c i l i a an der Orgel spielend, lauscht
himmlischen Melodien, e) Ein hei-
liger Bischof bittet für eine Kirche,
die ein Engel in den Wolken hält. Hin-
ter dem Bischof liegen Mitra und Beil
auf einer Wolke. Zwischen diesen drei
Bildern sind noch vier grau in grau
gemalte Bildchen je mit zwei Engel-

putten, die auf verschiedenen Instrumen-
ten spielen. Untere Empore: a) S t.
Stephanus mit einem Engel und
einem Haufen Steine vor sich auf einer
Wolke, und St. Laurentius mit
dem Rost, b) Verlobung der h l. Ka-
tharina mit dem Jesuskind. Maria
hält dem Kind die Hand, daß es den
Ring der vor ihm knienden Heiligen an
den Finger stecke. Katharina kniet auf
ihrem Rad. Hinter ihr schleppt ein klei-
nes Engelein am großen Nichtschwert.
Von rechts her bringt ein Engel ein
Körbchen mit Blumen, c) Ein Apo-
stel mit Buch und Palmzweig und Beil
und St. Georg mit dem Drachen.
Die vier Zwischenbildchen an dieser Em-
pore zeigen Engelputten im Spiele mit
Blumen, Kränzen und Palmen.

G r o ß a n h a u s e n 1796.

Nachdem der Meister 1794 und 1795
die Oelgemälde St. Sebastian und St.
Leonhard für Auchfesheim gefertigt
hatte, brachte das Jahr 1796 noch ein-
mal eine Kirchenausmalung, zu Groß-
anhausen, Pfarrei Limbach, unweit von
Burgau, die sein letztes Werk sein sollte.

An der Chorrückwand hinter dem frei-
stehenden Altar malte Enderle die ll n-
befleckte Empfängnis. Die Ma-
donna, mit Sternenkrone umgeben, steht
auf der von der Schlange umringelten
Weltkugel, auf der der Sündenfall ge-
malt ist. Maria legt ihre Rechte in die
Hand des ihr von oben erscheinenden
verklärten Christus mit Kreuz. Unter-
Marias rechter Hand schwebt ein über-
aus liebliches Engelein mit Lilien. Rechts
oben Gott Vater, über Maria der Hei-
lige Geist. Unten knien die begnadig-
ten Eltern Joachim und Anna.

Die Chordecke in vertieftem Oval zeigt
eine Anbetung d e r Hirten. In
ruinösem Gebäude, das von oben her
mit Wolken erfüllt ist, auf denen die
Gloria singenden Engel schweben, sitzt
Maria, das Kind in weißem Tuch über
die Krippe haltend, dahinter St. Joseph.
Vorn links knien zwei anbetende Hir-
ten, rechts kommt 'ein Hirte mit feinem
Knaben und einem Schäflein. Links
schließt Architektur, rechts eine Baum-
gruppe die Szene ab. Das Kind ist der
lichte Mittelpunkt, von d,eM alles Licht
 
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